Donald Trump, USA

Dass ein Ex-Präsident wegen einer Anklage vor Gericht vorstellig werden muss, ist in den USA auf bizarre Weise zur Normalität geworden - dank Donald Trump.

03.08.2023 - 08:00:56

Weiterer denkwürdiger Auftritt: Trump erneut vor Gericht. Heute steht für ihn der dritte Gerichtstermin an.

  • «Trump angeklagt - wieder und wieder» steht auf dem Transparent einer Frau. Sie steht vor dem Bundesgericht in Washington, wo der einstige US-Präsident heute erscheinen soll. Noch ist unklar, ob er persönlich anreisen wird. - Foto: Jose Luis Magana/AP

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  • Ein Trump-Unterstützer hat eine riesige Flagge mit zum Gerichtsgebäude in Washington gebracht, wo der Ex-Präsident persönlich erscheinen soll. - Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

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  • Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, geht an Bord seines Flugzeug am Newark Liberty International Airport. - Foto: Seth Wenig/AP/dpa

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«Trump angeklagt - wieder und wieder» steht auf dem Transparent einer Frau. Sie steht vor dem Bundesgericht in Washington, wo der einstige US-Präsident heute erscheinen soll. Noch ist unklar, ob er persönlich anreisen wird. - Foto: Jose Luis Magana/APEin Trump-Unterstützer hat eine riesige Flagge mit zum Gerichtsgebäude in Washington gebracht, wo der Ex-Präsident persönlich erscheinen soll. - Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpaDonald Trump, ehemaliger Präsident der USA, geht an Bord seines Flugzeug am Newark Liberty International Airport. - Foto: Seth Wenig/AP/dpa

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat vor einer Anklageverlesung gegen ihn im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug und einem Angriff auf das Kapitol erneut gegen die Justiz gewettert.

«Die Demokraten wollen nicht gegen mich antreten, sonst würden sie die «Justiz» nicht so beispiellos als Waffe einsetzen», schrieb der republikanische Präsidentschaftsbewerber auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social kurz vor seinem persönlichen Erscheinen vor Gericht in Washington. Ihm sei es «eine Ehre», dort für sein Vorgehen gegen eine korrupte Wahl festgenommen zu werden, schrieb er an seine Unterstützer gerichtet, «denn ich werde für euch festgenommen».

Trump machte sich inzwischen auf den Weg zur Verlesung der Anklage. Mit einer Autokolonne brach er aus seinem Golfclub in Bedminster im Bundesstaat New Jersey auf, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Von einem Flughafen in New Jersey aus fliegt der 77-Jährige dann in die US-Hauptstadt Washington, wo der Gerichtstermin ansteht.

Vor Gericht in der US-Hauptstadt soll Trump formal die neue Anklage präsentiert werden. Bei diesen Terminen werden Beschuldigte rein formal «in Gewahrsam genommen». Das gilt auch für Trump - allerdings nur kurzzeitig. Er soll das Gericht direkt nach der Präsentation der Anklage wieder verlassen. Trump ist der erste Ex-Präsident in der US-Geschichte, der sich wegen einer mutmaßlichen Straftat vor Gericht verantworten muss - und das gleich in mehreren Fällen.

Die Serie an Anklagen

Die neue Anklage ist bereits die zweite Anklage auf Bundesebene gegen Trump und insgesamt die dritte. In den vergangenen Monaten war Trump bereits in zwei anderen Fällen angeklagt worden: im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar vor mehreren Jahren und wegen der unrechtmäßigen Aufbewahrung geheimer Regierungsdokumente nach dem Ende seiner Amtszeit.

Nun ist er mit den bislang schwerwiegendsten Vorwürfe konfrontiert. In der 45-seitigen neuen Anklageschrift werden Trump vier formale Anklagepunkte zur Last gelegt, darunter Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten. Erstmals geht es um mutmaßliche Straftaten während seiner Amtszeit im Weißen Haus. Im Falle einer Verurteilung könnte dem 77-Jährigen eine jahrzehntelange Haftstrafe drohen. Experten zufolge würde eine Verurteilung Trump rechtlich nicht davon abhalten, bei der Wahl 2024 anzutreten - zumal höchst fraglich ist, ob bis dahin überhaupt ein rechtskräftiges Urteil vorliegen wird.

Der Termin vor Gericht

Vor dem Gerichtsgebäude in Washington herrschte am Donnerstag enormer Medienandrang. Es kamen aber so gut wie keine Unterstützer oder Gegner Trumps zum Gericht. Ein Trump-Kritiker, Domenic Santana, streifte in einem Häftlingskostüm und einem Schild mit der Aufschrift «Sperrt ihn ein» um das Gebäude. Er war bereits zu Trumps vorherigen Anklageverlesungen in New York und Miami gereist. «Er ist ein Betrüger», schimpfte Santana über Trump. Unweit von ihm schwenkte ein eiserner Trump-Unterstützer, Dion Cini, eine gewaltige Fahne mit dem Konterfei des Ex-Präsidenten. Trump sei der beste Präsident, den das Land je gehabt habe, sagte Cini. Die Justiz versuche Trump mit der Anklage nur von einer weiteren Präsidentschaft abzuhalten.

Bei dem Termin am späten Donnerstagabend deutscher Zeit sollen Trump förmlich die Vorwürfe gegen ihn eröffnet werden. Es wird erwartet, dass er wie in den anderen beiden Fällen über seine Anwälte auf «nicht schuldig» plädieren wird. Trump weist alle Anschuldigungen zurück und wertet jedes juristische Vorgehen gegen ihn als Versuch seiner Gegner, ihn an einem Wiedereinzug ins Weiße Haus zu hindern. Im Feld der republikanischen Präsidentschaftsbewerber liegt er Umfragen zufolge weit vorne.

Die Anklageschrift

Der zuständige Sonderermittler Jack Smith hatte die beispiellose Anklage gegen den ehemaligen Präsidenten am Dienstag bekanntgegeben. Trump wird beschuldigt, eine Verschwörung orchestriert zu haben, um die Vereinigten Staaten zu betrügen, Wählern ihr Wahlrecht zu entziehen und ein offizielles Verfahren zu behindern. In der Anklageschrift wird Trump vorgeworfen, er habe trotz besseren Wissens falsche Behauptungen über die Wahl verbreitet und dafür auch Personen im Justizministerium instrumentalisiert. «Trotz seiner Niederlage war der Beschuldigte entschlossen, an der Macht zu bleiben», heißt es. Trump habe gewusst, dass seine Betrugsbehauptungen nicht wahr seien.

Trump habe eine Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten angeführt. Dabei habe er sich mit sechs Komplizen zusammengetan, die in der Anklageschrift nicht namentlich erwähnt sind. Es handelt sich um vier Anwälte, einen Mitarbeiter der Justiz und einen politischen Berater.

Trumps Kampagne gegen den Wahlausgang

Trump hatte die Präsidentenwahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Er gestand seine Niederlage aber nie ein, sondern verbreitet seitdem falsche Behauptungen, er sei durch Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden. Trump und sein Umfeld versuchten damals auf diversen Wegen, das Ergebnis nachträglich zu kippen.

Der Feldzug gegen den Wahlausgang gipfelte schließlich am 6. Januar 2021 in einem nie dagewesenen Gewaltausbruch: An jenem Tag erstürmten Anhänger Trumps den Sitz des US-Kongresses, wo zu der Zeit Bidens Wahlsieg formal bestätigt werden sollte. Trump hatte seine Unterstützer in einer Rede kurz zuvor einmal mehr mit der Behauptung angestachelt, dass er durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden sei. Mehrere Menschen starben durch die Krawalle.

@ dpa.de