Schwarzarbeit-Bekämpfung startet digitale Offensive
27.12.2025 - 10:43:12Neues Gesetz verschärft Kontrollen gegen illegale Beschäftigung. Der Zoll nutzt ab 2026 KI und Risikoanalysen, um gezielt in Branchen wie Friseurhandwerk und Gastronomie vorzugehen.
Die Bundesregierung verschärft den Kampf gegen illegale Beschäftigung mit einem neuen Gesetz und digitalen Kontrollen. Ab 2026 setzt der Zoll auf künstliche Intelligenz und Risikoanalysen.
Die Ära der Stichproben vor Ort ist vorbei. Mit dem „Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung“ startet die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls in eine neue Phase. Nach der Zustimmung des Bundesrates am 19. Dezember 2025 werden die Kontrollen ab dem kommenden Jahr datengesteuert und präziser. Hintergrund ist ein geschätzter Steuerausfall von 16 Milliarden Euro jährlich durch Schwarzarbeit.
Digitaler Schlag gegen Schattenwirtschaft
Der Zoll erhält umfangreiche neue Befugnisse. Statt wie bisher persönlich vorbeikommen zu müssen, können FKS-Beamte künftig digital auf Lohnabrechnungen, Sozialversicherungsmeldungen und Geschäftsunterlagen zugreifen. Die Kerninnovation ist der Einsatz automatisierter Datenanalyse und künstlicher Intelligenz (KI). Diese soll riesige Datenmengen nach Mustern durchforsten und Risikofälle identifizieren – etwa wenn gemeldete Arbeitszeiten erheblich vom Branchendurchschnitt abweichen.
„Die Modernisierung ermöglicht es der FKS, große Datensätze systematisch auf Risiken für Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung zu bewerten“, so ein Regierungssprecher. Für ordnungsliebende Unternehmen könnte dies Entlastung bedeuten, da wahllose Routineprüfungen seltener werden. Die Kontrollen konzentrieren sich künftig auf Verdachtsfälle.
Digitale Kontrollen und automatisierte KI-Analysen richten den Fokus zunehmend auf Unstimmigkeiten in Arbeitszeit- und Abrechnungsdaten. Gerade kleine Betriebe in Dienstleistungsbranchen sind betroffen – und Riskoanalysen können Prüfungen auslösen. Das kostenlose E‑Book zur Arbeitszeiterfassung erklärt praxisnah, wie Sie die Pflicht zur korrekten Zeiterfassung umsetzen: fertige Mustervorlagen für Stundenzettel, klare Regeln zu Pausen und Ruhezeiten sowie Checklisten für Personaler. Schützen Sie Ihr Unternehmen vor Nachzahlungen und Prüfungen. Arbeitszeiterfassung in 10 Minuten rechtssicher umsetzen
Neue Risikobranchen: Friseure und Kosmetik im Fokus
Das Gesetz weitet die Liste der „anfälligen Branchen“ aus. Neben dem Baugewerbe, der Gastronomie und der Gebäudereinigung gelten nun auch das Friseur- und Kosmetikhandwerk offiziell als Hochrisikobereiche für Schwarzarbeit.
Für die Betriebe bedeutet dies schärfere Pflichten. Sie müssen bei Kontrollen sofort die Personalpapiere ihrer Beschäftigten vorlegen können. Die Aufnahme dieser Branchen erfolgte, weil hohe Bargeldumsätze und komplexe Beschäftigungsverhältnisse Betrug begünstigen. Ein Rechtsexperte kommentiert: „Das Signal an den Markt ist klar: Die Zeit des Wegschauens im kleinteiligen Dienstleistungsgewerbe ist vorbei.“
Kontrollwelle im Dezember zeigt härtere Gangart
Die neuen gesetzlichen Möglichkeiten werden bereits von einer spürbaren Kontrolloffensive begleitet. In der Weihnachtswoche führte der Zoll bundesweit spektakuläre Razzien durch.
- In Kiel deckten Beamte am 19. Dezember in einem Nagelstudio fünf Fälle mutmaßlich illegaler Beschäftigung auf – ein Beispiel für den sofortigen Fokus auf die neuen Risikobranchen.
- Im baden-württembergischen Ortenaukreis beendete das Hauptzollamt Lörrach eine Großaktion mit über 60 ermittelten Fällen von Schwarzarbeit, vor allem in der Gastronomie.
Die politische Bedeutung unterstreichen persönliche Auftritte von Ministern. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) begleiteten FKS-Einheiten kürzlich bei einer Baustellenkontrolle in Berlin.
Hoher wirtschaftlicher Druck treibt Reform
Der Handlungsdruck ist enorm. Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben im vergangenen Jahr etwa 3,3 Millionen Menschen in Deutschland mindestens einmal schwarz gearbeitet. Die Schattenwirtschaft schädigt nicht nur den Staatshaushalt, sondern verzerrt auch den Wettbewerb zu Lasten seriöser Unternehmen.
Das Gesetz zielt auch auf die Finanzbranche ab. Banken, Versicherungen und Wertpapierinstitute müssen Buchungsbelege nun dauerhaft zehn Jahre statt bisher acht Jahre aufbewahren. Dies soll langjährige Betrugssysteme besser aufdecken helfen.
Für die Wirtschaft ist die Botschaft zwiespältig: Während der Aufwand für legale Betriebe sinken könnte, steigt das Entdeckungsrisiko für Betrüger massiv. Die FKS kann künftig Daten von Krankenkassen, Finanzämtern und Polizei vernetzen. Widersprüche lösen dann automatische Alarme aus, lange bevor ein Kontrolleur auftaucht.
Ausblick 2026: Daten führen zu den Tätern
Die vollständige Umsetzung der digitalen Maßnahmen ist für Anfang 2026 geplant. Rechtsexperten raten Betrieben in den Risikobranchen dringend zu internen Überprüfungen ihrer Personalunterlagen.
Die Integration der FKS in polizeiliche Informationsnetze soll zudem die Verfolgung organisierter Schwarzarbeit – etwa durch kriminelle Clans – beschleunigen. Ein Zollbeamter bringt die neue Strategie auf den Punkt: „Wir entwickeln uns von einem reaktiven zu einem proaktiven Vollzugsmodell. 2026 werden uns die Daten zu den Tätern führen.“
PS: Die geplante Vernetzung von Krankenkassen-, Finanz- und Arbeitgeberdaten macht kleine Abweichungen zu einem Prüfungsrisiko. Vermeiden Sie teure Nachforderungen mit sofort anwendbaren Vorlagen: Das Gratis-E‑Book bietet Checklisten, Praxis-Tipps für Minijobber sowie vorbereitete Stundenzettel, damit Friseur-, Kosmetik- und Gastronomiebetriebe Kontrollen souverän bestehen. Jetzt kostenlosen Arbeitszeiterfassungs-Guide herunterladen


