Aktien, Anleger

Fed gibt keine klaren Hinweise zum Zinserhöhungstermin

Es gab vorgestern keine klaren Hinweise seitens der Fed, wann denn nun genau die Zinsen angehoben werden. Die Fed teilte lediglich mit, dass die Zinserhöhung erfolge, wenn sich die Situation auf dem US-Arbeitsmarkt weiter verbessert und die Notenbank erkennt, dass die Inflation in Richtung Zwei-Prozent-Marke läuft. Damit bleibt offen, ob es bereits im September zu der ersten Zinserhöhung seit mehr als sechs Jahren kommt oder erst im Dezember 2015.

Man liest nun Analysen, die aus der vorvorgestrigen Reaktion des US-Marktes zu schließen versuchen, womit der Markt rechnet. Die Theorie: Die US-Indizes hatten leicht im Plus geschlossen, also geht der Markt von einer Zinserhöhung erst im Dezember aus. Würde der Markt von einer Erhöhung im September ausgehen, wäre er gefallen.

So logisch diese Begründung auch zunächst klingen mag, so unsinnig ist sie – und das aus mehreren Gründen.

Erstens: Die großen Jungs reagieren nicht unmittelbar nach der Zinssitzung, sofern es nicht zu echten Überraschungen kommt. Die eigentliche Reaktion beginnt meistens am nächsten Tag und kann sich über Wochen hinziehen. Nur um das klar zu stellen: Wenn ein großer Fonds anfängt, seine Strategie zu ändern, wird er Wochen brauchen, bis er das Depot an die neuen Gegebenheiten angepasst hat. Und zunächst werden die Entscheider überlegen, wie diese Anpassung erfolgen soll. Das geht alles andere als schnell.

Zweitens: In dieser Aussage steckt die Theorie, dass die Märkte fallen werden, wenn die Zinsen steigen. Dies ist aber keineswegs in Stein gemeißelt. Wie ich hier im Steffens Daily schon mehrfach belegen konnte, steigen die Märkte oft erst einmal munter weiter, wenn es zu ersten Zinserhöhungen nach einer längeren Phase niedriger Zinsen kommt. Erst wenn die Zinsen ein Niveau erreichen, bei dem es für die größeren Vermögen interessant sein könnte, aus Aktien in Zinsanlagen umzuschichten, wird dieser dann stattfindende Geldabfluss im Aktienmarkt spürbar.

Drittens: Ein Großteil dieser Zinserhöhung ist schon im Markt eingepreist. Sofern es hier zu keinen Überraschungen kommt, werden die Reaktionen entsprechend verhalten ausfallen.

Kurzum: Aus der Kursreaktion kann man mittlerweile nicht mehr ableiten, was der Markt denkt. Trotzdem werden die kommenden Tage interessante Hinweise liefern, wohin der Markt kurzfristig will.

DAX: Abwärtstrendkanal verliert an Bedeutung

Der DAX brach gestern wieder aus dem roten Abwärtstrendkanal nach oben aus. Damit ist die obere Linie sozusagen „durchweicht“ und verliert ganz erheblich an Relevanz. Oft leitet eine fehlende Stärke bei gleichzeitiger „Durchweichung“ eines Abwärtstrends eine eher seitwärts gerichtete Phase ein.

Da wir auf der Unterseite die alte, rot gestrichelte Konsolidierungslinie haben, die wiederum ihre Relevanz beeindruckend belegt hat, streiche ich nun den Abwärtstrendkanal aus der charttechnischen Betrachtung (aus Gründen der Übersichtlichkeit). Ich denke, dass er seine Schuldigkeit getan hat und (erst einmal) aus dem Rennen ist. Aus der oberen Linien dieses Trendkanals wird eine dieser grau gestrichelten Linien. Denn obwohl diese Linie an Relvanz verloren hat, bleibt sie doch noch interessant. Der Chart sieht damit wie folgt aus:

Sie sehen daran, wie pragmatisch wir bei der Target-Trend-Methode vorgehen: Jede Linie, die ihre Relevanz bestätigt, wird wichtiger. Jede Linie (oder Formation), welche ihre Relevanz verliert, wird zurückgestuft. Das hat zur Folge, dass tatsächlich nur die relevanten Linien im Chart bleiben. Und natürlich sind es die relevantesten Linien, die ihre Relevanz auch noch eine Weile beibehalten und somit zu besseren Ergebnissen bei der Analyse führen. Ganz pragmatisch.

Einer dieser sehr relevanten Linien ist die 11.311er Marke, also die Begrenzung des Rechtecks. Diese begleitet uns schon seit Mai.  Und auch gestern wurde sie nahezu punktgenau getestet. Anschließend fielen die Kurse wieder zurück.

Doch auch diese Linie wird nun zumindest als Signalgeber weniger interessant, sofern sie nach oben überwunden würde. Und zwar, weil der DAX offensichtlich seit Juni um diese Linie fluktuiert. Und damit sind nun, wie man ja auch sehen kann, die Mittellinien bei 11.794 Punkten und die bei 10.828 Punkten relevanter. Erst wenn diese Marken gebrochen werden, ergeben sich neue Signale.

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 31.07.15 10:04 Uhr