Gastro-Mehrwertsteuer, Entscheidung

Gastro-Mehrwertsteuer: Entscheidung fällt am Donnerstag

01.12.2025 - 16:19:12

Der Bundeshaushalt 2026 ist verabschiedet – doch für Deutschlands Gastronomen beginnt das Zittern jetzt erst. Am Donnerstag stimmt der Bundestag über die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen ab. Was auf den ersten Blick wie eine reine Formalität aussieht, könnte über die Zukunft Tausender Restaurants, Cafés und Kneipen entscheiden.

Während die Koalition aus Union und SPD den Haushalt am vergangenen Freitag durch das Parlament brachte, steht die eigentliche gesetzliche Grundlage für die Steuersenkung noch aus. Das Jahressteuergesetz 2025, das die Reduzierung von 19 auf 7 Prozent regeln soll, kommt erst diese Woche zur finalen Abstimmung. Erst danach, voraussichtlich am 19. Dezember im Bundesrat, wird sich zeigen, ob die Branche tatsächlich aufatmen kann.

Für die Gastronomen geht es längst nicht mehr nur um Prozentpunkte. Nach zwei Jahren mit dem vollen Mehrwertsteuersatz – die Corona-Ausnahmeregelung endete Ende 2023 – kämpfen viele Betriebe ums Überleben. Explodierende Energiekosten, gestiegene Löhne und eine zurückhaltende Kundschaft haben die Gewinnmargen auf ein Minimum geschrumpft.

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DEHOGA-Präsident Guido Zöllick brachte es nach der Haushaltsabstimmung auf den Punkt: „Die dauerhafte Sieben-Prozent-Regelung ist eine Investition in die Zukunft unserer familiengeführten Betriebe und die Vielfalt unserer kulinarischen Landschaft.” Die Hoffnung der Branche: endlich wieder Luft zum Atmen, statt nur von Krise zu Krise zu hangeln.

Doch Verbraucher sollten sich keine Illusionen machen. Wirtschaftsanalyst Dr. Matthias Firgo warnt: „Die Senkung wird vor allem dazu dienen, Betriebe zu stabilisieren und weitere Insolvenzen zu verhindern – nicht die Speisekarten billiger zu machen.” Die Steuererleichterung dürfte also kaum bei den Gästen ankommen, sondern in den Bilanzen versickern.

Schwarz-Rot setzt auf Mittelstand

Für die Regierungskoalition ist die Mehrwertsteuer-Senkung ein zentrales Wahlversprechen. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) verteidigte die Maßnahme während der Haushaltsdebatte als unverzichtbare Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen. „Wir schaffen Planungssicherheit für einen Sektor, der für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt unverzichtbar ist”, so Klingbeil.

Tatsächlich steht Deutschland mit seinem bisherigen 19-Prozent-Satz im europäischen Vergleich isoliert da. Die meisten Nachbarländer besteuern Gastronomie-Leistungen seit Jahren ermäßigt. Die Rückkehr zu 7 Prozent ist damit auch eine Angleichung an den Standard in der EU.

Die Opposition reagiert gespalten. Während wirtschaftsnahe Politiker die Entlastung begrüßen, bemängeln Kritiker die Finanzierungslücke. Die Steuerausfälle im niedrigen Milliarden-Bereich müssen an anderer Stelle im Haushalt kompensiert werden – ein Punkt, der in den kommenden Monaten für Diskussionen sorgen dürfte.

Was sich ab Januar ändert

Sollte das Jahressteuergesetz wie geplant verabschiedet werden, gilt ab 1. Januar 2026:

  • Speisen vor Ort: Mehrwertsteuer sinkt von 19 auf 7 Prozent
  • Außer-Haus-Verkauf und Lieferung: Bleibt bei 7 Prozent (keine Änderung)
  • Getränke: Weiterhin 19 Prozent

Die unterschiedlichen Steuersätze bedeuten erheblichen Umstellungsaufwand. Kassensysteme müssen bis Silvester aktualisiert werden – Steuerberater raten Gastronomen, die Software-Updates direkt nach der erwarteten Bundesrats-Bestätigung am 19. Dezember einzuspielen. Wer das verschläft, riskiert ab Neujahr technisches Chaos und Ärger mit dem Finanzamt.

Der Zeitplan bis Jahresende

Die kommenden Wochen haben es in sich:

  1. 4. Dezember 2025: Bundestag stimmt über das Jahressteuergesetz ab (zweite/dritte Lesung)
  2. 19. Dezember 2025: Bundesrat gibt grünes Licht
  3. 1. Januar 2026: Neue 7-Prozent-Regelung tritt in Kraft

Marktbeobachter rechnen fest mit einer Zustimmung – die Koalition hat beim Haushalt ihre stabile Mehrheit demonstriert. Dennoch bleibt die Branche angespannt. Zu oft wurden in den vergangenen Jahren Hoffnungen enttäuscht, zu ungewiss ist die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe.

Für Deutschlands Gastronomen könnte 2026 das Jahr werden, in dem sich das Blatt endlich wendet. Oder das Jahr, in dem sich zeigt, dass selbst eine Steuersenkung nicht reicht, um eine Branche im Umbruch zu retten.

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