Wirtschaftsallianz fordert 48-Stunden-Woche von Bundesregierung
05.12.2025 - 21:29:12BERLIN – 29 führende Wirtschaftsverbände gehen in die Offensive: In einem gemeinsamen Appell fordern sie das Bundeskabinett auf, die tägliche Acht-Stunden-Grenze endlich durch eine flexible Wochenarbeitszeit zu ersetzen. Der Druck auf die Ampel-Koalition wächst.
Von Handwerk über Landwirtschaft bis zum Großhandel – die Allianz könnte breiter kaum sein. Am Freitag veröffentlichten 29 Branchen-Organisationen eine koordinierte Erklärung, die der Bundesregierung mangelnde Umsetzung ihrer eigenen Versprechen vorwirft. Ihr Ziel: Deutschland soll bei der Arbeitszeitregelung endlich europäischen Standard erreichen.
Die Verbände berufen sich explizit auf den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung. “Diese klare politische Absichtserklärung muss endlich in die Praxis umgesetzt werden”, heißt es in dem gemeinsamen Papier. Die Forderung ist konkret: Statt der starren Acht-Stunden-Grenze pro Tag soll eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden treten – berechnet als Durchschnitt über einen bestimmten Zeitraum.
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Was für viele EU-Länder längst Normalität ist, scheitert in Deutschland bislang an veralteten Strukturen, so die Kritik. Das geltende Arbeitszeitgesetz stammt in seinen Grundzügen noch aus einer Zeit, in der von Homeoffice und globalen Lieferketten keine Rede war.
Mittelstand macht mobil
Besonders bemerkenswert: Die Initiative kommt nicht etwa von Industriegiganten, sondern aus dem Herzen der deutschen Wirtschaft. Bäcker, Brauer, Bauern und Händler stehen gemeinsam hinter dem Vorstoß. Zu den 29 Unterzeichnern gehören:
- Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA)
- Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks
- Deutscher Raiffeisenverband (DRV)
- Deutscher Bauernverband
- Verband der Fleischwirtschaft
“Die deutsche Wirtschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen”, warnen die Verbände. Unternehmen und Beschäftigte bräuchten dringend mehr Spielraum bei der Arbeitszeitgestaltung, um moderne Arbeitsprozesse und individuelle Lebensmodelle unter einen Hut zu bringen.
Mehr Flexibilität statt mehr Stunden?
Die Verbände betonen: Es geht nicht darum, die Gesamtarbeitszeit zu erhöhen. Vielmehr soll die Verteilung flexibler werden. Besonders für Branchen mit saisonalen Schwankungen – Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Handel – sei das aktuelle System ein Hemmschuh.
“Mit der Umstellung auf wöchentliche Höchstarbeitszeiten können Unternehmen besser auf Produktionsspitzen oder unvorhersehbare Auftragsschwankungen reagieren”, argumentiert die Allianz. Für Arbeitnehmer bedeute dies mehr “Zeitsouveränität”: Wer an bestimmten Tagen länger arbeitet, könne dafür zusammenhängende Freizeit-Blöcke gewinnen – ein Plus für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Gewerkschaften auf der Gegenseite
Doch nicht alle teilen diese Euphorie. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt seit Jahren vor einer “Entgrenzung der Arbeit”. Die Abschaffung der Tagesobergrenze gefährde die Gesundheit der Beschäftigten und höhle den Überstundenschutz aus, so die Kritik.
Besonders heikel: Theoretisch wären bei einer Wochenregelung einzelne Arbeitstage von bis zu 13 Stunden möglich – solange der Wochendurchschnitt stimmt. Gewerkschaften sehen darin ein Risiko für die Arbeitssicherheit und fürchten, dass faktisch Druck auf Beschäftigte ausgeübt wird.
Tatsächlich bietet das bestehende Gesetz bereits Flexibilisierungs-Optionen durch Tarifverträge und Ausnahmeregelungen. Ob diese ausreichen, ist jedoch umstritten.
Regierung unter Zugzwang
Mit dem gemeinsamen Vorstoß erhöhen die Verbände den Druck auf die Ampel-Koalition erheblich. Die Legislaturperiode schreitet voran, und die versprochenen Maßnahmen zum “Bürokratieabbau” lassen auf sich warten.
Arbeitsmarkt-Experten rechnen mit einem Kompromiss: Denkbar wären sogenannte “Experimentierklauseln”, die Abweichungen von der Tagesobergrenze via Tarifvertrag erlauben – ohne das Gesetz komplett zu ändern. Ob das die 29 Verbände zufriedenstellt? Fraglich.
Dass die Initiative ausgerechnet am Internationalen Tag des Ehrenamts (5. Dezember) lanciert wurde, ist kein Zufall: Viele Verbände argumentieren, dass starre Arbeitszeiten auch ehrenamtliches Engagement erschweren. Ein geschickter kommunikativer Schachzug – nun muss die Politik Farbe bekennen.
Relevante Themen: Arbeitszeitgesetz, Arbeitsrechtsreform, Fachkräftemangel, New Work, Tarifpolitik
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