Meta unter Beschuss: Brüssel untersucht KI-Blockade bei WhatsApp
05.12.2025 - 06:00:12Die EU-Kommission eröffnet ein förmliches Kartellverfahren gegen Meta. Der Vorwurf: Der Konzern missbraucht seine Marktmacht, um Konkurrenten wie OpenAI und Microsoft vom weltgrößten Messenger auszusperren – während die eigene KI freie Bahn hat.
Brüssel, 5. Dezember 2025 – Was bereits seit Wochen in der Tech-Branche munkelte, ist nun offiziell: Die Europäische Kommission wirft Meta vor, Wettbewerber systematisch vom WhatsApp-Ökosystem fernzuhalten. Im Zentrum steht eine im Oktober eingeführte Regelung, die externen KI-Anbietern den Zugang zu WhatsApp-Business-Tools de facto verwehrt – Metas eigener Chatbot “Meta AI” bleibt davon unberührt.
Die Untersuchung basiert auf Artikel 102 des EU-Vertrags, der den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung verbietet. Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohen Meta Strafen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes – theoretisch über 14 Milliarden Euro.
Seit August 2024 gelten neue EU‑Regeln für Künstliche Intelligenz – und die Ermittlungen gegen Meta zeigen, wie ernst die Kommission die Durchsetzung nimmt. Unternehmen, Entwickler und Anbieter müssen Kennzeichnungspflichten, Risikoklassen und Dokumentationsanforderungen der KI‑Verordnung verstehen, sonst drohen Bußgelder und Marktbeschränkungen. Der kostenlose Umsetzungsleitfaden zur EU‑KI‑Verordnung erklärt die wichtigsten Pflichten, Übergangsfristen und konkreten Umsetzungsschritte – inklusive praktischer Beispiele für Chatbots, Klassifizierung und Mustervorlagen. Gratis-Leitfaden zur EU-KI-Verordnung herunterladen
Seit Oktober 2025 dürfen Drittanbieter die WhatsApp Business API nicht mehr nutzen, wenn ihr Kerngeschäft generative KI ist. Für neue Anbieter gilt die Regel sofort, bestehende Partner müssen ab Januar 2026 nachziehen. Künstliche Intelligenz bleibt nur noch für “untergeordnete” Aufgaben wie automatisierten Kundensupport erlaubt – dedizierte KI-Chatbots hingegen sind faktisch ausgeschlossen.
Das Timing ist brisant: Während Dienste wie ChatGPT oder Microsofts Copilot ihre Geschäftsmodelle für Europa anpassen müssen, bleibt Metas hauseigene KI tief in WhatsApp verankert. Millionen europäische Nutzer können “Meta AI” direkt in der App verwenden, ohne Umwege über Browser oder separate Anwendungen.
“Wir müssen sicherstellen, dass europäische Bürger und Unternehmen von dieser technologischen Revolution profitieren können”, erklärte Teresa Ribera, zuständige Vizepräsidentin für Wettbewerbspolitik. “Wir prüfen, ob Metas neue Politik gegen Wettbewerbsregeln verstößt.”
Meta verteidigt sich: Systemlast statt Wettbewerbsverzerrung?
Meta weist die Vorwürfe entschieden zurück. Das Unternehmen argumentiert, die Beschränkung sei technisch notwendig: “KI-Chatbots belasten unsere Systeme auf eine Weise, für die sie nicht ausgelegt wurden”, heißt es in einer Stellungnahme. Der KI-Markt bleibe “hochkompetitiv”, Nutzer hätten über Apps, Browser und Betriebssysteme genügend Alternativen.
Doch diese Argumentation stößt auf Skepsis. WhatsApp zählt in Europa zu den dominierenden Kommunikationsplattformen – wer hier ausgesperrt wird, verliert Zugang zu einem Millionenpublikum. Kritiker sprechen von einem “Burggraben” um Metas Nutzerschaft, der Konkurrenten systematisch fernhält.
Strategischer Kurswechsel der EU
Bemerkenswert ist die rechtliche Grundlage: Anders als in jüngeren Verfahren greift die Kommission nicht auf den Digital Markets Act (DMA) zurück, sondern auf klassisches Kartellrecht. Experten vermuten dahinter Kalkül – Artikel 102 erlaubt es, gezielt “ausschließendes Verhalten” anzugreifen, das Innovation behindert.
Die Untersuchung erstreckt sich auf den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum, mit Ausnahme Italiens. Die italienische Wettbewerbsbehörde führt bereits seit Juli ein paralleles Verfahren, weshalb Brüssel Doppelarbeit vermeiden will.
Was kommt als Nächstes?
Die Faktensammlung beginnt jetzt. Die Kommission kann interne Dokumente anfordern und Marktteilnehmer befragen. Kartellverfahren dieser Größenordnung dauern üblicherweise 18 bis 24 Monate – doch es gibt eine Abkürzung: Einstweilige Maßnahmen könnten Metas Richtlinie bereits vor dem Verfahrensende aussetzen, um “irreversible Schäden” bei Wettbewerbern zu verhindern.
Entscheidende Fragen:
* Wird die Kommission noch vor Januar 2026 eingreifen, bevor die Regel für bestehende Partner greift?
* Können europäische KI-Startups nachweisen, dass ihnen durch die Sperrung relevante Marktchancen entgehen?
* Hält Metas technische Begründung einer juristischen Prüfung stand?
Eines ist klar: Brüssel signalisiert, dass es nicht tatenlos zusehen wird, wenn etablierte Tech-Giganten ihre Dominanz nutzen, um die Zukunft der Künstlichen Intelligenz nach eigenem Gusto zu gestalten. Die Frage ist nicht mehr, ob reguliert wird – sondern wie hart die Konsequenzen ausfallen.
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