Mindestlohn steigt 2026 auf 13,90 Euro
04.12.2025 - 14:31:11Die Erhöhung des Mindestlohns auf 13,90 Euro ab Januar 2026 könnte laut Ifo-Umfrage zu Stellenstreichungen führen, während Gewerkschaften die Entscheidung verteidigen.
In knapp vier Wochen wird es ernst: Ab dem 1. Januar 2026 müssen Arbeitgeber in Deutschland mindestens 13,90 Euro pro Stunde zahlen – 1,08 Euro mehr als bisher. Gleichzeitig steigt die Verdienstgrenze für Minijobs automatisch von 556 auf 603 Euro monatlich. Was für rund sieben Millionen Geringverdiener nach einer guten Nachricht klingt, versetzt viele Unternehmen in Alarmstimmung.
Eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Ifo-Instituts zeigt: Jedes fünfte betroffene Unternehmen plant Stellenstreichungen, um die höheren Lohnkosten aufzufangen. Die Erhöhung könnte damit zum Bumerang für genau jene Beschäftigten werden, die sie eigentlich schützen soll.
Von 12,82 auf 13,90 Euro – und 2027 geht es weiter
Die Erhöhung um 8,4 Prozent zählt zu den kräftigsten seit Einführung des gesetzlichen Mindestlohns 2015. Die Bundesregierung hatte im November die Empfehlung der Mindestlohnkommission übernommen, die bereits im Juni beschlossen wurde.
Die Mechanik dahinter: Der Minijob-Grenzwert ist gesetzlich an den Mindestlohn gekoppelt. Er ermöglicht es Beschäftigten, zehn Stunden pro Woche zum Mindestlohn zu arbeiten, ohne in die volle Steuerpflicht zu rutschen.
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Die Zahlen im Überblick:
* Aktuell (2025): 12,82 Euro/Stunde, 556 Euro/Monat
* Ab 1. Januar 2026: 13,90 Euro/Stunde, 603 Euro/Monat
Ab 1. Januar 2027:* 14,60 Euro/Stunde, 633 Euro/Monat
Für Minijobber bedeutet das: Mehr steuerfrei verdientes Geld bei gleicher Stundenzahl. Wer bereits am Limit arbeitet, erhält automatisch mehr Lohn, ohne Stunden reduzieren zu müssen. Die Regelung orientiert sich an der EU-Mindestlohnrichtlinie, die 60 Prozent des mittleren Einkommens als Zielmarke vorgibt.
Ifo-Institut warnt vor Jobverlust-Welle
Während Gewerkschaften jubeln, schrillen bei Ökonomen die Alarmglocken. Das Ifo-Institut befragte betroffene Betriebe zu ihren Reaktionsplänen – mit besorgniserregenden Ergebnissen.
21,7 Prozent der Unternehmen wollen Stellen abbauen. Diese Quote liegt deutlich über den Werten der letzten großen Anhebung auf 12 Euro im Jahr 2022. “Die anstehende Mindestlohnerhöhung stellt einen erheblichen Anstieg der Lohnkosten dar”, erklärt Ifo-Forscher Sebastian Link. Besonders in der aktuellen Konjunkturflaute sei das “besonders schädlich”.
Die Branchen reagieren unterschiedlich: Gastronomie und Einzelhandel, die stark auf Niedriglohnkräfte angewiesen sind, trifft es am härtesten. Fast die Hälfte aller befragten Betriebe (49,7 Prozent) plant Preiserhöhungen, um die Kosten an Kunden weiterzugeben. Mehr als ein Viertel (27,7 Prozent) will Investitionen zurückfahren – ein Signal, das die ohnehin schwache Wirtschaft weiter bremsen könnte.
Droht also eine Kündigungswelle ausgerechnet dort, wo Menschen auf jeden Euro angewiesen sind?
Gewerkschaften: “Unternehmen haben mitentschieden”
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) weist die Kritik scharf zurück. Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied, betont: “Der höhere Mindestlohn von 13,90 Euro wurde gemeinsam mit der Arbeitgeberseite beschlossen.” Die Mindestlohnkommission, in der beide Seiten gleichberechtigt vertreten sind, hatte die Erhöhung bereits im Juni 2025 ausgehandelt.
Die Gewerkschaften argumentieren: Wer jetzt, wenige Wochen vor der Umsetzung, gegen die eigene Entscheidung wettert, untergräbt die Sozialpartnerschaft. Zudem sei die Kaufkraft der Geringverdiener entscheidend für die Binnenkonjunktur – wovon letztlich auch Unternehmen profitieren würden.
Das DGB-Argument: Geschäftsmodelle, die auf Niedrigstlöhnen basieren, haben in einer modernen Wirtschaft keine Zukunft. Die zweistufige Erhöhung bis 2027 gebe Betrieben ausreichend Zeit, Preise und Produktivität anzupassen.
Was Unternehmen jetzt tun müssen
Die Uhren ticken für Personalabteilungen und Lohnbüros. Spätestens zum Jahreswechsel müssen Arbeitsverträge aktualisiert werden – besonders bei Minijobs.
Wichtig: Die neue Jahresverdienstgrenze für Minijobs liegt bei 7.236 Euro (12 × 603 Euro). Wer die Stundenzahl nicht anpasst, riskiert, dass Beschäftigte ungewollt in die Sozialversicherungspflicht rutschen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich die düsteren Prognosen des Ifo-Instituts bewahrheiten oder der deutsche Arbeitsmarkt robust genug ist, um höhere Löhne zu verkraften. Für Millionen Beschäftigte bedeutet der Jahreswechsel mehr Geld auf dem Konto. Für Unternehmen beginnt ein teureres Jahr – mit ungewissem Ausgang.
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