Russland, Olympiafieber

Russland im Olympiafieber

+++Sotschi wird Austragungsort für die olympischen Winterspiele+++Ostbörsen wie Warschau und Kiew profitieren von Sportereignissen+++Moskauer Börse erholt+++Oleg Deripaska in der Pool-Position+++

Die Stadt Sotschi aus Südrussland darf im Jahr 2014 die olympischen Wintersspiele austragen. Der russische Primier Michail Fradkow wertet die IOC-Entscheidung als hohe Anerkenung für Russland in der Welt – also genau dass, was Putin zuvor bei den Verhandlungen um das Raketenabwehrsystem gefehlt hat. Auch Putins konstruktiven Vorschläge zur Mitbenutzung einer Radaranlage in Südrussland zur Raketenabwehr wurde sogar vom NATO-Chef gewürdigt. Dadurch verlieren der vorherige Konfrontationskurs und der konstruierte angebliche „kalte Krieg“ an Schärfe. Russische Aktien litten zuvor unter den politischen Querelen zwischen Wladimir Putin und Angela Merkel und den verbalen Angriffen Putins gegen die amerikanische Außenpolitik, wobei insbesondere die geplanten Raketen- und Radarstationen in Polen und in Tschechien für Russland ein Dorn im Auge sind. Die russische Regierung drohte schon mit der Aufstellung von einen neuen Raketenstation in Kaliningrad mit der Betonung, dass die russischen Raketen das geplante Raketenabwehrsystem leicht überwinden können. Der RTS-Index war sogar Anfang Juni etwa 10% im Minus während fast alle anderen Emerging Markets auch in Osteuropa von einem Hoch zum nächsten eilten. In den letzten Wochen konnten sich die Kurse an der Moskau Börse wieder deutlich erholen. Der RTS-Index liegt mittlerweile wieder leicht im Plus und nähert sich der 2000-er Marke. Sowohl der hohe Ölpreis von über 70 USD/Barrel als auch die guten 2006.Zahlen bei Gazprom sorgten für mehr Kauffreude an der Moskauer Börsen. Gazprom konnte im letzten Jahr den Nettogewinn durch höhere Gaspreise im In- und Ausland auf 21 Mrd. USD fast verdoppeln. Der Kurs zog von 27 auf 31 € um über 10% an. Noch besser als Öl/Gasaktien schnitten aber Stahlaktien ab, die einen neuen Höchststand markierten und zudem relative hohe Dividenden auszahlen. Top-Performer waren aber Automobilaktien wie Avtovaz und GAZ. Der Automobilmarkt boomt in Russland. Aber auch der Banken, Telekom-, Medien und Konsummarkt weisen hohe Wachstumsraten auf. Danone hat den Anteil an der dem Hersteller von Molkereiprodukten Wimm Bill Dann erhöht. Daraufhin sprang der Kurs im Juni von 60 auf 80 €, was ein neues Allzeit-Hoch bedeutete. Seit Anfang 2005 hat sich der Kurs von Wimm Bill Dann damit verachtfacht. Es müsse also nicht immer Wachstumsperlen aus dem Technologiesektor sein, die zu hohen Kurspotentialen führen. Von der Entscheidung, die Olympischen Winterspiele in Sotschi im Jahr 2014 austragen dürfen, werden von allem Bauwerte zum Ausbau der Infrastruktur, aber auch Touristikunternehmen, Konsumwerte, Maschinebauwerte (für Eisenbahnen) und Banken profitieren. Was Bauwerte und Touristik (Hotels) anbetrifft, ist der im Süden Russlands geborene Oligarch Oleg Deripaska in der Pool-Position, denn Deripaska besitzt schon jetzt dort in kluger „Vorausahnung“ einige Hotels und vor allem den Flughafen Sotschi. Deripaska ist durch den Mehrheitsbesitz an Rusal, dem größten Aluminiumkonzern der Welt, und vielen weiteren Firmenbeteiligungen mit einem geschätzten Vermögen von über 17 Mrd. US-Dollar zusammen mit Roman Abromovich der reichste Russe. Ein kluger Schachzug war es auch von ihm, sich rechtzeitig an der österreichischen STABAG AG zu einem Drittel und zuletzt auch an Hochtief mit 10% zu beteiligen. Es scheint eine ausgemachte Sache zu sein, dass diese beiden Unternehmen demnächst Großaufträge aus Sotschi erwarten dürfen. Aber auch russische Bauwerte wie Zementhersteller dürften von dieser positiven Nachricht profitieren. Da der Bausektor aber schon lange in Russland boomt, sind die Aktien von Zementherstellern schon stark gestiegen. Der Free Float bei den russischen Bauwerten ist aber sehr gering und die Bewertungen sind nicht mehr günstig. Auch die Börsen von Warschau und Kiew profitierten schon von der Entscheidung der Austragung der Fußball-EM im Jahr 2012. Die Kurse an der Warschauer Börse stiegen schon um über 30% und bei Nebenwerten gemessen am MIDWIG-Index schon um über 60%. An der Börse Kiew verdoppelten sich die Kurse sogar. Damit scheint der Sport das zu schaffen, was so manche Politiker durch allzu auf Eigeninteressen betontes Handeln nicht schaffen, nämlich für ein positives Investment- und Börsenklima zu sorgen. Auch China boomt erst so richtig, nachdem die Entscheidung zur Austrag der Olympiade im Jahr 2008 getroffen war. Durch die Fussball-WM in Deutschland bekam auch der DAX neue Impulse und ereichte nun fast neue Höchststände. Fußballunternehmen sind zudem nicht nur Werbeträger, sonder auch Imageträger. Mit Schalke 04 hat sich Gazprom den „richtigen“ Verein auch als Sympathieträger ausgesucht, was auch nötig ist, denn Gazproms Image ist in Deutschland nach dem Aktionen gegen die Ukraine du Weißrussland nicht das beste. Roman Abromovich hat mit Chelsea London sicherlich auch eine gute Wahl getroffen und sogar „unser Idol“ Michael Ballack mit ins Boot genommen. Der Sport wird es schon richten, so auch Sotschi für die Moskauer Börse. Die deutsche Beteiligungsgesellschaft KREMLIN AG, die am 9. Juli ihre Hauptversammlung in Hamburg hat, setzt auch – sicherlich nicht nur deswegen – weiterhin auf Russland, aber auch auf Ukraine und Kasachstan. Wann wird wohl Almaty die Fussball-WM oder Olympischen Spiele austragen dürfen? Hinweis: der Autor wird am 28. September einen Vortrag über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten Anmeldung unter www.trading-house.net
@ ad-hoc-news.de | 06.07.07 15:00 Uhr