Immobilienpreise, Wohnungsknappheit

ÖVI-Bauträgertag: Immobilienpreise steigen wieder – Wohnungsknappheit spitzt sich zu

27.11.2025 - 10:33:12

Wien schaffte es zwei Jahre lang: „Survive till ’25” lautete das Mantra der Immobilienbranche. Heute beim ÖVI Bauträger- und Städtetag im Erste Campus wird klar: Die Überlebensphase ist vorbei. Doch die Branche erwacht in einer Realität, die von steigenden Preisen und historischer Angebotsknappheit geprägt ist.

Hunderte Branchenvertreter, Entwickler und Stadtplaner folgen der Einladung des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft. Die Stimmung? Eine Mischung aus Erleichterung und neuer Sorge. Der freie Fall der Transaktionszahlen ist gestoppt, doch die Pipeline für neue Wohnungen ist so leer wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

„Wir haben die Talsohle durchschritten, aber der Aufstieg wird steinig”, fasst ein ÖVI-Sprecher die Lage zusammen. Während sich die Finanzierungskonditionen stabilisieren, rücken die Folgen des Baustopps von 2023 und 2024 in den Fokus: Die Fertigstellungszahlen brechen ein.

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Die wichtigste Nachricht für Investoren und Eigentümer: Die Phase der Preiskorrekturen ist offiziell vorbei. Daten von Raiffeisen Research und der Oesterreichischen Nationalbank bestätigen, dass Immobilienpreise wieder anziehen.

Nachdem Wohneigentum zwischen Mitte 2022 und Ende 2024 durchschnittlich um rund fünf Prozent günstiger wurde, drehte sich der Wind im dritten Quartal. Österreichweit wird aktuell ein Preisanstieg von 1,3 Prozent verzeichnet. Matthias Reith von Raiffeisen Research prognostiziert für 2025 ein Plus von knapp einem Prozent.

Die Treiber sind klassische Marktmechanismen: Gestiegene Reallöhne erhöhen die Kaufkraft, während das Angebot an verfügbarem Wohnraum stagniert. „Die Zeit der Schnäppchen ist vorbei”, heißt es in den Pausengesprächen.

Fertigstellungsklippe wird zur Realität

Das dominierende Thema der Fachtagung ist die Angebotsseite. Was Experten wie der Datenanbieter Exploreal bereits vor zwei Jahren als „Fertigstellungsklippe” prophezeiten, ist jetzt statistische Realität. Da in den Krisenjahren kaum neue Projekte starteten, kommen deutlich weniger Neubauwohnungen auf den Markt.

Die Prognosen von Exploreal zeichnen ein düsteres Bild:

  • Österreichweit sinken die Fertigstellungszahlen drastisch
  • Wien ist besonders betroffen – hier wird für 2026 ein historischer Tiefststand erwartet

„Wir steuern sehenden Auges in eine massive Knappheit”, warnt ein Podiumsteilnehmer der Qualitätsplattform Sanierung. Die fehlenden Neubauten erhöhen den Druck auf den Bestandsmarkt und die Mietpreise – ein brisantes Thema im kommenden Wahljahr.

Regulierung sorgt für Gegenwind

Neben den Marktdaten sorgen vor allem regulatorische Rahmenbedingungen für Gesprächsstoff. Die Branche blickt mit Spannung auf den 1. Jänner 2026, an dem mehrere Gesetzesänderungen in Kraft treten sollen.

Im Zentrum der Kritik steht das geplante Mieten-Wertsicherungsgesetz (MieWeG). Der Entwurf sieht Eingriffe in die Wertsicherungsklauseln vor. Der ÖVI warnte bereits: Eine einseitige Mietenpolitik gefährde die Investitionssicherheit – genau dann, wenn privates Kapital für den Wohnbau dringend benötigt würde.

Zusätzlich sorgt das 5. Mietrechtsänderungsgesetz für Unruhe. Die Anhebung der Mindestrücklage auf 1,13 Euro pro Quadratmeter ab 2026 wird von Verwaltern und Eigentümern als zusätzliche finanzielle Belastung kritisiert.

Alternative Modelle gewinnen an Bedeutung

Angesichts der schwierigen Finanzierbarkeit diskutieren Bauträger verstärkt alternative Verwertungsmodelle. Das klassische Abverkaufsszenario „vom Plan weg” funktioniert nur noch in absoluten Bestlagen.

Miet-Kauf-Modelle erleben eine Renaissance. Bewohner können eine Immobilie zunächst mieten und später erwerben, wobei ein Teil der Miete auf den Kaufpreis angerechnet wird. Der Marktdruck zwingt Entwickler zu mehr Kreativität.

Auch die Sanierung rückt stärker in den Mittelpunkt. Da der Neubau stockt, wird die Aufwertung des Bestands – auch im Hinblick auf EU-Taxonomie und ESG-Kriterien – zum wichtigsten Hebel für „neuen” Wohnraum.

Was 2026 bringt

Der ÖVI Bauträger- und Städtetag sendet ein klares Signal: Die Schockstarre ist gelöst, die Marktteilnehmer agieren wieder. Doch die Rahmenbedingungen haben sich fundamental gewandelt.

Experten erwarten für 2026:

  • Weiter steigende Preise aufgrund des fehlenden Neubau-Nachschubs
  • Einen intensiven Verteilungskampf am Mietmarkt, besonders in Wien, Graz und Salzburg
  • Eine Konsolidierung der Bauträgerlandschaft – nur eigenkapitalstarke Entwickler können neue Projekte starten

„Das Schlimmste liegt hinter uns, was die Bewertung der Assets betrifft”, resümiert ein Fondsmanager am Rande der Veranstaltung. „Aber die gesellschaftliche Herausforderung, leistbaren Wohnraum zu schaffen, beginnt jetzt erst richtig.”

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