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OPEC+ pendelt die Ölpreise auf dem gewünschten Niveau ein

Die Rohöl-Exportländer der OPEC+ haben sich vorgestern darauf geeinigt, ihre Produktionsquoten ab Mai etwa anzuheben. Das eigentlich für gestern geplante Treffen der OPEC-Minister wurde angesichts dieser Einigung abgesagt. Die Länder setzen damit einen Beschluss um, auf den sie sich bereits Anfang April verständigt hatten.

Demzufolge wird die bisher geltende Förderbremse ein wenig gelockert. Im Mai und Juni soll die Produktion der OPEC+ um jeweils 350.000 Barrel pro Tag angehoben werden, im Juli folgt eine weitere Erhöhung um etwa 400.000 Barrel.

Steigende Nachfrage wird mit höherem Angebot bedient

Damit tragen die beteiligten Länder der Erholung der Weltwirtschaft Rechnung, die inzwischen zu einer höheren Nachfrage nach Öl führt. Und diese Nachfrage ließ die Ölpreise bereits beträchtlich steigen. In der Börse-Intern vom 7. April war zu folgendem Chart zu lesen, dass der Ölpreis der Sorte Brent mit etwa 53 Euro pro Fass mehr als doppelt so hoch lag wie im Durchschnitt des April 2020 (25 Euro).

Ölpreis der Sorte Brent

Und in der Börse-Intern vom 11. März schrieb ich, „dass die Ölförderländer der OPEC+ mit dem aktuellen Preisen sehr gut leben können“. Damals stand die Öl-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei etwa 65 Dollar. Aktuell sind es etwas mehr als 64. Und damit befindet sich der Ölpreis immer noch in der erwarteten Range (siehe gelbes Rechteck im folgenden Chart).

Ölpreis der Sorte West Texas Intermediate (WTI)

Allerdings hat der Ölpreis nach dem Rücksetzer vom März wieder die vorangegangene Aufwärtstendenz aufgenommen. Doch ich erinnere an meine Ausführungen vom 5. März: Aus verschiedenen Gründen ist es nicht unbedingt im Interesse der OPEC+, dass der Ölpreis weiter steigt. Zwar steigen damit auch die Erträge aus dem Verkauf, doch am Ende könnte man sich damit ins eigene Bein schießen, wenn ein höherer Ölpreis einerseits das Wirtschaftswachstum bremst oder gar abwürgt und andererseits für andere Produzenten die Öl-Förderung profitabel macht.

Wie die folgende Grafik der Berenberg Bank zeigt, ist die Anzahl der Ölbohrlöcher in den USA schon deutlich angestiegen (graue Linie).

US-Ölproduktion und Anzahl US-Ölbohrlöcher
(Quelle: Berenberg Bank)

Und eine Zunahme aktiver Ölbohrlöcher deutet auf eine zukünftig höhere Ölproduktion hin. Damit würden die USA den OPEC-Staaten Marktanteile abjagen. Das kann nicht im Interesse der OPEC+ sein.

Ölpreise beeinflussen die Inflation und die Geldpolitik

Und so gehe ich davon aus, dass die jüngst beschlossenen und bereits ab kommenden Samstag geltenden Förderquotenausweitungen einen weitergehenden Anstieg der Ölpreise verhindern werden. Es wird aber spannend, ob sich die charttechnisch aktuell bullishen Signale oder die lenkende Wirkung der OPEC+ durchsetzen werden. Und letztlich wird dies auch die Inflation und somit die Geldpolitik bestimmen.

Zur Erinnerung: Die EZB geht für 2021 von einem Ölpreis in Höhe von 59,3 Dollar und für 2022 von nur 55,7 Dollar aus (siehe auch Börse-Intern vom 11. März).

Annahmen der Europäischen Zentralbank (EZB)

Man sollte die Ölpreise also im Auge behalten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 29.04.21 09:08 Uhr