News, Butter in einem Supermarkt

Lebensmittelampel wurde laut Bericht aus einer Studie gestrichen

23.06.2020 - 09:22:27

Nach Berichten soll das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung gegen die Aufbringung von Nutri-Score auf Supermarkt-Artikeln vorgegangen sein.

Das Bundesministerium hat offensichtlich massiv dazu beigetragen, eine entsprechende Kennzeichnung auf Verpackungen auszubremsen. So schreibt die Zeitung Welt und berichtet Frontal 21, das ZDF-Magazin.
Genauer wird davon berichtet, dass das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft sogar selbst eine Studie in Auftrag gegeben habe. Diese sei vom Max Rubner Forschungsinstitut für Gesundheit bearbeitet worden. Demzufolge kam bei der Studie eine Empfehlung für die Kennzeichnung mit Nutri-Score heraus. Angeblich, so nicht öffentliche Unterlagen aus dem Ministerium, wurde diese Studie aber umgeschrieben. Foodwatch, das sich für die Rechte der Verbraucher einsetzt, hatte die Herausgabe der Unterlagen erstritten.

Nutri-Score bedeutet, dass mittels fünf verschiedener Farben auf verpackten Nahrungsmitteln deren Nährwert angezeigt werden soll. Die Kennzeichnung reicht von Hellgrün bis zur Farbe Rot. In einer ersten Studie war von den Forschern dieses Kennzeichnungssystem als grundsätzlich vorteilhaftes beschrieben und beurteilt worden. Daher hatte man es 2018 zur Kennzeichnung empfohlen.
Das Modell sollte auch für Deutschland so gelten. Eine zweite Version der Untersuchung gab es dann im April 2019. Plötzlich gab es keine Empfehlung mehr im Anschluss an die Untersuchung.

Es gibt bisher nur wenige Hersteller aus Deutschland, die ihre Ware mit dem Ampeldruck auszeichnen. In Frankreich ist dies anders. Dort gibt es klare Vorgaben, wie die Kennzeichnung auszusehen hat. Nach Recherche hat sich Julia Klöckner von der CDU von Gegnern aus der Lebensmittelbranche gegen das gut verständliche Ampel-Prinzip aufwiegeln lassen.

So ist in einem internen E-Mail-Briefverkehr von März vergangenen Jahres zu lesen, man versuche vonseiten des Ministeriums, zu verhindern, dass die erste Variante der Studie öffentlich werde. So schriebe ein Mitarbeiter, der damit befasst war, an einen seiner Kollegen, während der vergangenen Legislaturperiode sei in Deutschland Nutri-Score ausdrücklich kritisiert worden. Daher habe die Ministerin mit Nachdruck darum gebeten, darauf zu achten, dass es eine größtmögliche Vertraulichkeit in Bezug auf die bei Rubner in Auftrag gegebene Studie gibt.

Zeitgleich wurde das Rubner Institut mit einem anderen Auftrag konfrontiert. Es sollte für das Bundesministerium ganz offiziell ein alternatives Modell entwickeln. Und zwar ein Kennzeichnungsmodell, das den Vorgaben der Lobbyisten aus der Lebensmittelbranche entspricht. Dieses Modell sollte für Deutschland ohne Signalfarben arbeiten.

Luise Molling, Foodwatch-Lebensmittelexpertin, sieht darin klare Lobby-Arbeit. Man mache Wissenschaft dergestalt einfach passend, wenn sie politisch nicht adäquat sei. Man habe sich seitens des Ministeriums gegen das verbraucherfreundliche Nutri-Score beeinflussen lassen.

Dem hält das Ministerium entgegen. Man habe bei der Erstversion ausdrücklich darauf hingewiesen, es solle keine Empfehlung geben. Hingegen habe man mit Lebensmittelbranche, Bundesländern und Verbrauchern auf dieser Basis diskutieren wollen. Nun soll laut Ministerium Nutri-Score ab Herbst 2020 doch eingeführt werden: aber nur freiwillig.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A & Omega

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