Tochter, Geisel

Die Hamas hat mehr als 220 Menschen in den Gazastreifen verschleppt - darunter auch Kinder und alte Menschen.

24.10.2023 - 08:26:53

Tochter von freigelassener Geisel: Mutter wirkt okay. Nun wurden zwei weitere Frauen freigelassen.

  • Judith Raanan und ihre 17-jährige Tochter Natalie waren bereits aus der Gefangenschaft im Gazastreifen freigelassen worden. - Foto: Uncredited/Government of Israel/dpa

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  • Dieses Videostandbild wurde von den Al-Qassam-Brigaden auf ihrem Telegramm-Kanal veröffentlicht. Es zeigt die zwei 79 und 85 Jahre alten Frauen, die von der Hamas dem Roten Kreuz übergeben wurden. - Foto: -/Al-Qassam-Brigaden via AP/dpa

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Judith Raanan und ihre 17-jährige Tochter Natalie waren bereits aus der Gefangenschaft im Gazastreifen freigelassen worden. - Foto: Uncredited/Government of Israel/dpaDieses Videostandbild wurde von den Al-Qassam-Brigaden auf ihrem Telegramm-Kanal veröffentlicht. Es zeigt die zwei 79 und 85 Jahre alten Frauen, die von der Hamas dem Roten Kreuz übergeben wurden. - Foto: -/Al-Qassam-Brigaden via AP/dpa

Einer der von der Hamas freigelassenen Geiseln geht es nach Angaben ihrer Tochter gut. Yocheved Lifschitz «wirkt okay», sagte ihre in London lebende Tochter Sharone Lifschitz der BBC. «Sie wirkt sehr aufmerksam und ist sehr daran interessiert, Informationen an Familien anderer Geiseln weiterzugeben, mit denen sie zusammen war», sagte sie.

Die 85-Jährige war am 7. Oktober gemeinsam mit ihrem Ehemann von der islamistischen Hamas aus der Ortschaft Nir Oz in den Gazastreifen verschleppt worden. Auch die zweite am Montag freigelassene Geisel, eine 79-Jährige, wohnte dort. Ihr Ehemann befindet sich ebenfalls weiterhin in Hamas-Gefangenschaft.

Tochter will auf weitere Freilassungen hinarbeiten

«Ich kann bestätigen, dass meine Mutter Yochi Lifshitz eine der beiden Geiseln war, die heute Abend dem Roten Kreuz übergeben wurden», sagte Sharone Lifschitz einer in der Nacht veröffentlichten Erklärung zufolge. «Auch wenn ich die Erleichterung darüber, dass sie nun in Sicherheit ist, nicht in Worte fassen kann, werde ich weiterhin darauf hinarbeiten, die Freilassung meines Vaters und all jener sicherzustellen, die noch immer in Gaza als Geiseln gehalten werden, das sind etwa 200 unschuldige Menschen.»

In der Nacht hatte das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mitgeteilt, dass die 79 und 85 Jahre alten Frauen an Israels Armee übergeben worden seien.

Zuvor hatte der militärische Arm der Hamas erklärt, zwei weitere Geiseln im Gazastreifen freigelassen zu haben. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete, die beiden Frauen seien am Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten angekommen. Der Sender zeigte Aufnahmen, wie sie in Krankenwagen liegen und behandelt werden. Der Zustand der Frauen sei stabil, sagten ägyptische Sanitäter dem Sender. Einer der Mediziner berichtete, seine Patientin habe ihm gesagt, sie sei glücklich, jetzt hier bei ihnen zu sein.

Er und seine Familie seien «glücklich» über die anstehende Heimkehr seiner Großmutter, sagte der Enkelsohn einer der beiden freigelassenen Geiseln israelischen Medienberichten zufolge. Die Angehörigen haben demnach bereits mit ihr gesprochen. «Wir hoffen, dass es ihr gut geht.»

Freilassung aus «humanitären Gründen»

Die Freilassung der beiden Frauen soll nach Angaben der Hamas von Katar und Ägypten vermittelt worden sein. Die Geiseln seien «trotz der Verbrechen der Besatzung» aus «humanitären Gründen» freigelassen worden, erklärte Hamas-Sprecher Abu Obeida im Telegram-Kanal der Al-Kassam-Brigaden.

Zuvor hatte es Medienberichte über eine möglicherweise bevorstehende Freilassung von 50 Geiseln gegeben. Weder von der US-Regierung noch vom Internationalen Roten Kreuz gab es dafür zunächst eine Bestätigung. Die «New York Times» hatte berichtet, dass Israel davon ausgehe, dass die Hamas etwa 50 Geiseln, die nicht nur die israelische, sondern auch eine andere Staatsbürgerschaft hätten, freilassen könnte. Man werde sich an einer «Selektion» zwischen ausländischen und israelischen Geiseln nicht beteiligen, meldeten israelische Medien unter Berufung auf einen politischen Repräsentanten.

Israel bedankt sich bei Ägypten

Israels Regierung bedankte sich bei Ägypten und dem Internationalen Roten Kreuz für ihren Beitrag. «Wir danken Ägypten für seine Hilfe und dem Roten Kreuz für seine wichtige Rolle bei der Rettung von Leben», hieß es weiter. Auch die Armee sei in den vergangenen Tagen «auf allen Kanälen sehr aktiv» gewesen, um die Freilassung der beiden Geiseln zu erreichen.

Indes setzt sich Israel ungeachtet seiner geplanten Bodenoffensive weiter für die Freilassung der Geiseln der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen ein. «Wir handeln mit jedem Akteur, um die Entführten freizubekommen», sagte Israels Energieminister Israel Katz der «Bild»-Zeitung. «Wir tun alles, um sie nach Hause zu bekommen».

Schicksal weiterer Geiseln unklar

Aus den USA gab es zunächst keine Bestätigung für eine möglicherweise bevorstehende Freilassung einer größeren Anzahl an Geiseln. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Montag in Washington, er könne nichts dazu sagen. Grundsätzlich sei es mit Blick auf die Verhandlungen «in der jetzigen Phase des Prozesses nicht möglich, öffentlich über die laufenden Bemühungen zu berichten», sagte Kirby. Man werde weiter mit den Partnern in der Region zusammenarbeiten, um alles dafür zu tun, damit die Geiseln freigelassen werden.

Der israelische Sender i24news berichtete unter Berufung auf das Rote Kreuz, der Rettungsdienst sei unterwegs, um eine Gruppe von etwa 50 Entführten mit doppelter Staatsbürgerschaft empfangen zu können. Eine Einigung sei binnen Stunden möglich, sollten keine neuen Hindernisse auftauchen, hieß es weiter.

Terroristen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Mindestens 222 weitere wurden laut israelischer Armee gewaltsam in den Gazastreifen verschleppt, darunter sind auch mehrere Deutsche. Am Freitag waren überraschend eine Mutter und ihre Tochter freigelassen worden. Katar hatte die Freigabe der beiden US-Bürgerinnen vermittelt.

@ dpa.de