Aerobes Training besiegt Arthrose-Schmerz im Winter

Aerobes Training lindert Arthrose-Schmerzen besser als andere Methoden. Das zeigt eine neue Meta-Analyse, die diese Woche veröffentlicht wurde. Experten fordern ein Ende der Schonung bei Kälte.

Für Millionen Menschen mit Knie- oder Hüftarthrose verschlimmern sich die Beschwerden im Winter. Kälte lässt die Gelenkflüssigkeit zäher werden und erhöht die Schmerzempfindlichkeit. Der natürliche Impuls ist Ruhe – doch genau das ist falsch.

Eine umfassende Auswertung im British Medical Journal (BMJ) bringt Klarheit. Die Analyse von über 200 Studien mit 15.000 Patienten kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Aerobes Training wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen ist in der Schmerzlinderung anderen Methoden überlegen.

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„Wir sehen einen Paradigmenwechsel“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Krafttraining bleibe wichtig, aber für die akute Schmerzkontrolle sei das Herz-Kreislauf-Training der entscheidende Hebel.

So wirkt Ausdauertraining im Gelenk

Die Überlegenheit des aeroben Trainings hat physiologische Gründe. Es bekämpft den Arthrose-Schmerz auf mehreren Ebenen gleichzeitig:

• Es dämpft Entzündungen: Regelmäßige Bewegung senkt entzündungsfördernde Botenstoffe im Körper.
• Es schmiert das Gelenk: Die rhythmische Bewegung regt die Produktion von Gelenkflüssigkeit an und verteilt sie – ein crucialer Effekt gegen das „Einrosten“ bei Kälte.
• Es verbessert die Durchblutung: Mehr Nährstoffe erreichen den stoffwechselträgen Knorpel.

Patienten, die auch im Winter aktiv bleiben, benötigen den Daten zufolge deutlich weniger Schmerzmittel. Die Botschaft der Experten ist klar: Wer sich bei Kälte nicht bewegt, verschlimmert das Problem.

Neue Leitlinien: Aktivität vor Medikamenten

Die Erkenntnisse fließen direkt in die Behandlungsleitlinien ein. Die Bewegungstherapie rückt an die erste Stelle – noch vor der medikamentösen Behandlung.

Ein Schlüsselprogramm ist GLA:D (Good Life with osteoArthritis in Denmark). Die Kombination aus Aufklärung und gezielten Übungen kann Gelenkersatz-Operationen hinauszögern. Arthrose ist demnach kein passiv zu ertragender Verschleiß, sondern ein durch Belastung positiv beeinflussbarer Prozess.

So trainieren Sie gelenkschonend durch die Kälte

Was bedeutet das konkret für die frostigen Tage? Experten empfehlen diese Maßnahmen:

• Indoor-Cycling statt Joggen: Das Fahrradergometer bietet aerobes Training ohne Stoßbelastung. Schon 20 bis 30 Minuten mit leichtem Widerstand reichen.
• Schwimmen im Warmbad: Der Auftrieb des Wassers entlastet die Gelenke, die Wärme entspannt die Muskulatur.
• Spaziergänge mit dem Zwiebel-Prinzip: Warme Kleidung oder Thermobandagen halten die Gelenke bei Outdoor-Aktivitäten durchblutet.
• Mikrobewegungen im Alltag: Stehen Sie alle 30 Minuten auf und bewegen Sie die Gelenke, um Steifigkeit zu vermeiden – besonders in der gemütlichen, aber bewegungsarmen Weihnachtszeit.

Ein ökonomisch relevanter Wandel

Das Umdenken hat auch ökonomische Bedeutung. Da Arthrose zu den teuersten Volkskrankheiten zählt, reagieren die Krankenkassen. Digitale Gesundheits-Apps (DiGA), die aerobes Training anleiten, werden zunehmend erstattet.

Die größte Hürde bleibt für viele Patienten die „Kinesiophobie“ – die Angst vor Bewegung aus Sorge, das Gelenk zu schädigen. Hier sehen Experten den dringendsten Aufklärungsbedarf: Belastungsschmerz bedeutet nicht automatisch Gewebeschaden.

Für den kommenden Winter lautet die evidenzbasierte Devise damit eindeutig: Aktiv bleiben schlägt Schonung.

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