Brüssel, Sanktionspaket

Brüssel vertagt 20. Sanktionspaket auf Januar 2026

28.11.2025 - 01:21:12

Die EU-Botschafter haben diese Woche wichtige Weichen für die Ukraine-Politik gestellt. Doch bei den Russland-Sanktionen herrscht Stillstand: Das 20. Paket kommt frühestens im neuen Jahr.

Die Anspannung war greifbar in den letzten 72 Stunden im Europa-Gebäude. Der Ausschuss der Ständigen Vertreter (Coreper II) tagte von Mittwoch bis heute in Brüssel – und dämpfte prompt die Erwartungen. Vor den Feiertagen wird es keine neuen Zwangsmaßnahmen gegen den Kreml geben. Stattdessen konzentriert sich die EU auf die Absicherung der Wiederaufbau-Milliarden und die Budgetplanung 2026.

Das geplante 20. Sanktionspaket gegen Russland lässt auf sich warten. Die formelle Diskussion beginnt voraussichtlich erst im Januar 2026. “Erwarten Sie keine Bewegung vor den Feiertagen”, zitieren Medien einen EU-Diplomaten.

Im Fokus steht diesmal nicht die Listung neuer Personen. Die EU will kritische Schlupflöcher schließen – besonders beim Naturkautschuk. Der Rohstoff ist essenziell für die russische Rüstungsindustrie, etwa für Reifen von Kampfflugzeugen und Raketenträgern. Analysen des Economic Security Council of Ukraine zeigen: Der Export aus der EU nach Russland läuft weiter.

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Die Verzögerung deutet auf komplexe Abstimmungen zwischen den Mitgliedstaaten hin. Die Balance ist heikel: Russlands Kriegsmaschinerie treffen, ohne europäische Lieferketten zu schädigen. Die Vertagung gibt den Falken jedoch Zeit, ihre Positionen zu schärfen.

50-Milliarden-Instrument läuft auf Hochtouren

Während die Sanktionsfront ruht, dreht die Wiederaufbau-Maschinerie hoch. Die Botschafter diskutierten intensiv über die Ukraine-Fazilität – jenes 50-Milliarden-Euro-Instrument, das Kiews finanzielle Lebensader bis 2027 bildet.

Zentraler Punkt war die Arbeit des Audit Board, des Rechnungsprüfungsausschusses. Seit Sommer 2024 überwacht er, ob die Gelder effektiv und korruptionsfrei fließen. Die Botschafter bewerteten nun dessen Berichte und bekräftigten: Transparenz bleibt oberstes Gebot.

Das Board tagt regelmäßig in Brüssel und Kiew. Seine Arbeit ist entscheidend, um das Vertrauen europäischer Steuerzahler zu erhalten. Erst vor zwei Wochen hatten EU-Vertreter auf der ReBuild Ukraine-Konferenz in Warschau private Investoren zu Infrastrukturprojekten aufgerufen. Die Coreper-Sitzungen sollten diese Zusagen nun in konkrete Förderverträge gießen.

Die Ukraine hat 2025 bereits mehrere Tranchen erhalten. Für die nächste Auszahlung muss Kiew die vereinbarten Reformauflagen erfüllen. Diese Konditionalität – Geld gegen Reformen – bleibt das schärfste Schwert der EU, um die Modernisierung der ukrainischen Verwaltung voranzutreiben.

Budget 2026 und Blick nach Zentralasien

Neben den Ukraine-Themen setzten die Botschafter wichtige Pflöcke für 2026. Sie einigten sich auf einen gemeinsamen Text für den EU-Haushalt 2026 – in Zeiten knapper Kassen ein politischer Kraftakt.

Der Etat muss nicht nur die Ukraine-Hilfen abbilden, sondern auch Mittel für innere Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit bereitstellen. Die Einigung sendet ein wichtiges Signal der Handlungsfähigkeit an die Märkte.

Zudem richtete sich der Blick nach Osten. Auf der Agenda stand die Vorbereitung der 22. Tagung des Kooperationsrates EU-Kasachstan am 1. Dezember in Brüssel. Kasachstan gewinnt als Partner bei der Energiediversifizierung und als logistischer Knotenpunkt im “Mittleren Korridor” an Bedeutung – einer Route, die Russland umgeht.

Auch regulatorische Details kamen nicht zu kurz: Die Botschafter befassten sich mit Änderungen an der Richtlinie zur Unternehmensnachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD). Hier geht es um Mandate für Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament – ein Thema von hoher Relevanz für europäische Unternehmen.

Pragmatismus statt Krisenmanagement

Die Verschiebung des 20. Sanktionspakets mag wie Schwäche wirken. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich ein pragmatischer Ansatz. Nach 19 Paketen sind die “einfachen” Ziele längst sanktioniert. Jede weitere Maßnahme greift tief in globale Lieferketten ein und erfordert präzise juristische Vorarbeit.

Dass man sich für das Schließen der Kautschuk-Lücke Zeit nimmt, spricht für Sorgfalt. Gleichzeitig signalisiert die routinierte Abwicklung der Ukraine-Fazilität: Die Unterstützung für Kiew ist kein Sonderfall mehr, sondern integraler Bestandteil der EU-Finanzplanung.

Für die Märkte ist das beruhigend. Die politische Volatilität mag hoch sein, doch die administrativen Prozesse garantieren vorhersehbare Finanzflüsse.

Januar wird intensiv

Mit dem heutigen Abschluss der Coreper-Sitzungen kehrt noch keine vorweihnachtliche Ruhe ein. Die große Entscheidungen sind vertagt, die technische Vorarbeit läuft weiter.

Der Januar 2026 verspricht jedoch heiß zu werden. Sobald die Diskussionen um das 20. Sanktionspaket offiziell eröffnen, dürften die Debatten um Rohstoff-Embargos und Sanktionsumgehung durch Drittstaaten erneut hochkochen. Der Kooperationsrat mit Kasachstan am kommenden Montag wird erste Hinweise liefern, wie ernst es der EU mit ihrem Engagement in Zentralasien ist.

Für Unternehmen im Ukraine-Wiederaufbau bleibt die Lage stabil. Die gesicherte Finanzierung bietet Planungssicherheit. Der Fokus verschiebt sich nun von der politischen Zusage auf die technische Implementierung – und darauf, ob die ukrainische Administration das Reformtempo halten kann.

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