Brandschutz im Umbruch: München startet Forschungsoffensive für sichere E-Mobilität
08.12.2025 - 18:51:11Während die Industrie mit PFAS-Fristen ringt, setzt eine neue Wissenschaftsallianz auf intelligente Löschtechniken für Lithium-Akkus.
Die deutsche Brandschutzbranche steht vor einer Zeitenwende. Zwischen dem Launch einer hochkarätigen Forschungskooperation in München und dem Abschluss der führenden Fachmesse in Köln wird klar: Die alte Welt der Schaumlöscher kollidiert mit den Anforderungen der Energiewende. Während am vergangenen Freitag eine wichtige Übergangsfrist für umweltschädliche Löschschäume ablief, nimmt gleichzeitig eine neue Generation datengestützter Brandbekämpfung Gestalt an.
Am Freitag, dem 5. Dezember, startete die Technische Universität München gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr München die „Munich Fire Science Partnership” – ein auf sechs Jahre angelegtes Projekt, das Feuerwehralltag mit Spitzenforschung verbinden soll. Der Fokus: Brandrisiken, die durch die Elektrifizierung unserer Mobilität und Energieversorgung entstehen.
„Die Partnership bringt wissenschaftliche Exzellenz im Brandschutz mit echter Einsatzpraxis zusammen”, erklärte Prof. Claudius Hammann, Leiter des Lehrstuhls für Fire Science and Engineering an der TUM, bei der offiziellen Vorstellung. Konkret geht es um drei zentrale Fragestellungen:
- Lithium-Ionen-Batteriebrände: Wie löscht man einen E-Auto-Akku effektiv, ohne die Umwelt zu belasten?
- Ressourceneffizienz: Wie viel Wasser ist wirklich nötig? Neue Modelle sollen Überflutungsschäden bei Einsätzen minimieren.
- Taktikoptimierung: Welche Erstangriffsstrategien funktionieren in dichten Stadtquartieren am besten?
Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble betonte, dass Brandschutz nicht länger nur erfahrungsbasiert funktionieren könne. „Unser gemeinsames Ziel ist es, Brandschutz nachhaltiger und ressourcenschonender zu machen”, so Schäuble. Die Kooperation läuft zunächst bis November 2031 und könnte zum Blaupausenmodell für andere deutsche Großstädte werden.
VdS-BrandSchutzTage: Wenn Beton auf Digitalisierung trifft
Nur einen Tag zuvor, am 4. Dezember, endeten in Köln die VdS-BrandSchutzTage 2025 – Europas wichtigster Treffpunkt für Brandschutzexperten. Rund 5.000 Fachleute aus 20 Ländern diskutierten zwei Tage lang über die Zukunft der Branche.
Ein Trend dominierte die Messehallen: Die Verschmelzung von baulichem Brandschutz mit digitaler Überwachungstechnik. Besonders gefragt war die „Sonderfläche Baulicher Brandschutz”, wo Aussteller demonstrierten, wie moderne Baustoffe unter Extrembelastung reagieren.
„Die Qualität des Fachpublikums war beeindruckend”, lobten Branchenvertreter. Kein Wunder: Die neuen Verwaltungsvorschriften für technische Baubestimmungen (MVV TB) zwingen Planer und Betreiber bundesweit zu komplexen Anpassungen. In den „VdS-BrandSchutzTalk”-Runden ging es deshalb vor allem um eins – wie lässt sich der regulatorische Dschungel in der Praxis bewältigen?
Revolution im Kleinformat: Feuerlöscher für den Schaltschrank
Während sich die einen mit tonnenschweren Sprinkleranlagen beschäftigen, setzt eine andere Fraktion auf Miniaturisierung. Am 5. Dezember gratulierte die JOB Group dem Elektronikriesen LG zur VdS-Anerkennung ihrer AMFE-Technologie (Automatic Miniature Fire Extinguisher).
Was kompliziert klingt, ist im Prinzip genial einfach: Der „kleinste Feuerlöscher der Welt” wird direkt in Geräte eingebaut – Kühlschränke, Serverracks, Schaltschränke. Steigt die Temperatur kritisch an, platzt eine Glasampulle und gibt Löschmittel frei. Das Feuer wird erstickt, bevor es überhaupt den Raum erreicht.
„Diese Zertifizierung bestätigt die hohe Wirksamkeit unserer Lösung und unterstreicht die Bedeutung gerätintegrierter Brandschutzsysteme im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung”, erklärte ein Sprecher der JOB Group. Gerade in Rechenzentren und Industriesteuerungen, wo elektrische Defekte zu den häufigsten Brandursachen zählen, könnte diese Technologie zum Standard werden.
PFAS-Verbot: Die Zeit läuft ab
Doch bei aller Innovation: Eine Altlast belastet die Branche massiv. Am vergangenen Freitag, dem 5. Dezember, lief eine entscheidende Übergangsfrist für PFOA-haltige Löschschäume aus. Die sogenannten „ewigen Chemikalien” (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, kurz PFAS) reichern sich in der Umwelt an und gelten als gesundheitsgefährdend.
Die EU-Verordnung 2025/1988 vom Oktober letzten Jahres schreibt einen schrittweisen Totalausstieg vor:
- 5. Dezember 2025: Ende bestimmter Sonderregelungen für PFOA-basierte Schäume – Betreiber müssen jetzt ihre Übergangsstrategien finalisieren.
- 23. Oktober 2026: Verbot des Inverkehrbringens PFAS-haltiger tragbarer Feuerlöscher.
- Ende 2030: Totales Verwendungsverbot für PFAS-haltige Schäume in den meisten tragbaren Löschern.
„Unternehmen müssen jetzt sofort handeln, ihre Bestände erfassen und Entsorgungspläne erstellen”, warnen Compliance-Experten. Die Entsorgung PFAS-haltiger Mittel wird zunehmend teuer und aufwendig – nur zertifizierte Entsorger dürfen ran.
Zwischen alten Giften und neuen Gefahren
Was auf den ersten Blick nach bürokratischer Kleinteiligkeit aussieht, ist ein Paradebeispiel für den Spagat der Branche: Jahrzehntelang waren PFAS-Schäume das Mittel der Wahl – hochwirksam, zuverlässig, ökologisch aber fatal. Jetzt muss die Industrie Alternativen entwickeln, während gleichzeitig völlig neue Risiken auftauchen.
Lithium-Akkus brennen anders als Benzintanks. Sie können nach vermeintlichem Löschen wieder aufflammen, entwickeln giftige Gase und benötigen teils tausende Liter Wasser zur Kühlung. Die „Munich Fire Science Partnership” ist ein Eingeständnis, dass die Erfahrungswerte aus 100 Jahren Verbrennungsmotor nicht mehr ausreichen.
Marktbeobachter sehen in der „geräteintegrierten” Philosophie – wie bei LG und JOB – einen wachsenden Nischenmarkt. Je autonomer und ferngesteuerter industrielle Anlagen werden, desto attraktiver sind Systeme, die Brände abfangen, bevor gebäudeweite Alarme ausgelöst werden. Die Versicherungsbranche honoriert das bereits mit niedrigeren Prämien.
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Was Betreiber jetzt tun müssen
Für Facility-Manager und Sicherheitsbeauftragte in Deutschland ergibt sich eine klare To-do-Liste:
- Sofortinventur: Alle vorhandenen Löscher auf PFAS-Gehalt prüfen.
- Risikoanalyse: Besonders Bereiche mit Lithium-Ionen-Ladestationen überprüfen – hier könnten Erkenntnisse aus München bald neue Standards setzen.
- Technik-Upgrade: Kritische IT- und Elektroanlagen mit geräteintegrierter Löschung nachrüsten – nicht nur wegen der Sicherheit, auch wegen der Versicherungskosten.
Die Entwicklungen der letzten 72 Stunden zeigen: Brandschutz ist längst keine reine Compliance-Aufgabe mehr. Es ist eine Hochtechnologie-Disziplin, getrieben von Umweltauflagen und der Elektrifizierung der Wirtschaft. Während die Altlasten der Vergangenheit entsorgt werden, nimmt eine neue Ära datengestützter Prävention Fahrt auf.
Bleibt die Frage: Wird die Industrie schnell genug umstellen? Die Antwort könnte schon im ersten Quartal 2026 kommen, wenn die ersten PFAS-freien Hochleistungsschäume für Industrieanwendungen auf den Markt kommen – entwickelt von genau jenen Herstellern, die in Köln ihre Prototypen zeigten.
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