Aktien, Anleger

Schwäche im DAX: Erste Bodenformation hinfällig

Sie erinnern sich an die verschiedenen Szenarien möglicher Bodenformationen, von denen ich am  17.Februar 2016 geschrieben habe.

Wir sehen nun, dass der DAX die 9.900er Widerstandslinie nicht erreicht hat, sondern vorher schon Schwäche zeigte. Damit fällt die bullishste Variante einer Bodenformation (inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation) schon mal weg. Das sieht man deutlich daran, dass sich der Index von der rot gestrichelten Ideallinie entfernt hat und erneut unter die 9.314,57er Marke gefallen ist.

Inverse SKS

Es handelt sich somit um ein erstes Schwächesignal in der aktuellen Gegenbewegung. Noch können sich aber, wie in der oben genannten Ausgabe der Börse-Intern geschrieben, ein Doppelboden oder eine 123-Erholung ausbilden. Das muss abgewartet werden.

US-Indizes liefern

Diese Schwäche im DAX wäre ein stärkeres Warnsignal, wenn auch die US-Indizes vor ihren entscheidenden Widerständen wieder nach unten abgedreht wären. Hier sieht das Bild aber ganz anders aus:

 S&P500 W--Formation

Der S&P500 hat das Hoch vor dem Start der letzten Minor-Abwärtsbewegung (schwarzer Pfeil) in der Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage genau erreicht. Er hat damit sein Soll erfüllt. Und hieran zeigt sich, dass der DAX zu den US-Indizes immer noch zur Schwäche neigt.

Wenn Sie sich den Kursverlauf des S&P500 ansehen, erkennen Sie, dass sich der Kursverlauf der vergangenen Wochen in Form eines „W“ ausgebildet hat. Wenn nun die Nackenlinie bei 1.947 Punkten nach oben aufgelöst wird, wäre dies das entscheidende bullishe Signal. Dass es nun unterhalb dieses Widerstandes zu einer Konsolidierung kommt, ist ebenfalls normal. Nur darf diese jedoch nicht zu weit nach unten gehen, sonst wäre auch das ein Zeichen der Schwäche. Wirklich kritisch wird es aber erst, wenn die Tiefs im Bereich der 1810er Marke unterschritten werden.

Wo kommt die Schwäche im DAX her?

Vorgestern hatte ich geschrieben, dass die deutsche Wirtschaft stark exportlastig ist und das Geschäft mit den Schwellenländern derzeit kontinuierlich wegbricht. Zudem gab ich die Prognose ab, dass dieser Trend noch anhalten dürfte. Dazu möchte ich Ihnen gestern noch einige Fakten liefern.

Hohe Überkapazitäten in China

Aus einer aktuellen Studie der Europäischen Handelskammer geht hervor, dass in China in praktisch allen wichtigen Industrien Überkapazitäten entstanden und in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Chinesische Fabriken beschäftigen mehr Personal und betreiben mehr Produktionsanlagen, als eigentlich notwendig wäre. Viele Staatsunternehmen können den Betrieb daher nur noch mit Hilfe neuer Kredite aufrechterhalten, heißt es in der Studie.

Schon im Jahre 2009 hatte die Europäische Handelskammer erstmals auf die Überkapazitäten in China hingewiesen. Damals hatte ein gewaltiges Konjunkturprogramm der chinesischen Regierung versucht, die Wirtschaft des Landes trotz der globalen Finanzkrise am Laufen zu halten. Es wurde viel Geld in den Bau neuer Fabriken gesteckt, die jedoch bis gestern nicht gebraucht werden.

Zwar will China noch in diesem Jahr unter anderem mehr als 1.000 Kohlebergwerke schließen, um Überkapazitäten abzubauen, doch kurz- und mittelfristig wird dies an den aktuellen Problemen nichts ändern. Billige Rohstoffe und Produkte aus China überschwemmen die Weltmärkte, wodurch die Industrien anderer Länder leiden.

OECD und EZB zeigen sich wegen tiefer Ölpreise besorgt

Daher wird nach Ansicht der OECD die Entwicklung der Weltwirtschaft schwächer ausfallen als bislang angenommen. Und das auch, weil die positiven Effekte des niedrigen Ölpreises wohl geringer ausfallen und stattdessen die Risiken einer finanziellen Instabilität „beträchtlich“ sind, wie es die OECD formulierte.

Besorgt zeigte sich auch die Europäische Zentralbank (EZB). Die Währungshüter befürchten, dass der Preisrutsch beim Öl weitere Kreise zieht und damit ihr Inflationsziel in weite Ferne rückt. „Die Gefahren haben seit Beginn des laufenden Jahres zugenommen“, heißt es im Protokoll der EZB-Zinssitzung vom 21. Januar. Die EZB-Ratsmitglieder warnten aber davor, ein zu düsteres Bild zu malen. Ansonsten würde womöglich die befürchtete Entwicklung zum Teil herbeigeredet. Das sind typische Sorgen in einem eher deflationären Umfeld.

Auf der Suche nach der Bodenbildung im DAX

Die Perspektiven für die (deutsche) Wirtschaft sind getrübtund es dürfte noch eine Reihe schlechter Nachrichten über schwache Konjunkturdaten auf uns zukommen, wenn meine Prognose stimmt. Viel wichtiger ist aber das Fazit der gestrigen und vorvorgestrigen Analyse: Der DAX wird bereits selbst dann einen Boden ausbilden, wenn anschließend die Konjunkturdaten noch eine Weile schwächer ausfallen. Denn der DAX nimmt die wirtschaftliche Entwicklung sechs bis neun Monate vorweg.

Sollte der DAX mit den gestrigen Kursverlusten nicht nur die vorgestern angekündigte ABC-Korrektur ausbilden, sondern bald noch ein weiteres Korrekturtief markieren, dann bedeutet dies lediglich, dass auch der konjunkturelle Abschwung noch länger anhalten könnte – oder die Börsianer zumindest damit rechnen.

Damit Sie den tatsächlichen Boden erkennen können, habe ich Ihnen in den vergangenen Ausgaben das nötige Rüstzeug geliefert. Und natürlich werde ich hier an dieser Stelle kontinuierlich diese Suche nach dem Boden begleiten und Sie darüber informieren, wenn sich ein solcher abzeichnet. Gestern sehen wir zunächst einmal eher Signale der Schwäche.

Viele Grüße

Ihr

Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 25.02.16 09:59 Uhr