PutinMedwedew, Russland

Putin/Medwedew - das neue „Dreamteam“ in Russland?

+++Medwedew for president +++ Dreamteam Putin/Medwedew machen Hoffnung+++Gazprom im Aufwind+++Öl-Aktien werden geschröpft+++ Moskauer Börse auf Allzeit-Hoch mit Chancen+++

Nachdem am 2. Dezember wie erwartet die Putin-Partei „Geeintes Russland“ mit 64% die für Verfassungsänderungen bedeutsame Zweidrittel-Mehrheit gewonnen hatte, hat nun Putin für die Präsidentschaftswahl Dimitrij Medwedew als nächsten Präsidentschaftskandidaten am 2. März vorgeschlagen. Medwedew ist der Aufsichtsratsvorsitzende von Gazprom, dessen Kurs nach Bekanntgabe der Meldung gleich auf fast 40 € nach oben sprang. Am 23. Dezember wird zwar erst die vollständige Liste der Präsidentschaftskandidaten für die Wahl am 2. März 2008 vorgelegt; die Börse setzt aber jetzt schon auf das „Dreamteam“ (zumindest aus der Sicht der Anleger) Putin/Medwedew. Medwedew war schon in den 90-er Jahren von Putin in die St. Petersburger Verwaltung beordert worden und seitdem ist er einer seiner Verbündeten. Beide haben auch schon zusammen Jura studiert. Nun war es keine Überraschung, dass Medwedew den Wunsch äußerste, dass Putin Primier werden sollte. Insofern würde, wenn sich Putin zu diesem Schritt „überzeugen“ lässt, eine Art „Doppelspitze“ fortgesetzt, die faktisch m Grunde schon jetzt bestand hat. Denn Medwedew hat als Aufsichtsratsvorsitzender von Gazprom schon lange die wirtschaftliche Macht im Lande und Putin die politische. Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist mit beiden engsten vertraut und wird mit beiden als Aufsichtsrats-Chef der geplanten Nordischen Pipeline las „lupenreiner Demokrat“ im Gespräch bleiben. Für die Börse ist dies sicherlich ein „Dreamteam“, da es für Stabilität und Kontinuität sorgt. Ob es für die russischen Bürger ein „Dreamteam“ sein wird, muss abgewartet werden. Allerdings ist noch nicht klar, ob Putin den Wunsch von Medwedew überhaupt folgt und als Primier seine politische Karriere fortsetzten wird, da der Primier in Russland „Befehlsempfänger“ des Präsidenten ist. Es kann aber auch gut sein, dass in den nächsten Monaten die Verfassung geändert wird, dass dem Primier und damit dem Parlament mehr Rechte einräumt. Auch wäre es denkbar, dass ein neues Verfassungsorgan geschaffen wird, dem Sonderrechte eingeräumt werden und wo Putin den Vorsitz hat. Der neue Präsident wird im nächsten Jahr vor großen Herausforderungen gestellt: Die hohe Inflationsraten, die vor der Dumawahl durch recht eigenwillige, planwirtschaftliche Methoden aus Wahlpropaganda kurzfristig eingefroren wurde, könnten im nächsten Jahr auf über 12% steigen. Nahrungsmittelpreise wie Milch, Brot, Fleisch und Butter stiegen schon im diesen Jahr um über 20%, was sozialer Sprengstoff ist. Die Gaspreise – und dafür hat Medwedew im Vorfeld gesorgt, sollen im nächsten Jahr im Inland um 25% steigen. Dies ist sicherlich gut für die Gazpromaktionäre, könnte aber die Inflation weiter antreiben. Auch wird es zu einer Erhöhung der Strompreise kommen, die bisher noch subventioniert sind. Auch die Umstrukturierung und vor allem Modernisierung des Energiesektors ist ein Mammutaufgabe. Durch den hohen Ölpreis steht Russland wirtschaftlich aber so gut wie noch nie da. Das BSP-Wachstum beträgt über 7%, der Stabilisierungsfonds hat die 150 Mrd. USD-Marke überschritten, der Haushalt und die Handelsbilanz weisen einen hohen Überschuss auf und die Auslandsdirektinvestitionen befinden sich mit 40 Mrd. USD auf Rekordniveau. Die realen Einkommen haben sich seit 1999 verdoppelt. Der Konsum boomt demzufolge in vielen Bereichen. Auch die Moskauer Börse feierte den neuen Präsidenten. Es bleibt abzuwarten, ob auch in Zukunft die Ölgesellschaften auch unter Medwedew weiter so stark geschröpft werden wie bisher. Denn die Ölgesellschaften meldeten unisono trotz steigender Ölpreise schlechtere Zahlen als im Jahr, da die Exportabgaben mit dem steigenden Ölpreis steigen. So könnte der Kurs von Gazprom weiter steigen, die Kurse der Ölgesellschaften aber weiterhin stagnieren. Dabei hat Russland aber weit mehr zu bieten als nur Öl/Gas, auf die man Russland immer wieder reduziert. Branchen wie Bau, Banken, Telekom, Konsum, Medien und Internet boomen mit zweistelligen Wachstumsraten. Gazprom wollen im nächsten Jahr Ihre Rechnungen auf Rubel umstellen, um das Währungsrisiko zu eliminieren. Also Rubel long/Dollar short! Die Moskauer Börse erreichte letzte Woche ein neues Allzeithoch. Derb RTS stieg auf 2317 Indexpunkte und damit 20,6% seit Jahresbeginn, wobei vor allem Gazprom den Markt nach oben zog. Die Marktkapitalisierung beträgt jetzt schon über 1,2 Billionen US-Dollar, davon allein Gazprom 340 Mrd. US-Dollar. Ob nun noch ein Jahresendrallye folgen wird, hängt von der Wall Street und den nächsten Hiobsbotschaften im angeschlagen. Bankensektor ab. Die konzertierte Aktion der Notenbanken war eine ähnliche Rettungsaktion wie am 11. September 2001, was schon zeigt, wie dramatisch die Situation im internationalen Interbankenmarkt ist. Wenn es die Bankenkrise und den „Credit Crunch“ nicht gäbe, wäre ein Jahresendrallye an der Moskauer Börse mit dem Dreamteam der Börsianer Putin Medwedew oder demnächst Medwedew/Putin vorprogrammiert, zumal jetzt „window dressing“ betrieben wird. So dürfen wir wieder zittern und hoffen, was uns die Wall Street zu Weihnachten beschert. Wer rechtzeitig in Russland investiert hatte, dürfte sich auch in diesem Jahr ohnehin auf eine fette Weihnachtsganz freuen. Hinweis: Der Autor hat im neuen Rohstoff-Spiegel (www.Rohstoff-Spiegel.de) vom 15.12.07 eine ausführliches Interview über die Aussichten der Ostbörsen gegeben.
@ ad-hoc-news.de | 16.12.07 00:40 Uhr