PayPal will eigene Bank in den USA gründen
16.12.2025 - 19:59:13
PayPal strebt eine US-Banklizenz an – ein strategischer Schachzug, der den Finanzriesen unabhängiger von Partnern machen und sein Kreditgeschäft ausbauen soll. Die Bewerbung für eine spezielle Industriebank-Lizenz in Utah könnte das Unternehmen grundlegend verändern.
Der digitale Bezahldienst hat am Montag, 15. Dezember, offiziell Anträge bei der Aufsicht in Utah und der US-Einlagensicherung FDIC eingereicht. Ziel ist die Gründung der „PayPal Bank“ als sogenannte Industrial Loan Company (ILC). Dieser Schritt würde es PayPal ermöglichen, Kundeneinlagen direkt zu halten, Kredite auszureichen und auf die staatliche Einlagensicherung zuzugreifen. Bislang ist das Unternehmen auf Partnerbanken wie die WebBank angewiesen – ein Modell, das Umsatz teilt und operative Abhängigkeiten schafft.
„Die Sicherung von Kapital bleibt eine große Hürde für kleine Unternehmen“, betonte PayPal-Chef Alex Chriss. Die eigene Bank solle die Effizienz steigern und die Unterstützung für den Mittelstand verbessern. Seit 2013 hat PayPal weltweit über 30 Milliarden Euro an Krediten und Vorfinanzierungen an mehr als 420.000 Geschäftskunden vergeben. Eine eigene Banklizenz würde diese Prozesse vereinfachen und die Margen erhöhen.
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Erfahrene Führung und neue Angebote
Um den anspruchsvollen Zulassungsprozess zu meistern, hat PayPal mit Mara McNeill eine erfahrene Bankmanagerin als designierte Präsidentin der neuen Bank berufen. Die Finanzexpertin mit über 25 Jahren Erfahrung leitete zuletzt die Toyota Financial Savings Bank – ebenfalls eine ILC. Ihre Expertise gilt als strategischer Vorteil im regulatorischen Umfeld Utahs.
Die Lizenz würde PayPal nicht nur im Kreditgeschäft neue Möglichkeiten eröffnen. Das Unternehmen plant, verzinsliche Sparkonten für Privat- und Geschäftskunden anzubieten – ein Standardfeature von Neobanken, das PayPal bisher fehlt. Zudem strebt es eine direkte Mitgliedschaft in US-Kartennetzwerken an, um Vermittlerkosten zu senken. Ein großer Pluspunkt: Einlagen wären durch die FDIC-Versicherung geschützt, was das Vertrauen in digitale Geldbörsen wie PayPal oder Venmo stärken könnte.
Timing im Zeichen der Deregulierung
Die Bewerbung kommt in einer Phase regulatorischer Lockerungen unter der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump. Die Aufsicht zeigt sich gegenüber nicht-traditionellen Finanzinstituten deutlich aufgeschlossen. Erst vergangene Woche erhielten Kryptofirmen wie Circle und Ripple vorläufige Bankzulassungen. Auch der Zahlungsdienstleister Square (heute Block Inc.) hat bereits erfolgreich eine ILC-Lizenz erhalten.
„Die regulatorischen Winde haben sich gedreht“, kommentiert ein Branchenanalyst. „Es gibt ein klares Mandat, den Wettbewerb zu fördern, indem man technologiefokussierten Unternehmen den Eintritt ermöglicht.“ PayPal ist nicht allein: Auch Konzerne wie Nissan und Sony haben kürzlich Anträge für Industriebanken in Utah gestellt.
Marktreaktion und langer Weg bis zur Zulassung
Die Ankündigung ließ die PayPal-Aktie im außerbörslichen Handel um 1,5 Prozent steigen. Das Papier hatte zuvor im Jahr 2025 etwa 29 Prozent an Wert verloren, obwohl das Unternehmen im dritten Quartal mit einem Umsatz von 7,7 Milliarden Euro die Erwartungen übertraf. Analysten sehen in der Banklizenz eine Chance für langfristig höhere Margen, da die „Miete“ an Partnerbanken entfällt.
Doch der Weg zur Genehmigung ist langwierig und unsicher. Das Verfahren dauert typischerweise 12 bis 18 Monate und unterliegt strenger Prüfung der Finanzkraft und Risikokontrollen des Mutterkonzerns. Kritiker, darunter Verbände kleiner Banken, warnen vor unfairem Wettbewerb und systemischen Risiken, wenn Handelsunternehmen Banklizenzen erhalten.
Dennoch markiert der Antrag eine klare strategische Weichenstellung. PayPal will nicht länger nur Zahlungsabwickler sein, sondern als vollwertiges Finanzinstitut mit der Wall Street konkurrieren. Eine Genehmigung könnte nicht nur PayPal transformieren, sondern auch anderen Tech-Giganten die Tür zum Bankensystem öffnen.
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