Rotes, Meer

Der Gaza-Krieg beeinträchtigt auch den Welthandel.

19.12.2023 - 14:13:49

Rotes Meer: Weltschifffahrtsorganisation verurteilt Angriffe. Reedereien machen nach Angriffen von Huthi-Rebellen einen Bogen um die Route durch Suezkanal und Rotes Meer.

Die Weltschifffahrtsorganisation IMO hat die zunehmende Zahl von Angriffen auf Handelsschiffe im Roten Meer durch die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen verurteilt. «Angriffe auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer sind nicht hinnehmbar», sagte IMO-Generalsekretär Kitack Lim einer IMO-Mitteilung zufolge. «Die Schiffe müssen im Einklang mit dem internationalen Seerecht ungehindert weltweit verkehren können.»

Die IMO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit derzeit 175 Mitgliedsländern. Sie setzt weltweit verbindliche Regeln für die internationale Schifffahrt.

«Ich fordere die Mitgliedstaaten erneut auf, zusammenzuarbeiten, um eine ungehinderte und sichere weltweite Schifffahrt und das Wohlergehen der unschuldigen Seeleute überall zu gewährleisten», sagte Kim. Das sei eine Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der weltweiten Lieferketten.

Derzeit meiden fast alle großen Linienreedereien im Asien-Europa-Verkehr die Passage durch das Rote Meer und den Suezkanal und leiten ihre Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas um. «Die Umleitung der Handelsschifffahrt durch mehrere weltweit tätige Unternehmen ist eine direkte Reaktion auf die aktuelle Bedrohung», sagte Lim. «Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Seeleute vor Schaden zu bewahren und die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Welthandel, der in hohem Maße von der Schifffahrt abhängig ist, zu minimieren.»

Taiwanische Reederei Evergreen stoppt Frachtverkehr mit Israel

Wegen der anhaltenden Angriffe der Huthi-Rebellen stoppte etwa die taiwanische Reederei Evergreen den Frachtverkehr mit Israel. «Für die Sicherheit von Schiffen und Besatzung hat Evergreen Line beschlossen, die Annahme israelischer Fracht mit sofortiger Wirkung vorübergehend einzustellen», hieß es am Montag in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Containerschiffe der Reederei seien zudem angewiesen worden, die Fahrt durch das Rote Meer bis auf weiteres auszusetzen.

Auch die dänische Reederei Maersk bleibt bei ihrem vorsichtigen Kurs. «Wir freuen uns, dass die Regierungen weltweit umgehend mit gemeinsamen Bemühungen um die internationale Sicherheit im Seeverkehr und den Aufbau von Kapazitäten in diesem Gebiet reagiert haben, um eine Lösung herbeizuführen, die eine baldige Rückkehr zur Durchfahrt durch das Rote Meer, den Golf von Aden und den Suezkanal ermöglicht», heißt es in einer Mitteilung in Kopenhagen.

Allerdings heißt es auch: «Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedoch schwierig, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen.» Daher werde die beschlossene Umleitung von Schiffen über das Kap der Guten Hoffnung «letztlich zu schnelleren und besser vorhersehbaren Ergebnissen für unsere Kunden und ihre Lieferketten führen.» Maersk ist gemessen an der Transportkapazität die zweitgrößte Containerreederei weltweit und ist mit 12 Dienste in dem Fahrtgebiet unterwegs, fährt also wöchentlich im Schnitt 24 Passagen durch den Suez-Kanal.

Zehn Prozent des Welthandels läuft über das Rote Meer

Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges mit Drohnen und Raketen an. Sie attackieren auch Schiffe im Roten Meer, die nach ihrer Darstellung in israelischen Häfen anlegen wollen oder Verbindungen zu Israelis haben. Ziel ist es, die Schiffe an einer Durchfahrt durch den Suezkanal zu hindern. Ausnahmen machen sie nach eigenen Angaben bei Schiffen, die Hilfsgüter für die Palästinenser im Gazastreifen transportieren.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Angriffen verstärkt das US-Militär in der Region seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder. An der neuen Sicherheitsinitiative mit dem Namen «Operation Prosperity Guardian» beteiligen sich nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium in Washington mehrere Länder, darunter das Vereinigte Königreich, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen und die Seychellen.

Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

@ dpa.de