MAN-Vorstand erzwingt radikalen Umbau mit 2300 Stellenabbau
23.12.2025 - 00:00:12Der Aufsichtsrat von MAN Truck & Bus hat einen tiefgreifenden Umbau mit massiven Standortverlagerungen durchgesetzt – gegen den erbitterten Widerstand der Belegschaft. Den Ausschlag gab nur die umstrittene Doppelstimme des Aufsichtsratsvorsitzenden.
In einer dramatischen Sitzung am Montag billigte das Kontrollgremium des Lkw-Herstellers ein umfassendes Restrukturierungsprogramm. Es sieht den Abbau von 2300 Stellen in Deutschland und die Verlagerung zentraler Produktionskapazitäten nach Krakau vor. Die Entscheidung fiel nur durch das Zweitstimmrecht von Aufsichtsratschef Christian Levin, der auch Vorstandsvorsitzender der Muttergesellschaft Traton ist. Damit brach er ein Patt zwischen Aktionärs- und Arbeitnehmervertretern.
„Heute ist ein schwarzer Tag für die Sozialpartnerschaft bei MAN“, erklärte Gesamtbetriebsratsvorsitzende Karina Schnur. „Standortschließungen und Verlagerungen gegen den ausdrücklichen Willen der Belegschaft mit einer zweiten Stimme durchzudrücken, zerstört jahrzehntelang gewachsenes Vertrauen.“
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Rechtsgutachten als Druckmittel im Streit um Mitbestimmung
Die Sitzung war von einem brisanten Rechtsgutachten überschattet. Dieses argumentierte, Aufsichtsratsmitglieder seien rechtlich verpflichtet, den Plänen des Vorstands zuzustimmen – andernfalls drohten ihnen persönliche Haftungsrisiken. Grundlage ist die im deutschen Aktiengesetz verankerte Business Judgment Rule, die eigentlich Vorstände bei unternehmerischen Entscheidungen schützen soll.
Arbeitnehmervertreter sehen darin einen beispiellosen Angriff auf die Mitbestimmung. „Den Aufsichtsrat mit Haftungsdrohungen disziplinieren zu wollen, ist eine neue Eskalationsstufe“, sagte ein Insider. „Es entkernt die Mitbestimmung praktisch, indem jeder Widerstand als Pflichtverletzung umgedeutet wird.“
„Performance Program 2028“: Die harten Fakten
Das gebilligte „Performance Program 2028“ zielt darauf, eine prognostizierte Ertragslücke von 935 Millionen Euro bis 2028 zu schließen. Die Maßnahmen im Detail:
- Stellenabbau: Rund 2300 Jobs fallen an deutschen Standorten weg, vor allem in München, Salzgitter und Nürnberg.
- Produktionsverlagerung: Arbeitsintensive Montagearbeiten verlagert MAN nach Krakau und gegebenenfalls nach Ankara, um von niedrigeren Lohnkosten zu profitieren.
- Zielvorgabe: Bis 2029 soll eine Umsatzrendite von 8 Prozent erreicht werden. Nur so sei die Finanzierung der Elektrifizierung und Entwicklung autonomer Lkw möglich.
Die Unternehmensführung verteidigt den Schritt als existenziell notwendig. „Wir stehen vor einer Gewinnlücke von fast einer Milliarde Euro“, so ein Sprecher. „Ohne diese strukturellen Anpassungen kann MAN im globalen Wettbewerb nicht bestehen.“
Perfekter Sturm für die Betriebsverfassung
Der erzwungene Umbau trifft auf eine geschwächte Interessenvertretung. Der Betriebsrat am Münchner Hauptsitz steht vor einer vorgezogenen Neuwahl 2025, nachdem die Wahl 2022 erfolgreich angefochten wurde. Ein endgültiges Urteil des Bundesarbeitsgerichts steht noch aus – was die Verhandlungsposition der Arbeitnehmerseite in dieser kritischen Phase schwächt.
Der Konflikt bei MAN spiegelt zudem größere Spannungen im Volkswagen-Konzern wider. Der traditionelle „Weg des Konsenses“ weicht zunehmend strikteren Renditevorgaben der Traton-Holding.
IG Metall kündigt Widerstand an
Mit der Abstimmung ist der Streit nicht beendet. Die IG Metall hat angekündigt, „alle rechtlichen und arbeitskampfrechtlichen Möglichkeiten“ zu prüfen, um die Umsetzung der Kürzungen zu verhindern. Auch die umstrittene Rechtsauffassung zum Abstimmungsverhalten könnte selbst vor Gericht landen.
„Der Aufsichtsrat mag die Abstimmung gewonnen haben“, warnte Betriebsratschefin Schnur, „aber er hat die Belegschaft verloren.“ Für die MAN-Mitarbeiter beginnt ein Winter der Ungewissheit.
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