Sahra Wagenknecht

Wagenknecht hat Zweifel an der Unabhängigkeit von Corona-Wissenschaftlern

25.05.2020 - 09:52:23

Sarah Wagenknecht, die ehemalige Vorsitzende der Fraktion der Linken im Deutschen Bundestag, sagte, sie könne das bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen geäußerte Mißtrauen an der Wissenschaft teilweise nachvollziehen.

Dies erklärte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" für die am Montag erscheinenden Ausgaben seiner Tageszeitungen. Das größte Problem sei hier, "dass der Staat zu stark unter dem Einfluss" verschiedener "wirtschaftlicher Interessengruppen" stehe, erklärte sie weiter. Dies lasse sich weder mit der Demokratie noch mit einer am Wohl der Allgemeinheit orientierten Entscheidungsfindung vereinbaren.

Wie Wagenknecht erläuterte, werde zum Beispiel mehr unabhängige, öffentliche Forschung gebraucht. Dass so viele Menschen den Wissenschaftlern nicht mehr vertrauten, liege ja unter anderem auch daran, dass die Forschung immer mehr von der finanziellen Unterstützung der Industrie getragen werde. Angebliche Experten stellten sich dann schnell als Interessenvertreter der Industrie heraus. An den Universitäten müssten die Professoren immer mehr Drittmittel einholen, ihr Ansehen hänge unter anderem auch von ihrem Erfolg hierbei ab. Aber hinter der Gewährung dieser Drittmittel steckten "kommerzielle Interessen" der Geldgeber, kritisierte die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken. Es sei auch problematisch, dass sogar Mediziner und Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts "in Beratergremien von Pharma-Konzernen" säßen oder sich ihre Forschung von der Pharmaindustrie finanzieren ließen. Wenn der Staat hier seine Unterstützung reduziere, werde die entstehende Lücke von Privaten ausgefüllt. "Aber das erzeugt Abhängigkeiten", so die Politikerin.

Wagenknecht wies auch darauf hin. dass die Corona-Proteste ohnehin "sehr unterschiedlich" seien. Das müsse differenziert betrachtet werden, und man könne nicht "pauschal alle Demonstranten in die Nazi-Ecke stellen" oder sie als Verschwörungsgläubige verächtlich machen.

Die Linken-Politikerin äußerte sich auch zu den vom Bund und den Ländern geschnürten Rettungspaketen. Diese seien "sozial sehr unausgewogen", kritisierte sie. "Viele Solo-Selbständige und Freiberufler" bekämen gar keine Hilfe, so Wagenknecht, während auf der anderen Seite große Unternehmen teilweise enorme Beträge erhielten, darunter auch solche, die eine staatliche Unterstützung gar nicht brauchten. Den Vorschlag von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), pauschal 300 Euro an Familien pro Kind zu zahlen, finde sie hingegen sinnvoll, denn dies helfe "Familien mit Kindern, die wegen der Schließung von Schulen und Kitas" ohnehin schon "besonders große Lasten" zu tragen hätten.

Zu ihrer persönlichen Situation in der Corona-Krise sagte die 50-Jährige Wagenknecht, sie selbst gehöre zu den eher ängstlichen Menschen, auch, weil ihr Mann wegen seines Alters zu einer Risikogruppe gehöre. Sarah Wagenknecht ist mit dem 73 Jahre alten Politiker Oskar Lafontaine verheiratet. Sie sei bemüht, "vorsichtig zu sein, ohne mich verrückt zu machen", sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

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