Apple, AI-Chef

Apple: Neuer AI-Chef soll Rückstand aufholen

02.12.2025 - 07:41:12

Apple ersetzt seinen KI-Strategen John Giannandrea durch den erfahrenen Microsoft- und Google-Veteranen Amar Subramanya. Die Führungswechsel löst eine umfassende Umstrukturierung der KI-Organisation aus.

Der iPhone-Konzern krempelt seine KI-Führung um. John Giannandrea, seit 2018 oberster Chefstratege für Künstliche Intelligenz, tritt zurück. Sein Nachfolger: Amar Subramanya, ein erfahrener KI-Forscher von Microsoft und Google. Kann er Apple im generativen KI-Rennen wieder nach vorne bringen?

Die Nachricht aus Cupertino kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Apple kämpft seit Monaten damit, bei generativer KI mit OpenAI und Google Schritt zu halten. Giannandrea bleibt dem Konzern bis zu seinem geplanten Ruhestand im Frühjahr 2026 als Berater erhalten – doch die strategische Führung übernimmt ab sofort Subramanya.

Externer Krisenmanager statt interner Aufstieg

Dass Apple für eine Schlüsselposition einen Außenstehenden verpflichtet, ist ungewöhnlich. Normalerweise setzt der Konzern auf Talente aus den eigenen Reihen. Doch Subramanyas Lebenslauf dürfte die Entscheidung leicht gemacht haben: Zuletzt war er Corporate Vice President für KI bei Microsoft, zuvor 16 Jahre bei Google – dort als Engineering-Chef für den Gemini Assistant, Googles Flaggschiff-Chatbot.

Subramanya wird nicht Giannandreas exakte Position übernehmen. Stattdessen berichtet er als Vice President für KI direkt an Craig Federighi, Apples Software-Chef. Diese Struktur signalisiert: KI soll künftig enger mit iOS und macOS verzahnt werden – weniger Forschungslabor, mehr Produktentwicklung.

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“KI war schon immer zentral für Apples Strategie”, erklärte CEO Tim Cook bei der Bekanntgabe. “Wir freuen uns, Amar in Craigs Team willkommen zu heißen und seine außergewöhnliche KI-Expertise zu Apple zu bringen.” An Giannandrea richtete er Dankesworte für dessen Beitrag zur KI-Entwicklung des Konzerns.

Zerschlagung des KI-Monolithen

Die Neubesetzung löst eine umfassende Umstrukturierung aus. Während Subramanya sich auf Forschung und Modellentwicklung konzentriert, werden andere Bereiche auf mehrere Manager verteilt. Teams für Suche und Wissensdatenbanken sowie KI-Infrastruktur berichten künftig an Sabih Khan, Apples Betriebschef, und Eddy Cue, Chef der Dienste-Sparte.

Die Auflösung der zentralen “KI-Zaren”-Rolle deutet auf einen Strategiewechsel hin. Apple setzt nun auf eine Matrix-Struktur: KI-Infrastruktur wird tief in Betrieb und Dienste verankert, während die kreative Modellentwicklung nah bei der Software-Entwicklung bleibt. Branchenanalysten sehen darin eine Korrektur der bisherigen Silo-Struktur. Ziel: weniger Reibung zwischen KI-Forschern und Produktentwicklern.

“Apple Intelligence” – ein holpriger Start

Der Führungswechsel erfolgt vor dem Hintergrund wachsenden Drucks. Im Oktober 2024 startete Apple seine “Apple Intelligence”-Suite mit dem Versprechen privatsphären-freundlicher, gerätebasierter KI. Die Resonanz war verhalten. Frühe Bewertungen beschrieben die Funktionen als elegant, aber eingeschränkt im Vergleich zu ChatGPT oder Google Gemini.

Schwerer wog die erzwungene Verzögerung bei Siri. Die für 2025 angekündigte Grundüberholung des Sprachassistenten – mit komplexen Mehrschritt-Aktionen und tieferer App-Integration – wurde bereits auf Frühjahr 2026 verschoben. Berichte von Bloomberg und The Information enthüllten interne Turbulenzen. Mitarbeiter sollen die Abteilung spöttisch “AI/MLess” (frei übersetzt: “KI-los”) genannt haben – ein Seitenhieb auf fehlende Richtung und Rechenressourcen.

Die Verpflichtung Subramanyas, der maßgeblich an Googles Gemini mitbaute, gilt als aggressiver Versuch, diese technische Lücke zu schließen. Sein rascher Abschied von Microsoft – nach weniger als einem Jahr – zeigt: Apple war bereit, tief in die Tasche zu greifen für jemanden, der große Sprachmodelle erfolgreich ausgeliefert hat.

Marktreaktion: Vorsichtig optimistisch

Die Börse reagierte gelassen. Apples Aktie (AAPL) notierte am Dienstag stabil nahe ihrem 52-Wochen-Hoch von rund 280 Euro. Mit einer Marktkapitalisierung von über 4,17 Billionen Euro – mehr als doppelt so viel wie der gesamte DAX – konzentrieren sich Investoren weniger auf kurzfristige Produktankündigungen als auf die langfristige KI-Strategie.

“Das ist ein ‘Reparatur-Zug'”, kommentierte ein Analyst eines führenden Tech-Forschungsinstituts. “Einen Außenstehenden wie Subramanya unter Federighi zu stellen, ist ein Eingeständnis: Die bisherige Struktur war zu langsam. Man konsolidiert die Macht bei der Software-Entwicklung – dort muss KI leben, wenn sie Teil des Betriebssystems sein soll, nicht nur ein Forschungsprojekt.”

Die Umstrukturierung unterstreicht den verschärften “Talentkrieg” im Silicon Valley. Mit Subramanya sichert sich Apple einen Insider, der die Architekturen der beiden größten KI-Konkurrenten aus dem Effeff kennt. Dieses Wissen wird entscheidend sein, während Apple die Balance zwischen effizienten, datenschutzwahrenden Modellen auf dem Gerät und komplexeren Aufgaben auf seinen “Private Cloud Compute”-Servern austariert.

Countdown bis 2026: Bewährungsprobe steht bevor

Der Druck auf Subramanya und Federighi ist immens. Ihr Erfolg wird sich daran messen lassen, ob sie die neue Siri-Deadline im Frühjahr 2026 ohne weitere Verzögerungen einhalten können. Giannandreas Verbleib als Berater soll den Übergang glätten – doch die Erwartungen sind hoch.

Die geteilten Verantwortlichkeiten belasten auch Sabih Khan und Eddy Cue. Sie müssen sicherstellen, dass Apples massive Investitionen in KI-Infrastruktur – Rechenzentren, Spezial-Chips – sich auszahlen. Die Effizienz dieser Infrastruktur entscheidet über die Profitabilität der KI-Dienste.

Die Ära Giannandrea geht zu Ende. 2018 engagiert, um Apples fragmentierte Machine-Learning-Bemühungen zu ordnen, baute er erfolgreich eine erstklassige Forschungsorganisation auf. Doch als die Branche gewaltsam in Richtung generative KI schwenkte, brauchte Apple eine andere Art von Führung. In Amar Subramanya hofft man nun, den Kommandeur gefunden zu haben, der Apple Intelligence endlich an die Front bringt.

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