Mindestlohn-Erhöhung auf 13,90 Euro: Jede vierte Firma plant Stellenabbau
03.12.2025 - 17:40:12Die geplante Mindestlohnerhöhung auf 13,90 Euro führt laut ifo Institut zu drastischen Gegenmaßnahmen der Wirtschaft, darunter Stellenstreichungen und Investitionsstopps.
Weniger als vier Wochen noch, dann greift die nächste Mindestlohn-Erhöhung. Doch was auf dem Papier nach mehr Gerechtigkeit klingt, sorgt in der Wirtschaft für Alarmstimmung. Eine aktuelle Studie des ifo Instituts zeigt: Die Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand.
Ab dem 1. Januar 2026 steigt der gesetzliche Mindestlohn auf 13,90 Euro pro Stunde. Das sind satte 8,4 Prozent mehr als die aktuellen 12,82 Euro – und deutlich über dem erwarteten Tarifwachstum von etwa 3 Prozent. Was Arbeitnehmern zugutekommen soll, zwingt zahlreiche Betriebe zu drastischen Maßnahmen.
Harte Zahlen: Stellenabbau und Investitionsstopp
Die gestern vom Münchner ifo Institut veröffentlichten Umfrageergebnisse zeichnen ein düsteres Bild. 22 Prozent der direkt betroffenen Unternehmen planen bereits, Stellen zu streichen. 28 Prozent wollen ihre Investitionen zurückfahren – Liquidität geht vor Expansion.
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“Die anstehende Mindestlohnerhöhung zum Jahreswechsel bedeutet für die betroffenen Unternehmen eine erhebliche Steigerung der Arbeitskosten”, erklärt ifo-Forscher Sebastian Link. Besonders problematisch sei das Timing: “Die Reaktionen der Unternehmen zeigen, dass die Erhöhung des Mindestlohns in der aktuellen Phase wirtschaftlicher Schwäche besonders schadet.”
Doch damit nicht genug. Die vielleicht gravierendste Folge trifft Verbraucher direkt: 50 Prozent der befragten Firmen wollen die Mehrkosten über höhere Preise weitergeben. Eine Entwicklung, die bereits Anfang kommenden Jahres für spürbaren Inflationsdruck in bestimmten Branchen sorgen könnte.
Gastronomie und Handel besonders getroffen
Die Last der neuen Lohnuntergrenze verteilt sich höchst ungleich über die Wirtschaft. Arbeitsintensive Dienstleistungsbranchen trifft es mit voller Wucht.
Das Gastgewerbe steht am stärksten unter Druck: 77 Prozent der Betriebe sind direkt betroffen. Knapp dahinter folgt der Einzelhandel mit 71 Prozent. In der Industrie konzentrieren sich die Auswirkungen auf spezifische Bereiche: Textil- und Bekleidungsindustrie (62 Prozent) sowie Lebensmittel- und Getränkehersteller (59 Prozent) kämpfen mit der neuen Lohnuntergrenze.
Das Baugewerbe hingegen spürt die Erhöhung am wenigsten – dort liegen branchenspezifische Mindestlöhne meist bereits über dem gesetzlichen Minimum.
Auffällig ist der Unterschied zur großen Mindestlohn-Anhebung 2022 (von 10,45 auf 12,00 Euro). Damals war der prozentuale Sprung zwar größer, doch die Wirtschaft stand stabiler da. Heute fehlen vielen Unternehmen schlicht die Puffer, um Kostensteigerungen ohne Entlassungen oder Preiserhöhungen aufzufangen.
Der Weg zu 13,90 Euro – und darüber hinaus
Die kommende Erhöhung ist Teil einer mehrstufigen Anpassung, die die Bundesregierung im vergangenen Monat beschlossen hat. Am 5. November 2025 wurde die Fünfte Mindestlohnanpassungsverordnung verabschiedet, die den Empfehlungen der Mindestlohnkommission folgt.
Die Erhöhungsstufen im Überblick:
* Aktuell (2025): 12,82 Euro pro Stunde
* 1. Januar 2026: 13,90 Euro pro Stunde
* 1. Januar 2027: 14,60 Euro pro Stunde
Mit über 8 Prozent Plus liegt die Erhöhung 2026 weit über der allgemeinen Tarifentwicklung. Die Bundesregierung verteidigte den Schritt Ende November als notwendig, um Geringverdiener vor steigenden Lebenshaltungskosten zu schützen. Besonders Frauen und Beschäftigte in Ostdeutschland würden davon profitieren.
Droht eine Lohn-Preis-Spirale?
Die heftigen Reaktionen der Unternehmen offenbaren die Fragilität der aktuellen Wirtschaftslage. Anders als 2022 sind die Betriebe heute kaum noch in der Lage, Mehrkosten zu absorbieren oder geringere Margen zu akzeptieren.
Besonders bedenklich: Die 50 Prozent der Firmen, die Preiserhöhungen planen, könnten eine Lohn-Preis-Spirale im Dienstleistungssektor auslösen. Wenn Restaurants, Einzelhändler und Serviceanbieter die Kosten direkt an Verbraucher weitergeben, könnte ausgerechnet der private Konsum leiden – jener Motor, den die Lohnerhöhung eigentlich ankurbeln soll.
Der geplante “Investitionsstopp” von 28 Prozent der Unternehmen birgt zudem langfristige strukturelle Risiken. Weniger Investitionen in Automatisierung, Digitalisierung und Expansion könnten das Produktivitätswachstum bremsen und deutsche Firmen im internationalen Wettbewerb zurückwerfen.
Was kommt auf uns zu?
Die Arbeitsmarktdaten des ersten Quartals 2026 werden zeigen, ob sich die ifo-Prognosen bewahrheiten. Ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit oder ein Einstellungsstopp im Niedriglohnsektor könnte bereits im Februar oder März sichtbar werden.
Für Verbraucher dürfte die Auswirkung unmittelbar spürbar sein: höhere Preise an der Kasse und auf Restaurantmenüs bereits ab Januar. Mit der nächsten Erhöhung auf 14,60 Euro, die für 2027 bereits feststeht, wird die Debatte über das richtige Gleichgewicht zwischen sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit das gesamte kommende Jahr prägen.
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