Geisel, Freilassung

Die Hamas hat mehr als 220 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.

24.10.2023 - 13:08:08

Geisel nach Freilassung: «bin durch die Hölle gegangen». Nun wurden zwei weitere Frauen freigelassen. In Tel Aviv berichtet eine 85-Jährige von ihrer traumatisierenden Erfahrung.

  • Judith Raanan und ihre 17-jährige Tochter Natalie waren bereits aus der Gefangenschaft im Gazastreifen freigelassen worden. - Foto: Uncredited/Government of Israel/dpa

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  • Dieses Videostandbild wurde von den Al-Qassam-Brigaden auf ihrem Telegramm-Kanal veröffentlicht. Es zeigt die zwei 79 und 85 Jahre alten Frauen, die von der Hamas dem Roten Kreuz übergeben wurden. - Foto: -/Al-Qassam-Brigaden via AP/dpa

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  • Yocheved Lifschitz (M), eine der von der Hamas freigelassenen Geiseln, spricht einen Tag nach ihrer Freilassung. - Foto: Ilia Yefimovich/dpa

    Ilia Yefimovich/dpa

Judith Raanan und ihre 17-jährige Tochter Natalie waren bereits aus der Gefangenschaft im Gazastreifen freigelassen worden. - Foto: Uncredited/Government of Israel/dpaDieses Videostandbild wurde von den Al-Qassam-Brigaden auf ihrem Telegramm-Kanal veröffentlicht. Es zeigt die zwei 79 und 85 Jahre alten Frauen, die von der Hamas dem Roten Kreuz übergeben wurden. - Foto: -/Al-Qassam-Brigaden via AP/dpaYocheved Lifschitz (M), eine der von der Hamas freigelassenen Geiseln, spricht einen Tag nach ihrer Freilassung. - Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Eine freigelassene israelische Geisel der islamistischen Hamas im Gazastreifen hat ihre Entführung als traumatisierende Erfahrung beschrieben. «Ich bin durch die Hölle gegangen», sagte die 85-jährige Yocheved Lifschitz in Tel Aviv.

Die Terroristen hätten in ihrem Kibbutz gewütet, hätten Menschen getötet und entführt und dabei keinen Unterschied zwischen Alten und Jungen gemacht. Zwei Männer hätten sie auf einem Motorrad verschleppt. Einer habe sie während der Fahrt in den Gazastreifen mehrfach auf die Rippen geschlagen.

Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas in Israel ein Massaker an Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen in Israel kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Militante verschleppten mehr als 200 Menschen in das Gebiet am Mittelmeer.

Yocheved Lifschitz wurde dabei gemeinsam mit ihrem Ehemann aus der Ortschaft Nir Oz entführt. Was mit ihrem Mann ist, weiß die Familie nicht, wie eine Tochter Journalisten sagte. Er sei verletzt.

Geisel: «Die haben uns gut behandelt»

Yocheved Lifshitz sagte allerdings auch, in Gefangenschaft sei sie gut versorgt worden. «Die haben uns gut behandelt.» Alle zwei, drei Tage habe ein Arzt nach ihnen geschaut. Ein verwunderter Mann habe Antibiotika und Medikamente bekommen. Sie hätten das Essen mit den Mitgliedern der Hamas geteilt. Diese hätten sich sehr darum bemüht, den Ort sauber zu halten.

Lifschitz wurde gemeinsam mit einer zweiten Israelin nach mehr als zwei Wochen Gefangenschaft am Montagabend freigelassen. Bilder im Internet zeigen die Frau, wie sie dabei einem Mitglied der Hamas die Hand gibt. Diese Geste sorgte in sozialen Netzwerken für entsetzte Reaktionen.

Die 85-Jährige erzählte, dass sie auch in Tunneln unter dem Gazastreifen gelaufen sei. Diese Tunnel hatte die Hamas angelegt. Dieses Tunnelsystem sei «wie ein Spinnennetz». Bei ihrer Ankunft seien in einer großen Halle 25 Gefangene gewesen. Sie hätten ihr die Uhr und Schmuck abgenommen.

Freilassung aus «humanitären Gründen»

Die Freilassung der beiden Frauen soll nach Angaben der Hamas von Katar und Ägypten vermittelt worden sein. Die Geiseln seien «trotz der Verbrechen der Besatzung» aus «humanitären Gründen» freigelassen worden, erklärte Hamas-Sprecher Abu Obeida im Telegram-Kanal der Al-Kassam-Brigaden.

Zuvor hatte es Medienberichte über eine möglicherweise bevorstehende Freilassung von 50 Geiseln gegeben. Weder von der US-Regierung noch vom Internationalen Roten Kreuz gab es dafür zunächst eine Bestätigung. Die «New York Times» hatte berichtet, dass Israel davon ausgehe, dass die Hamas etwa 50 Geiseln, die nicht nur die israelische, sondern auch eine andere Staatsbürgerschaft hätten, freilassen könnte. Man werde sich an einer «Selektion» zwischen ausländischen und israelischen Geiseln nicht beteiligen, meldeten israelische Medien unter Berufung auf einen politischen Repräsentanten.

Israel bedankt sich bei Ägypten

Israels Regierung bedankte sich bei Ägypten und dem Internationalen Roten Kreuz für ihren Beitrag. «Wir danken Ägypten für seine Hilfe und dem Roten Kreuz für seine wichtige Rolle bei der Rettung von Leben», hieß es weiter. Auch die Armee sei in den vergangenen Tagen «auf allen Kanälen sehr aktiv» gewesen, um die Freilassung der beiden Geiseln zu erreichen.

Indes setzt sich Israel ungeachtet seiner geplanten Bodenoffensive weiter für die Freilassung der Geiseln der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen ein. «Wir handeln mit jedem Akteur, um die Entführten freizubekommen», sagte Israels Energieminister Israel Katz der «Bild»-Zeitung. «Wir tun alles, um sie nach Hause zu bekommen».

Schicksal weiterer Geiseln unklar

Aus den USA gab es zunächst keine Bestätigung für eine möglicherweise bevorstehende Freilassung einer größeren Anzahl an Geiseln. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Montag in Washington, er könne nichts dazu sagen. Grundsätzlich sei es mit Blick auf die Verhandlungen «in der jetzigen Phase des Prozesses nicht möglich, öffentlich über die laufenden Bemühungen zu berichten», sagte Kirby. Man werde weiter mit den Partnern in der Region zusammenarbeiten, um alles dafür zu tun, damit die Geiseln freigelassen werden.

Der israelische Sender i24news berichtete unter Berufung auf das Rote Kreuz, der Rettungsdienst sei unterwegs, um eine Gruppe von etwa 50 Entführten mit doppelter Staatsbürgerschaft empfangen zu können. Eine Einigung sei binnen Stunden möglich, sollten keine neuen Hindernisse auftauchen, hieß es weiter.

Am Freitag waren überraschend eine Mutter und ihre Tochter freigelassen worden. Katar hatte die Freigabe der beiden US-Bürgerinnen vermittelt.

@ dpa.de