WhatsApp: Russland droht mit Totalsperre
08.12.2025 - 11:39:12Während Meta-Entwickler eine lang ersehnte Funktion für Gruppenchats ausrollen, verschärft der Kreml seinen digitalen Würgegriff: Russische Behörden blockieren FaceTime, Snapchat und Roblox – und stellen WhatsApp ein Ultimatum.
Die Schere zwischen technischem Fortschritt und digitaler Repression könnte kaum größer sein. Am Wochenende testete WhatsApp ein Feature, das neuen Gruppenmitgliedern endlich Einblick in zurückliegende Chat-Verläufe gewährt. Zeitgleich ließ Moskau die digitale Guillotine fallen: Zwischen dem 3. und 6. Dezember sperrte die russische Zensurbehörde Roskomnadsor gleich drei westliche Plattformen. Und WhatsApp? Das steht seit heute, 8. Dezember, vor seiner womöglich größten Bewährungsprobe in der Region.
Die neue „Recent History Sharing”-Funktion löst ein Problem, das Millionen Nutzer frustriert hat: Wer einem WhatsApp-Gruppenchat beitritt, starrt bislang auf eine leere Nachrichtenwand. Kein Kontext, keine Ahnung, worüber diskutiert wurde.
Laut WABetaInfo, die gestern über die Android-Beta-Version 2.25.36.11 berichteten, ändert sich das fundamental – ohne die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE) zu opfern.
So funktioniert die Technik:
- Zeitfenster: Neue Mitglieder sehen Nachrichten aus den 24 Stunden vor ihrem Beitritt
- Verschlüsselung bleibt gewahrt: Statt zentraler Speicherung wählt die App automatisch ein bestehendes Mitglied aus, dessen Gerät den Nachrichtenverlauf verschlüsselt an den Neuling überträgt
- Obergrenze: Bei hochfrequentierten Gruppen werden maximal 1.000 Nachrichten übertragen, um Datenengpässe zu vermeiden
- Verfügbarkeit: Aktuell läuft die Testphase mit ausgewählten Beta-Nutzern, der globale Rollout wird für Anfang 2026 erwartet
Ein echter Fortschritt für Arbeitsteams und Freundeskreise – endlich können neue Kollegen oder Bekannte sofort mitdiskutieren, ohne dass jemand mühsam Zusammenfassungen weiterleiten muss.
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Die russische Blockade-Welle
Während WhatsApp weltweit Brücken baut, reißt der Kreml die letzten digitalen Verbindungen zum Westen ein. Apples FaceTime, die Gaming-Plattform Roblox und der Messenger Snapchat sind seit diesem Wochenende in Russland unzugänglich.
Nutzer in Moskau und St. Petersburg berichten seit heute Morgen von sofortigen Verbindungsabbrüchen bei FaceTime – die Meldung „Nutzer nicht verfügbar” erscheint binnen Sekunden. Die Blockade funktioniert lückenlos.
Die offizielle Begründung?
Roskomnadsor beruft sich auf „nationale Sicherheit” und Verstöße gegen russische Datenschutzgesetze. In Verlautbarungen an staatliche Medien vom vergangenen Freitag wurden konkrete Vorwürfe formuliert:
- Roblox: Verbreitung „extremistischer Inhalte” und angeblicher „LGBT-Propaganda” – angeblich zum Schutz der „geistigen und moralischen Entwicklung” von Kindern
- FaceTime & Snapchat: Organisation „terroristischer Akte” und Betrugsfälle über verschlüsselte Kommunikation
Klassische Kampfbegriffe, mit denen Moskau seit Jahren gegen westliche Plattformen vorgeht.
MAX statt WhatsApp: Der Überwachungs-Superapp
Die eigentliche Bombe tickt jedoch bei WhatsApp selbst. Obwohl der Messenger über 80 Millionen Nutzer in Russland hat und bislang geduldet wurde, scheint diese Immunität Geschichte.
Am Freitag, 5. Dezember, stellte Roskomnadsor ein unmissverständliches Ultimatum: Sollte WhatsApp weiterhin die „russische Gesetzgebung ignorieren” – sprich: keine Verschlüsselungsschlüssel für „Anti-Terror-Ermittlungen” herausrücken und keine Server in Russland betreiben –, drohe die „vollständige landesweite Sperrung”.
Der perfide Nebeneffekt: Parallel dazu forciert der Kreml die Installation der Staats-App MAX.
- Vorinstallation: Seit letzter Woche kommt MAX auf allen neu verkauften Smartphones in Russland vorinstalliert
- Totale Überwachung: IT-Sicherheitsexperten warnen, dass MAX den Behörden uneingeschränkten Zugriff auf Standortdaten und unverschlüsselte Nachrichten gewährt – ein Trojanisches Pferd in Messenger-Verkleidung
- Propaganda-Offensive: Duma-Abgeordnete wie Sergei Bojarski feiern die Blockaden als Schritt zur „digitalen Souveränität” und rufen Bürger auf, zu MAX oder VK Messenger zu wechseln
Was das für Meta bedeutet
Für Meta entsteht ein unlösbares Dilemma: Die neue „Recent History Sharing”-Funktion basiert exakt auf jener E2EE-Architektur, die Russland aufbrechen will. Es gibt keine technische Kompromisslösung, die beide Anforderungen erfüllt – weder die Sicherheitsstandards des neuen Features noch die Überwachungsfantasien Moskaus.
„Die Sperrung von FaceTime ist besonders aussagekräftig”, erklärt ein auf Russland spezialisierter Cybersecurity-Analyst. „Das ist ein Peer-to-Peer-Protokoll, das sich nur mit hochentwickelter Deep Packet Inspection (DPI) zensieren lässt. Russlands Filtertechnologie hat einen Sprung gemacht. Die Drohung gegen WhatsApp sollte niemand als Bluff abtun – selbst Roblox’ Popularität hat nicht mehr geschützt.”
Ausblick: Digitaler Eiserner Vorhang senkt sich
Für westliche Nutzer dürfte die „Recent History Sharing”-Funktion Anfang 2026 auf allen Geräten verfügbar sein – sofern die Beta-Tests ohne größere Pannen verlaufen.
In Russland hingegen tickt die Uhr. Mit den bestätigten Blockaden von FaceTime und Snapchat ist der digitale Eiserne Vorhang ein Stück dichter geworden. Sollte WhatsApp tatsächlich gesperrt werden, träfe das Dutzende Millionen Nutzer, die entweder auf VPNs ausweichen müssten – die Moskau ebenfalls systematisch blockiert – oder sich dem überwachten MAX-Ökosystem beugen.
Die kommenden Tage werden zeigen, ob WhatsApp als einer der letzten großen westlichen Messenger in Russland überleben kann. Oder ob Meta die nächste Kapitulation auf der wachsenden Liste verbotener Dienste wird.
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