Aktien, Anleger

Es wird bullisher, aber mehr noch nicht

Nach der gestrigen EZB-Sitzung wurden zwar noch keine neuen Beschlüsse vorgestellt, Mario Draghi hat aber eine Ausweitung und/oder Verlängerung des Anleihekaufprogramms ab Dezember in Aussicht gestellt. Er betonte erneut die Entschlossenheit der EZB, die geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen so lange beizubehalten, bis die Inflation wieder ansteigt.

Die Folgen dieser Aussage waren deutlich: Der Euro fiel und der DAX stieg. Und damit hat der DAX die 10.345er Marke nun dynamisch überschritten. Sie erinnern sich, diese Hürde ist die erste Marke, bei deren Überwindung es leicht bullisher wird.  

Jetzt nähern wir uns dem Hoch bei 10.512 Punkte aus dem September. Und hier ergibt sich ein mögliches Szenario, dass aus Tradingsicht hoch interessant wäre.

Eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation als Boden

Es kann sein, dass der DAX in diesem Bereich (vielleicht mit einem Fehlausbruch nach oben) zunächst erst einmal abprallt, um dann doch wieder in Richtung der 10.000-Punkte-Marke zu fallen. Geschieht dies, dann könnte sich eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) ausbilden. Damit hätten wir einen großen und sehr verlässlichen Boden, der mit dem daraufhin erneuten Überwinden der 10.512er Marke ein signifikantes Kaufsignal generieren würde. Und bisher stimmen auch die Umsätze mit dieser möglichen Formation überein. Ich habe eine solche, bisher nur theoretische Kursentwicklung, mit einer dicken rot gestrichelten Linien in den Chart eingezeichnet.

Dieses Szenario sollten wir bei einer Schwäche im Bereich dieser 10.512er Marke unbedingt im Hinterkopf behalten, weil man nur überaus selten ein Trading-Setup mit einer 80-prozentigen Eintrittswahrscheinlichkeit auf das Kursziel findet. Das erste Kursziel läge dann bei ca. 11.700 Punkte. Da die Formation aber das Ende der Konsolidierung anzeigen würde, wäre dann auch ein Ausbruch auf neue Allzeithochs wahrscheinlich.

Doch noch ist es nicht soweit

Natürlich ist das wieder einmal eine sehr frühe Betrachtung. Bis dahin kann auch noch alles andere geschehen. Steigen die Kurse zum Beispiel einfach weiter, fehlt es an einer klaren Bodenformation. Das bedeutet dann nicht, dass sich Konsolidierung unweigerlich fortsetzt. Es zeigt lediglich, dass es noch etwas bullisher wird – mehr nicht. In diesem Fall müssen wir dann weiter von Rechtecklinie zu Rechtecklinie analysieren.

Wird also die 10.512er Marke auch noch überwunden, liegt das nächste Kursziel bei der blau gestrichelten Mittellinie bei 10.828 Punkten. Hier kann eine kleine Konsolidierung in der aktuellen Aufwärtsbewegung einsetzen. Wird diese Mittellinie auch noch überwunden, liegt das nächste Ziel bei 11.311 Punkten.

Aber so schön der gestrige Anstieg auch sein mag - vergessen Sie nicht, dass wir uns nach wie vor in der großen Konsolidierung befinden, die uns seit März dieses Jahres begleitet. Und so lange kein neues Hoch ausgebildet wird, kann diese aktuelle Konsolidierung weiter gehen. Kleine Zwischenrallys sind dabei durchaus normal, haben aber für sich genommen keinen größeren Aussagewert.

Der S&P500

Wenn der DAX aber noch einmal auf die 10.000er Marke zurückfallen soll, dürfte der Auslöser dafür wahrscheinlich aus Übersee kommen. Werfen wir also einen Blick auf die US-Indizes und hier natürlich auf den S&P500:

Der S&P500 hat tatsächlich den bisherigen Aufwärtstrend verteidigen können, auch wenn dieser mit dem kleinen Fehlausbruch nach unten doch leicht angeschlagen ist (Pfeil 1). Er konnte daraufhin auch noch die 2.000er Marke zurückerobern und hat diese und den etwas engeren Trendkanal anschließend von oben getestet (Pfeil 2). Dann ist er gestern (bis zu dem Zeitpunkt wo ich diese Zeilen schreibe) an den nächsten wichtigen Widerstand gelaufen, und zwar die 2.044er Marke (Pfeil 3). In diesem Bereich befindet sich die untere Begrenzung der ehemaligen Seitwärtsbewegung, die uns in der ersten Hälfte des Jahres begleitet hatte.

Ich könnte mir auch hier vorstellen, dass es für den S&P500 kurzfristig schwierig wird, weiter anzusteigen. Dringt er jedoch nachhaltig wieder in dieses alte Rechteck vor und kann sich dort etablieren, ist die Wahrscheinlichkeit vergleichbar hoch, dass er dann auch noch an die alten Hochs bei 2.130 Punkten läuft. Und dort wird es dann sehr spannend.

Würde der S&P500 auch noch diese Marke überwinden, also ein neues Allzeithoch ausbilden, wäre das nach dieser Konsolidierung ein durchaus bullishes Signal für die kommenden Monate. In diesem Fall sollte auch der DAX dynamisch weiter steigen.  

Aber auch hier sind wir nicht so weit. Warten wir erst einmal ab, wie sich der DAX an der 10.512er Marke und der S&P500 an der 2.044er Marke in den kommenden Tagen entwickeln. Aber wir sehen immerhin im Oktober eine Stärke, die auch direkt in eine Jahresendrally einmünden könnte.

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)



@ ad-hoc-news.de | 23.10.15 10:29 Uhr