Putsch, Ecowas

Bald berät die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas über ihr weiteres Vorgehen gegenüber den Putschisten im Niger.

10.08.2023 - 14:36:28

Niger: Ecowas-Verbündeter trifft sich mit Juntachef. Im Vorfeld gibt es Gespräche. Viele Menschen in dem Land besorgt aber etwas anderes.

Nach mehreren gescheiterten Gesprächsversuchen von Ecowas-Delegationen mit den Putschisten im Niger hat ein Vertrauter von Nigerias Präsident Bola Tinubu den nigrischen Juntachef Abdourahamane Tiani getroffen. Muhammadu Sanusi, der frühere Emir der Stadt Kano im Norden Nigerias an der Grenze zum Niger, reiste in die nigrische Hauptstadt Niamey, wie nach seiner Rückkehr bekannt wurde.

An diesem Donnerstag treffen sich die Staatschefs der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas in Nigerias Hauptstadt Abuja, um weiteres Vorgehen bis hin zu einer angedrohten Militärintervention gegen die Junta zu beschließen.

«Wir werden weiterhin unser Bestes tun, um die beiden Parteien zusammenzubringen und die Verständigung zu verbessern», sagte Sanusi, der auch ein hochrangiger islamischer Geistlicher ist, am Mittwochabend vor Journalisten. Es sei an der Zeit, dass die Diplomatie «eine Lösung findet, die für Afrika funktioniert, eine Lösung, die für Niger funktioniert, die für Nigeria funktioniert und eine Lösung, die für die Menschheit funktioniert». Sanusi unterrichtete Tinubu über die Gespräche.

Sanusi sagte, obwohl die nigerianische Regierung von seiner Reise nach Niger gewusst habe, habe er seine «persönlichen Kontakte genutzt, um dorthin zu gelangen». Vor Sanusis Treffen mit Tiani durfte eine Delegation der Ecowas nicht einreisen, einer weiteren wurde die Erlaubnis verweigert, den Juntaführer zu treffen.

Im Niger hatte das Militär am 26. Juli die Macht übernommen, die Verfassung ausgesetzt und den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt. Ecowas hatte am 30. Juli gegen den Niger Sanktionen verhängt, von den Putschisten die Wiederherstellung der Verfassung gefordert und andernfalls mit Gewalt gedroht.

Militärjunta beruft neues Ministerkabinett

Indessen hat die Junta im Niger eine Regierung aus Militärs und Zivilisten gebildet. Das teilte ein Sprecher der neuen Machthaber im Nationalen Fernsehen mit. Demnach wurden 21 Ministerposten neu besetzt, die Bereiche Verteidigung und Sicherheit blieben dabei in militärischer Hand.

Neuer Verteidigungsminister ist laut der Mitteilung General Salifou Mody. Mody gilt als Nummer zwei im Niger nach De-facto-Präsident Tiani. Mody war bis 2019 Militärattaché an der nigrischen Botschaft in Berlin. Bereits in der Nacht zum Dienstag hatte die Junta den Ökonomen Ali Mahaman Lamine Zeine zum neuen Premierminister des Landes erklärt.

Hungerkrise im Niger verschärft sich

Gut zwei Wochen nach dem Militärputsch nahm die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger ihre humanitäre Hilfe im Niger wieder auf. «Die Unterernährung von Kindern nimmt dramatisch zu», sagte Helene Mutschler, die Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger. Mehr als vier Millionen Menschen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, die meisten davon Frauen und Kinder. «Umso wichtiger ist es, dass unsere Teams im Niger die Hilfsmaßnahmen wieder vollständig aufnehmen können», so Mutschler.

Zuvor hatte der Leiter der Welthungerhilfe im Niger, Jameson Gadzirai, vor einer Lebensmittelkrise im dem westafrikanischen Land gewarnt. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Gadzirai am Donnerstag, die Preise für einen 50-Kilogramm-Sack Reis seien infolge des Konflikts um fast 50 Prozent gestiegen, der Preis für Öl um 20 Prozent.

@ dpa.de