Aktien, Anleger

Warnsignale aus den US-Charts: Triple Top oder Rechteck?

Zunächst zum DAX. Dieser steigt gestern munter um mehr als zwei Prozent an. Das ist interessant, weil genau gestern die Mitte des Alpha-Targets überschritten ist und es nun so aussieht, als wäre der Kurs tatsächlich nur zu diesem Target gelaufen, um jetzt wieder Stärke zu zeigen. Aber noch sollte man nicht euphorisch werden, denn der rote Abwärtstrendkanal (siehe Steffens Daily von vorgestern) ist intakt. Zudem kann bis zu dem Referendum in Griechenland die Situation noch belastet bleiben.

Ein Triple Top im Nasdaq100?

Aber so können wir einen Blick auf die US-Indizes werfen, denn hier zeichnet sich eine große Top-Formation im Nasdaq 100 ab:

 

Triple Tops sind äußerst selten! Die meisten Triple Tops, die sie in den Foren oder bei Analysten finden, sind keine. Hier muss man sehr genau unterscheiden. Formationen mit drei Hochs, selbst die, bei denen es anschließend auch zu einer Umkehr kam, fallen einfach unter die Kategorie „Rechteck“, sprich Seitwärtsbewegungen (im Chart grau eingezeichnet). Rechtecke sind gewöhnlich Fortsetzungsformationen. Wenn jedoch die untere Linie bricht, dann können sie Konsolidierungen einleiten. Davon zu unterscheiden ist das Triple Top.

Das Triple Top hat folgende Voraussetzungen:

1. Normalerweise sollten die Tops zeitlich „weit“ auseinander liegen, also zum Beispiel nicht innerhalb einer Woche auftreten. Hier sind sie in mehreren Monaten entstanden – Voraussetzung erfüllt.

2. Zwischen den Hochs sollten die Tiefs deutlich zu erkennen sein. Auch diese Voraussetzung ist hier eindeutig gegeben.

3. Die Tief sollten eher rund verlaufen. Beim ersten Tief ist die Rundung nicht ganz eindeutig, aber beim zweiten klar zu erkennen. Auch hier ist die Voraussetzung erfüllt.

4. Das Volumen sollte von Top zu Top niedriger werden. Wichtig ist, dass das dritte Volumen sehr niedrig bleibt –  man also das Gefühl hat, dass kaum noch jemand handelt. Diese Voraussetzung ist im vorliegenden Fall leider nicht eindeutig. Denn der Verfallstag (siehe schwarzer Pfeil) verzerrt das Bild. Der Umsatz ist an Verfallstagen grundsätzlich deutlich höher als an anderen Tagen. Aber diese Umsatzspitze hat nichts mit dem generellen Verlauf des Umsatzes zu tun. Aus diesem Grund darf man die Umsatzentwicklungen an Verfallstagen nicht überbewerten. Lässt man den Verfallstag heraus, wäre auch diese Voraussetzung sogar eindeutig erfüllt.

5. Ebenfalls entscheidend ist, dass die Nackenlinie des Triple Tops gebrochen wird. Und diese liegt an dem tiefsten Tief dieser Formation, in diesem Fall bei 4.350 Punkten (siehe blauer Pfeil). Das ist noch nicht der Fall, aber das ist die Linie, auf die Sie jetzt unbedingt achten müssen. Gleichzeitig ist diese Linie natürlich auch eine wichtige Unterstützung, denn das Hoch Ende vergangenen Jahres wurde dort ausgebildet (siehe roter Pfeil). Und natürlich haben wir es auf jeden Fall auch mit einem Rechteck zu tun, und auch hier gilt: Wenn dieses nach unten verlassen wird, wird es erst einmal bearisher.

Weitere Merkmale, die helfen, ein Triple Top von einem Rechteck zu unterscheiden

Ganz wichtig ist auch die Bewegung vom letzten Top zur Nackenlinie und wie diese Nackenlinie gebrochen wird. Man sollte hier ein klares, bearishes Verhalten erkennen. In diesem Fall mit den starken roten Kerzen und dem kleinen Gap wird das sehr deutlich.  Auch der Umsatzanstieg bei fallenden Kursen ist verräterisch. Wenn jetzt noch der Umsatz beim möglichen Bruch dieser Nackenlinie hoch ist und sich weitere lange rote Kerzen bilden, dann müssen wir tatsächlich davon ausgehen, dass es sich um ein Triple Top handelt.

Fazit und Ausblick

Im Moment haben wir es noch nicht mit einem vollendeten Triple Top zu tun. Erst wenn die Nackenlinie nach unten gebrochen wird, ist dieses Triple Top relevant. Es hat aber selbst dann „nur“ eine Eintrittswahrscheinlichkeit auf das erste Kursziel, die im Bereich von 70 bis 80 Prozent liegt. Das erste Kursziel liegt bei 4.130 Punkten. Wichtig ist aber, dass es sich um ein „Top“ handelt. Wahrscheinlich wird somit nicht nur eine kurze Konsolidierung folgen, sondern das vorläufige Ende der vorherigen Rally!

Sollte die Kurse hingegen jetzt unmotiviert in der Spanne der Seitwärtsbewegung weiter hin und her laufen, kippt das Triple Top. Es würde dann zusehends an Relevanz verlieren, die Eintrittswahrscheinlichkeit auf das Kursziel würde dramatisch sinken. In diesen Fällen wird aus dem Triple Top ein einfaches Rechteck. Aber natürlich wäre auch dann ein Bruch der unteren Begrenzung, wie schon geschrieben, bearish.

Sobald ein neues Hoch ausgebildet wird, ist diese Formation natürlich sofort hinfällig. Auch dann wäre es lediglich eine Seitwärtsbewegung in einem Aufwärtstrend gewesen, die damit trendbestätigend wäre.

Am Allzeithoch

Interessant ist natürlich noch, dass diese Formation im Bereich des Hochs aus dem Jahre 2000 entsteht. Zwar lag das mit 4.816 Punkten noch etwas höher. Aber das waren damals auch Shooting-Star-Kerzen (Kerzen mit langem Docht nach oben). Das eigentliche Niveau auf Schlusskursbasis lag bei ca. 4.700 Punkten.

Viele Grüße,

Ihr

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 02.07.15 10:00 Uhr