CDU-Ministerpräsident Armin Laschet kritisiert die deutsche Autoindustrie scharf und verweist auf erhebliche Defizite in der Entwicklung moderner Mobilitätskonzepte.

24.01.2020 - 07:54:09

Deutschland verliert den Anschluss an die Entwicklungen bei der E-Mobilität

Es ist fünf vor Zwölf. Ich hoffe die deutschen Autokonzerne haben die Zeichen der Zeit endlich erkannt und machen Ernst mit der Neudefinition von Mobilität und steigen jetzt mit aller Konsequenz in die Entwicklung alternativer Antriebssysteme, wie der Elektromobilität, ein, so Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet gegenüber dem „Handelsblatt“. Den Weckruf des VW-Konzernchefs, Herbert Diess, der in dieser Woche vor einem möglichen Abstieg des VW-Konzern gewarnt hatte, wenn nicht endlich mit den Reformen ernstgemacht würde, wertete Laschet grundsätzlich positiv. Allerdings hätte er gehofft und erwartet, dass eine derartige letzte Warnung schon vor einem Jahrzehnt ausgesprochen worden wäre. Der Strukturwandel in der Automobilindustrie, der mit Elektromobilität und autonomen Fahrsystemen verbunden sei, ist ja nicht über Nacht gekommen. Die Notwendigkeit einer Veränderung, sei seit 10 oder 15 Jahren für jeden absehbar gewesen. Aber nichts ist geschehen, und vor ein paar Jahren haben die Chefetagen in der deutschen Autoindustrie die Entwicklungen im Silicon Valley oder bei Tesla nicht ernst genommen. Die damaligen Äußerungen und Reaktion seien arrogant und überheblich gewesen. Die Veränderungen in der Autoindustrie verlaufen heute mit einem derartigen Tempo, dass man schnell den Anschluss verloren hat, und dann könnten die Warnungen von VW-Chef Diess zur bitteren Wahrheit werden. Die Pläne des US-Konzerns Tesla zum Bau der europäischen Entwicklungs- und Fertigungszentrale in Brandenburg, wertete Laschet als positive Entscheidung und Signal für den Autostandort Deutschland. Zugleich nutzte Laschet seine Kritik an den deutschen Autokonzernen um auch mit der Bundesregierung und deren Wirtschaftspolitik ins Gericht zu gehen. Was uns fehlt ist eine verbindliche Industriestrategie. Die Bundesregierung muss dieses Thema zur absoluten Chefsache erklären und dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für den Strukturwandel mit aller notwendigen Konsequenz geschaffen werden. Aber heute sind diese Überlegungen lediglich auf der Ebene eines Diskussionspapiers des Wirtschaftsministeriums im Umlauf, unverbindlich und folgenlos, so Laschet. Die Bundesregierung muss in diesem Sektor mit einer Stimme sprechen und eine gemeinsame Strategie entwickeln, bei der jedes Ministerium mitzieht und sich in die Initiative einbringt. Laschet kritisierte auch die europäischen Richtlinien in der Wettbewerbspolitik. Heute sind strategische Allianzen unter Wirtschaftsunternehmen sinnvoll, um im globalen Konkurrenzkampf handlungsfähig zu bleiben. Wenn derartige Allianzen, wie z.B. die Fusion von Siemens und Alstom, durch die EU-Kommission verboten werden, weil sie nicht im nationalen oder regionalen Interesse sind, ist das kontraproduktiv. Wir brauchen eine europäische Ministererlaubnis in solchen Fällen, um unsere globale Konkurrenzfähigkeit zu erhalten, so der CDU-Ministerpräsident.
@ ad-hoc-news.de

Weitere Meldungen

EU will heimische Wirtschaft stärken - und sucht Geld. Dafür braucht es Geld. Die EU will im internationalen Wettbewerb mit Amerika und Asien den Anschluss nicht verlieren. (Wirtschaft, 18.04.2024 - 20:15) weiterlesen...

EU will heimische Wirtschaft stärken - und sucht Geld Konkurrenz im Westen und Osten, Kriege und Krisen: Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen die Wirtschaftspolitik der Staatengemeinschaft schnell an aktuelle Herausforderungen anpassen. (Wirtschaft, 18.04.2024 - 20:12) weiterlesen...

EU-Gipfel für Änderung der europäischen Wirtschaftspolitik. Das ist auch auf höchster EU-Ebene angekommen - jetzt wird über Abhilfe diskutiert. Konkurrenz aus dem Osten und Westen bereitet der europäischen Wirtschaft Kopfschmerzen. (Wirtschaft, 18.04.2024 - 19:10) weiterlesen...

IW warnt vor überzogenen Lohnabschlüssen Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt davor, dass hohe Forderungen der Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen in der Chemie- und Baubranche sowie dem Bankwesen die Inflation wieder hochtreiben könnten. (Wirtschaft, 18.04.2024 - 12:18) weiterlesen...

Bundesbank: Wirtschaft dürfte zu Jahresanfang leicht gewachsen sein Die Konjunktur in Deutschland hat sich nach Einschätzung der Bundesbank etwas aufgehellt. (Wirtschaft, 18.04.2024 - 12:15) weiterlesen...

Weltwirtschaft droht durch Klimafolgen stark zu schrumpfen. Andere Maßnahmen würden die Wirtschaft deutlich weniger teuer zu stehen kommen. Die Klimakrise bedroht Forschern zufolge auch den ökonomischen Wohlstand. (Wirtschaft, 17.04.2024 - 17:01) weiterlesen...