Deutschland sitzt sich krank: Zehn Stunden täglich
09.12.2025 - 21:35:12Neue Studien zeigen alarmierende Sitzzeiten und mangelnde Prävention in Deutschland, die zu vermeidbaren Todesfällen und hohen Krankheitskosten führen.
Die Deutschen sitzen durchschnittlich 613 Minuten am Tag – ein neuer Rekordwert. Der gerade veröffentlichte DKV-Report 2025 offenbart einen alarmierenden Trend: 77 Prozent der Bevölkerung verbringen mehr als acht Stunden täglich im Sitzen. Gleichzeitig landet Deutschland im europäischen Gesundheitsvergleich auf dem vorletzten Platz.
Die Zahlen sind eindeutig und ernüchternd. Während frühere Erhebungen noch leichte Schwankungen zeigten, geht die Entwicklung nun klar in eine Richtung: in die sitzende Starre. Gegenüber 2015 hat sich die Sitzzeit um rund zwei Stunden erhöht.
Nur zwei Prozent leben wirklich gesund
Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln findet deutliche Worte: „Wir sitzen uns buchstäblich krank.” Die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Krankenversicherung erhobenen Daten zeigen das ganze Ausmaß: Lediglich zwei Prozent der Deutschen pflegen einen rundum gesunden Lebensstil – definiert durch ausreichende Bewegung, gesunde Ernährung, Stressmanagement sowie Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
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Doch es kommt noch dicker. Der heute vorgestellte Public Health Index 2025 vom AOK-Bundesverband und dem Deutschen Krebsforschungszentrum platziert Deutschland auf Platz 17 von 18 untersuchten nord- und zentraleuropäischen Ländern. Nur die Schweiz schnitt schlechter ab.
190.000 Todesfälle wären vermeidbar
Besonders gravierend: Deutschland versagt bei der Primärprävention. Experten schätzen, dass jährlich rund 190.000 Todesfälle vermeidbar wären, würden Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Tabakkonsum effektiver bekämpft.
Die Kritik richtet sich dabei nicht primär an die Bürger, sondern an die Politik. Es fehlt an strukturellen Maßnahmen, die Bewegung und Gesundheit im Alltag erleichtern, statt sie nur zu predigen.
Stress lähmt statt zu aktivieren
Der zeitgleich erschienene TK-Stressreport 2025 liefert weitere Erkenntnisse. 66 Prozent der Menschen fühlen sich häufig oder manchmal gestresst. Dieser chronische Stress führt paradoxerweise nicht zu mehr Bewegung als Ausgleich, sondern zu einer Lähmung: Erschöpfung (61 Prozent) und Muskelverspannungen (62 Prozent) ersticken die Motivation zur Aktivität.
Bei Kindern und Jugendlichen verschärft sich die Lage zusätzlich. Eine aktuelle Untersuchung von Anfang Dezember zeigt: Kinder, die bereits mit zwölf Jahren intensiv Smartphones nutzen, haben eine um 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, fettleibig zu werden. Der digitale Konsum verdrängt die natürliche Bewegung fast vollständig.
Das Bildungsparadoxon
Ein besonders interessantes Detail: Menschen mit höherem Bildungsabschluss essen zwar gesünder und rauchen seltener, weisen aber gleichzeitig die höchste Sitzzeit auf. Büroarbeit und lange Pendelzeiten zwingen gerade Akademiker in die körperliche Passivität.
Die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln war noch nie so groß. Zwar erreichen 68 Prozent der Deutschen theoretisch die WHO-Empfehlung von 150 Minuten moderater Bewegung pro Woche. Doch diese Aktivität kann die massiven negativen Effekte des zehnstündigen Dauersitzens physiologisch kaum kompensieren.
Vom Appell zur Strukturpolitik
„Die Zeiten, in denen ein Obstkorb in der Küche als Gesundheitsmanagement galt, sind vorbei”, kommentiert ein Sprecher eines großen Versicherungsverbands. Bewegungsmangel entwickelt sich zu einem der größten Kostenfaktoren durch Arbeitsausfälle wegen Rückenleiden und psychischen Erkrankungen.
Experten fordern jetzt eine Abkehr von der reinen Verhaltensprävention hin zur Verhältnisprävention. Konkret bedeutet das:
- Verpflichtende Bewegungspausen in Schulen und Unternehmen
- Steuerliche Anreize für aktive Mobilität statt Dienstwagen
- Stadtplanung, die das Auto zurückdrängt und Fußwege attraktiver macht
Die WHO prognostiziert: Ohne Umsteuern explodieren die Kosten für inaktivitätsbedingte Krankheiten bis 2030 weltweit. Für Deutschland bedeuten die Zahlen von 2025 eine klare Botschaft: Der Stuhl ist längst eines der größten Gesundheitsrisiken unserer Zeit.
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