DGB-Index 2025: Arbeitnehmer verteidigen den Acht-Stunden-Tag
04.12.2025 - 21:21:12Die große Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland lehnt die geplante Aufweichung der täglichen Arbeitszeit ab. Der heute veröffentlichte DGB-Index Gute Arbeit 2025 liefert der Bundesregierung damit einen deutlichen Dämpfer für ihre Deregulierungspläne.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund präsentierte am Donnerstag eine repräsentative Studie, die auf einer Telefonbefragung von rund 4.000 Beschäftigten basiert. Das Ergebnis ist eindeutig: 72 Prozent der Befragten wollen, dass ihr regulärer Arbeitstag auf maximal acht Stunden begrenzt bleibt. Die Koalition hingegen plant, die strikte Tagesobergrenze durch eine wöchentliche Durchschnittsregelung zu ersetzen – ein Vorhaben, das die Gewerkschaften als Angriff auf die Gesundheit der Arbeitnehmer werten.
Noch deutlicher fällt die Ablehnung verlängerter Schichten aus: 98 Prozent der Befragten lehnen eine tägliche Arbeitszeit von mehr als zehn Stunden strikt ab. Diese Zahlen widerlegen die oft von Arbeitgeberverbänden vorgebrachte Behauptung, Beschäftigte wünschten sich längere Arbeitstage im Tausch gegen mehr freie Tage.
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„Die Ergebnisse zeigen klar: Die Menschen sind leistungsbereit und wollen Arbeit, die zu ihrem Leben passt”, erklärte DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi bei der Präsentation in Berlin. „Aber Leistungsbereitschaft entsteht aus Motivation, nicht aus noch mehr Druck.”
Die Studie belegt zudem strukturelle Hindernisse: 63 Prozent der Befragten nennen starre Betriebsabläufe als Grund, warum sie ihre Arbeitszeit nicht reduzieren können. 60 Prozent geben an, ihr Arbeitspensum in der vorgegebenen Zeit schlicht nicht bewältigen zu können. Das Problem sei also häufig Personalknappheit, nicht mangelnde gesetzliche Flexibilität.
„Menschen sind keine Maschinen”
Fahimi übte scharfe Kritik an der aktuellen politischen Debatte: „Im Streit um die Arbeitszeit entsteht manchmal der Eindruck, Menschen seien wie Maschinen, die man per Knopfdruck einfach länger laufen lassen kann.” Sie betonte, dass Arbeitszeit und Erholungsphasen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen müssten, um langfristige Gesundheit zu gewährleisten.
Der Report zeigt die körperlichen und psychischen Folgen langer Arbeitszeiten auf. Beschäftigte, die regelmäßig Überstunden leisten, berichten von deutlich höherer Erschöpfung und Konflikten zwischen Beruf und Privatleben. „Überlange Arbeitszeiten und fehlender Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung führen zu Erkrankungen, die sowohl die Wirtschaft als auch das Gesundheitssystem belasten”, warnte Fahimi.
Frontalangriff auf Koalitionspläne
Die Veröffentlichung des Index kommt zu einem politisch brisanten Zeitpunkt. Die Bundesregierung will das Arbeitszeitgesetz „modernisieren” – mit dem Argument, die täglichen Grenzen seien ein Relikt des Industriezeitalters und unpassend für die digitale Wissensökonomie. Der Vorschlag, auf eine wöchentliche Höchstgrenze umzusteigen, würde theoretisch Arbeitstage von 12 oder mehr Stunden erlauben, solange der Wochendurchschnitt eingehalten wird.
„Es gibt absolut keinen Grund, den Acht-Stunden-Tag auszuhebeln, wie die Koalition das beabsichtigt”, konterte Fahimi. Bestehende Tarifverträge böten bereits Flexibilität, wo nötig – etwa in Krankenhäusern oder im öffentlichen Nahverkehr.
„Mehr Arbeit generell zu erlauben bedeutet, dass Beschäftigte 13 Stunden am Stück arbeiten können, Pausen eingerechnet”, warnte die Gewerkschaftschefin. Sie befürchtet, dass Arbeitgeber dies vor allem in Betrieben ohne starke Betriebsräte rücksichtslos ausnutzen würden. „Deshalb muss der Schutz erhalten bleiben.”
Frank Werneke, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, schloss sich der Position des DGB an und sieht keine Rechtfertigung für die geplanten Gesetzesänderungen.
Heißer Winter in den Arbeitsbeziehungen?
Die Publikation des Index markiert den Auftakt zu einer konfliktreichen Phase. Während die Regierung ihre Deregulierungsagenda vorantreibt, mobilisieren die Gewerkschaften ihre Basis. Sie werden die Ergebnisse in anstehenden Anhörungen und Tarifverhandlungen nutzen und den Schutz des Acht-Stunden-Tags als zentralen Pfeiler ihrer „Gute Arbeit”-Kampagne positionieren.
Für die Koalition könnte das zum Problem werden: Unpopuläre Arbeitsmarktreformen gegen eine geschlossene Gewerkschaftsfront und eine skeptische Öffentlichkeit durchzusetzen, birgt erhebliche politische Risiken. Wie Deutschland „moderne Arbeit” definiert, dürfte in den kommenden Wochen die politische Agenda dominieren.
Datenquelle: DGB-Index Gute Arbeit 2025, veröffentlicht am 4. Dezember 2025. Befragung basiert auf einer Zufallsstichprobe von ca. 4.000 Beschäftigten.
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