Studie 2025: Abschalten wird zum Produktivitätsfaktor
23.12.2025 - 02:51:12
Eine neue Studie der RWTH Aachen belegt: Wer gedanklich von der Arbeit loskommt, ist zufriedener. Der Trend zum bewussten Feierabend-Ritual erhält damit wissenschaftlichen Rückenwind.
Forscher der RWTH Aachen und der Universität Trier veröffentlichten im September 2025 eine bahnbrechende Studie. Sie werteten Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus. Ihr Ergebnis: Gelingt die mentale Distanzierung von der Arbeit, steigt die Lebenszufriedenheit messbar um bis zu sechs Prozent.
„Sechs Prozent mögen gering erscheinen“, sagt Studienautorin Dr. Lisa Pütz. „Doch Faktoren wie Jobunsicherheit führen zu einem vergleichbaren Abfall. Abschalten ist ein mächtiger Hebel.“ Wer dagegen gedanklich bei der Arbeit bleibe, empfinde häufiger Wut und Sorgen.
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Das Comeback des „Shutdown Rituals“
Als Antwort auf diese Erkenntnis erlebt eine alte Methode eine Renaissance: das „Shutdown Ritual“. Der Informatik-Professor Cal Newport hat es populär gemacht. Es soll den „Zeigarnik-Effekt“ bekämpfen – also das Grübeln über unerledigte Aufgaben.
Ein modernes Ritual für 2025 besteht aus drei Schritten:
* Finaler Check: Ein letzter Blick auf E-Mails und To-Do-Listen.
* Plan für morgen: Prioritäten für den nächsten Tag notieren. Das beruhigt das Gehirn.
* Physischer Trigger: Ein Satz wie „Shutdown complete“ oder das Zuklappen des Laptops beendet den Tag symbolisch.
Newport betont: Dieses Ritual „eliminiert stressige Arbeitsgedanken an Abenden und Wochenenden“.
Homeoffice-Herausforderung: Den Arbeitsweg ersetzen
Im Homeoffice verschwimmen die Grenzen. Der physische Arbeitsweg als Übergang – der „Third Space“ – fehlt. Experten raten deshalb, ihn künstlich zu simulieren.
Die Lösung kann ein kurzer Spaziergang nach Feierabend sein oder das bewusste Wechseln der Kleidung. Die RWTH-Studie bestätigt: Räumliche Distanz ist oft die Voraussetzung für mentale Distanz. Ein Laptop auf dem Esstisch signalisiert dem Gehirn: „Gefahrenmodus Arbeit“ ist noch aktiv.
Hintergrund: Der Trend zum „Great Detachment“
Diese Entwicklung ist Teil eines größeren Phänomens: des „Great Detachment“. Anders als bei der „Great Resignation“ kündigen Menschen nicht, sondern ziehen emotionale Grenzen. Berichte von Glassdoor und Gallup aus 2025 zeigen eine zunehmende emotionale Entkopplung von der Arbeit.
Psychologen deuten das positiv. Es handelt sich um eine gesunde Schutzreaktion auf die „Always-on“-Kultur. Unternehmen beginnen zu verstehen: Mitarbeiter, die abends nicht erreichbar sind, sind am nächsten Tag produktiver.
Was kommt nach 2025?
Für 2026 sagen Experten voraus, dass „Transition Skills“ zur Kernkompetenz werden. Die Fähigkeit, sauber zwischen Arbeit und Erholung zu wechseln, gewinnt an Bedeutung.
Die Technologie passt sich an. Neue Features in Betriebssystemen fördern „Hard Stops“ und automatisierte Abwesenheitsmeldungen. Doch die letzte Verantwortung liegt beim Einzelnen. Der Feierabend ist kein Zufall, sondern ein aktiv herbeigeführter Zustand. Das Shutdown-Ritual wird so zur psychohygienischen Selbstverteidigung.
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