Iran, Welle

Der Iran hat seine Drohung wahr gemacht und Israel angegriffen.

14.04.2024 - 00:26:07

Iran schießt Welle ballistischer Raketen auf Israel. Teheran hatte eine Bestrafung Israels wegen des Todes von zwei Brigadegenerälen angekündigt. Im Nahen Osten droht ein Flächenbrand.

  • Eine israelische Flagge in den von Israel kontrollierten Golanhöhen. (Symbolbild) - Foto: Ariel Schalit/AP/dpa

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  • Im Iran produzierte Raketen und Satellitenträger. - Foto: Vahid Salemi/AP/dpa

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  • Irans Verteidigungsminister General Mohammed-Resa Aschtiani (r)spricht mit dem Befehlshaber der Armee, General Abdolrahim Mussawi, während einer Zeremonie zur Übergabe der im Inland gebauten Drohnen an die Armee. - Foto: Uncredited/Iranian Defense Ministry/dpa

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  • Dieses Videostandbild zeigt, wie Abfangraketen über Jerusalem in den Himmel geschossen werden. - Foto: Sam Mednick/AP

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Eine israelische Flagge in den von Israel kontrollierten Golanhöhen. (Symbolbild) - Foto: Ariel Schalit/AP/dpaIm Iran produzierte Raketen und Satellitenträger. - Foto: Vahid Salemi/AP/dpaIrans Verteidigungsminister General Mohammed-Resa Aschtiani (r)spricht mit dem Befehlshaber der Armee, General Abdolrahim Mussawi, während einer Zeremonie zur Übergabe der im Inland gebauten Drohnen an die Armee. - Foto: Uncredited/Iranian Defense Ministry/dpaDieses Videostandbild zeigt, wie Abfangraketen über Jerusalem in den Himmel geschossen werden. - Foto: Sam Mednick/AP

Der Iran hat erstmals Israel direkt angegriffen. Trotz internationaler Warnungen schickte der Iran Drohnen und Raketen. Israels Armeesprecher Daniel Hagari bestätigte am Samstag den Beginn des Angriffs. Es werde mehrere Stunden dauern, bis die Drohnen israelisches Gebiet erreichen könnten. Offen war zunächst, ob Israel mit einem Gegenangriff auf den Iran reagieren würde.

Die militärischen Spannungen im Nahen Osten hatten sich verschärft, nachdem es bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff am 1. April auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mehrere Tote gegeben hatte. Darunter waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden. 

Israels Rettungsdienst nach Angriff Irans: Zehnjähriger schwer verletzt

Bei dem Großangriff des Irans auf Israel ist nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom ein zehnjähriger Junge schwer verletzt worden. Es handele sich um einen Beduinen aus dem Umkreis der Stadt Arad in der Negev-Wüste, teilte der Rettungsdienst in der Nacht zum Sonntag mit. Der Rettungsdienst hatte zunächst berichtet, es habe bei den iranischen Angriffen keine Verletzten gegeben. 

Iran greift an

Bei ihrem massiven Vergeltungsangriff haben Irans Revolutionsgarden nach Angaben von Staatsmedien auch ballistische Raketen gestartet. Um welche Raketentypen es sich handelte, ging aus dem Bericht der Nachrichtenagentur Irna in der Nacht zu Sonntag (Ortszeit) nicht hervor. Irans Revolutionsgarden verfügen über mehrere Typen von Mittelstreckenraketen, die Israel erreichen können. 

Ballistische Raketen verfügen über Raketenantriebe und werden für schnelle Angriffe über große Entfernungen verwendet. Sie unterscheiden sich etwa von Marschflugkörpern, die in niedrigeren Höhen fliegen können und durchgängig gesteuert werden. 

Die Revolutionsgarden starteten nach eigenen Angaben auch Dutzende Drohnen in Richtung Israel. Die Operation mit dem Titel «Aufrichtiges Versprechen» war ein Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien. Am 1. April waren bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

Irans Verteidigungsminister warnt vor Gegenangriffen

Der iranische Verteidigungsminister hat nach dem Beginn der Vergeltungsschläge gegen Israel vor Gegenangriffen auf sein Land gewarnt. Jeder Staat, der den Iran angreife, werde eine «entschlossene Reaktion» erhalten, sagte General Mohammed-Resa Aschtiani laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna in der Nacht zu Sonntag. 

Der Iran hat den Angriff auf Israel außerdem als angemessene Reaktion für die Attacke auf seine Botschaft in Syrien dargestellt. «Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden. Sollte das israelische Regime jedoch einen weiteren Fehler begehen, wird die Reaktion Irans deutlich härter ausfallen», teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen am Samstag (Ortszeit) in New York auf der Plattform X mit. Die USA wiederum müssten sich aus dem Konflikt heraushalten, wurde in der Botschaft betont.

Hisbollah feuert Raketen aus Libanon in Richtung Israel ab

Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah hat nach eigenen Angaben Raketen auf die von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert. Man habe am späten Samstagabend israelische Kasernen in dem Gebiet mit Raketen vom Typ Katjuscha ins Visier genommen, teilte die Milz mit. 

Netanjahu wendet sich an Bürger Israels

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wandte sich kurz vor dem Angriff an die Bürger seines Landes. «Der Staat Israel ist stark. Die IDF sind stark. Wir wissen es zu schätzen, dass die USA an der Seite Israels stehen, ebenso wie die Unterstützung Großbritanniens, Frankreichs und vieler anderer Länder», sagte er. «Wir haben ein klares Prinzip: Wer uns schadet, dem schaden wir auch», warnte er. «Gemeinsam werden wir standhalten und mit Gottes Hilfe alle unsere Feinde besiegen», fügte Netanjahu hinzu.

Verteidigungsminister Joav Galant hatte wiederholt betont, ein solcher Angriff werde nicht unbeantwortet bleiben. «Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern», hatte Galant zuletzt am Freitag gewarnt.

Angesichts des iranischen Angriffs auf Israel sind die Einwohner der besetzten Golanhöhen in der Nacht zum Sonntag dazu aufgefordert worden, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Das israelische Fernsehen berichtete, auch die Einwohner von Eilat, Dimona und Nevatim in der Negev-Wüste hätten ähnliche Anweisungen erhalten. Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf israelische Repräsentanten, man erwarte, dass die Golanhöhen und eine israelische Luftwaffenbasis in der Negev-Wüste Ziele der iranischen Angriffe werden könnten. Dutzende israelischer Kampfjets seien in der Luft, um Flugkörper aus dem Iran abzufangen.  

USA bestätigen Angriff

Auch die USA bestätigten den iranischen Angriff. US-Präsident Joe Biden werde fortlaufend über die Lage informiert und werde sich am Samstagnachmittag (Ortszeit) mit seinem Sicherheitsteam im Weißen Haus zu Beratungen treffen, teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit. Der Angriff werde sich «wahrscheinlich über mehrere Stunden hinziehen».

Für das Krisentreffen verkürzte Biden seinen Aufenthalt in Rehoboth Beach im US-Bundesstaat Delaware, wo er eigentlich das Wochenende verbringen wollte - und flog früher als geplant nach Washington zurück. Den Angaben zufolge wollten auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, US-Außenminister Antony Blinken, US-Generalstabschef Charles Brown und CIA-Direktor William Burns an den Beratungen teilnehmen. Biden hatte Israel die volle Unterstützung der USA zugesichert. Am Samstag erneuerte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin diese Zusicherung. 

London schickt zusätzliche Kampfjets nach Nahost

Großbritannien schickt als Reaktion weitere Kampfflugzeuge in die Region. Die Jets und Betankungsflugzeuge würden die bereits entsandten Kräfte verstärken, die in der Gegend gegen die Terrororganisation Islamischer Staat im Einsatz sind, teilte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps in der Nacht zum Sonntag mit. "Diese Jets werden bei Bedarf alle Luftangriffe innerhalb der Reichweite unserer bestehenden Missionen abfangen." Großbritannien betreibt eine Luftwaffenbasis auf Zypern.

Israel erhöht Alarmbereitschaft

Das israelische Militär sei in höchster Alarmbereitschaft und überwache die Situation, hieß es in einer Mitteilung, die die Armee über Telegram versendete. Das Luftabwehrsystem sei in Bereitschaft ebenso wie Kampfjets und Marineschiffe. Sprecher Hagari betonte, die Armee beobachte die Lage und alle Abwehrsysteme seien bereit. Zudem werde der GPS-Empfang in verschiedenen Landesteilen unterdrückt.  Wegen des Drohnenangriffs kündigte Israel zudem an, es werde seinen Luftraum ab Sonntag 00:30 Uhr Ortszeit (Samstag 23:30 MESZ) schließen, wie israelische Medien unter Berufung auf die Luftfahrtbehörde berichteten.  

Bei dem Angriff könnte es sich um einen Schwarm sogenannter Kamikazedrohnen vom Typ Shahed 136 handeln, die auch Russland im Kampf gegen die Ukraine einsetzt. Die in heimischer Produktion gefertigten Drohnen haben eine Reichweite von etwa 2500 Kilometern und können somit Ziele in Israel erreichen.

Israel hatte angesichts der angespannten Sicherheitslage kurz vor dem Angriff die Alarmbereitschaft weiter erhöht: Die Armee gab neue Schutzanweisungen für die Zivilbevölkerung heraus, die zunächst von Samstagabend bis Montagabend gelten sollten. 

@ dpa.de