Deutsche sitzen mehr als 10 Stunden täglich
10.12.2025 - 03:51:12Die Deutschen haben eine kritische Grenze durchbrochen: Erstmals sitzen sie im Durchschnitt über zehn Stunden pro Werktag. Der neue DKV-Report 2025 belegt eine dramatische Verschlechterung – besonders bei Büroangestellten und der Generation Z.
Die aktuellen Zahlen wirken wie ein überhörter Alarm. 613 Minuten – also 10 Stunden und 13 Minuten – verbringen die Deutschen laut DKV-Report durchschnittlich im Sitzen. 2023 waren es noch 598 Minuten. Die Entwicklung zeigt: Der Trend zur Bewegungslosigkeit beschleunigt sich, statt sich zu verlangsamen.
Noch besorgniserregender ist eine andere Zahl: Nur zwei Prozent der Bevölkerung leben noch rundum gesund. Das bedeutet: Sie bewegen sich ausreichend, ernähren sich gesund, rauchen nicht und managen ihren Stress erfolgreich. Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln spricht von einem “gefährlichen Trend”.
Trotz Stehschreibtischen und betrieblichen Gesundheitsprogrammen bleibt das Büro der Hauptschauplatz der Inaktivität. Fast jeder fünfte Deutsche gilt mittlerweile als komplett inaktiv und verfehlt selbst die minimalen WHO-Bewegungsempfehlungen.
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Das Problem: Die pure Existenz von Gesundheitsangeboten reicht nicht aus. Solange die Arbeitsstruktur primär auf sitzende Tätigkeiten ausgelegt ist, verpuffen punktuelle Maßnahmen wie “bewegte Pausen” weitgehend wirkungslos.
Generation Z: Zwischen Leistungsdruck und Bildschirm
Der DAK-Gesundheitsreport 2025 zeichnet ein alarmierendes Bild der jungen Arbeitnehmer. Entgegen dem Klischee der “faulen Jugend” zeigt sich: Junge Menschen unter 30 arbeiten besonders häufig krank. 71 Prozent gaben an, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen – deutlich mehr als in anderen Altersgruppen.
Diese permanente Überlastung korreliert direkt mit fehlendem Bewegungsausgleich. Die Zahlen der WHO sind eindeutig: Über 80 Prozent der Jugendlichen weltweit erreichen nicht das empfohlene Bewegungsmaß. In Deutschland ist der Anteil sportlich aktiver Jugendlicher auf rund 35 Prozent gesunken.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Fitness- und Krafttraining haben zu Fußball aufgeschlossen. Doch dieser Trend erreicht nur einen Bruchteil der jungen Generation. Die Mehrheit verharrt zwischen digitalem Dauerstress und körperlicher Passivität.
Die psychische Dimension der Sitzkrise
Was früher als reines Rückenproblem galt, entpuppt sich zunehmend als mentale Gesundheitskrise. Angststörungen und depressive Symptome haben sich seit der Pandemie bei jungen Menschen chronifiziert. Bewegung, traditionell ein natürliches Ventil für Stressabbau, fällt der digitalen Dauernutzung zum Opfer.
Die DAK warnt: Die toxische Mischung aus Bewegungsmangel und psychischer Belastung schafft einen Teufelskreis. Stress führt zu Inaktivität, Inaktivität verstärkt psychische Probleme.
Volkswirtschaftliche Zeitbombe
Die Folgen beschränken sich längst nicht mehr auf individuelle Gesundheitsprobleme. Die WHO beziffert die globalen Kosten körperlicher Inaktivität auf rund 27 Milliarden US-Dollar jährlich für die Gesundheitssysteme.
Für Deutschland bedeutet die Entwicklung konkret: 37 Prozent der Befragten weisen laut DKV-Daten ein erhöhtes Sterberisiko auf. Das sitzende Verhalten korreliert direkt mit steigenden Raten von Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mentalen Erkrankungen.
Dr. Rüdiger Krech von der WHO konstatiert: Die Weltgemeinschaft sei “off track”, das Ziel einer 15-prozentigen Reduktion der Inaktivität bis 2030 zu erreichen. Bei unverändertem Trend steuert das deutsche Gesundheitssystem auf eine Kostenexplosion zu.
Warum Prävention scheitert
Der Blick zurück zeigt die Dramatik: 2010 saßen die Deutschen im Schnitt 7,5 Stunden täglich. Der Anstieg um fast drei Stunden in 15 Jahren beweist das Scheitern bisheriger Präventionsansätze.
Die Ursachen:
- Digitalisierung eliminiert physische Wege (Videokonferenz statt Besprechungsraum)
- Lieferdienste ersetzen den Gang zum Supermarkt
- Prävention fokussiert zu sehr auf Verhaltensänderung des Einzelnen
- Strukturelle Rahmenbedingungen bleiben unverändert
Experten kritisieren: Appelle wie “Beweg dich mehr!” verpuffen, solange die Sitz-Architektur des Alltags unangetastet bleibt. Zu wenig wird in bewegungsfördernde Stadtplanung und verbindliche Arbeitszeitregelungen investiert.
Was sich 2026 ändern muss
Verbände wie der DOSB und Gesundheitsexperten fordern einen radikalen Kurswechsel. Die bloße Appell-Politik gilt als gescheitert.
Notwendige Maßnahmen:
- Verbindliche Vorgaben für Arbeitgeber zur Integration von Bewegung in die Arbeitszeit
- Neubewertung von Schulsport und bewegtem Lernen
- Fokus auf digitale Entwöhnung und Stresskompetenz
- Verhältnisprävention statt reiner Verhaltensprävention
Ohne einen gesellschaftlichen Wandel, der Bewegung als essenzielle Lebensgrundlage begreift, wird sich der Negativtrend fortsetzen. Die aktuelle Entwicklung zeigt: Deutschland ist auf dem Weg zum unfreiwilligen “Sitz-Weltmeister” – mit fatalen Folgen für Gesundheit, Lebensqualität und Volkswirtschaft.
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