Sonnenuntergang über dem Meer

Ozeanforscherin: Coronakrise ist eine Chance

16.05.2020 - 09:53:08

Prof. Katja Matthes sieht die Coronakrise wegen der dramatischen Erderwärmung als Chance für die Menschheit. Prof. Matthes ist designierte wissenschaftliche Direktorin am Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.

In einem Gespräch mit dem „Spiegel“ sagte die Klimaforscherin, dass inzwischen eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen längst nicht mehr genüge. Die Menschheit werde über kurz oder lang gezwungen sein, das überschüssige, klimabelastende Kohlendioxid aus der Atmosphäre künstlich zu entfernen. Der Ozean spiele dabei eine wichtige Rolle. Es sei durchaus möglich, aus der Atmosphäre entnommenes, verflüssigtes CO? unter den Meeresböden zu verstauen. Auch zur CCS-Technik (Carbon-Capture-and-Storage) äußerte sich die Wissenschaftlerin. Mit dieser Technik soll CO? direkt am Kraftwerk technisch abgespalten und dann dauerhaft unterirdisch eingelagert werden. Dazu Prof. Matthes: „Das CCS-Thema ist in Deutschland hoch umstritten. Man darf praktisch nicht darüber reden.“ Sie sei aber persönlich der Auffassung, dass darüber dringend zu reden sei. Die Forscherin zeigte sich sehr besorgt wegen des Temperaturanstiegs um mehrere Grade in verschiedenen Meeren wie etwa der Arktis und der Ostsee. In der Arktis seien inzwischen 77 % des Meereises verloren gegangen, so Prof. Matthes. In der Ostsee müsse das gesamte Ökosystem als bedroht gelten. Das Laichen der Fische habe sich stark verändert, weil beispielsweise Heringe nicht mehr wüssten, welche Jahreszeit gerade sei und weil sich die Quallen viel zu stark vermehren würden. Die Coronakrise wiederum sieht die Professorin durchaus als Chance, aber nicht – wie verschiedentlich publiziert – wegen der direkten Auswirkungen auf die Senkung von Emissionen durch den weltweiten Lockdown. Vielmehr könne man nun erleben, wie schnell sich die Staatengemeinschaft in einer ernsthaften Krise international koordinieren könne. Gleichzeitig seien die Reaktionen vor Ort sehr stark. Dieses Prinzip müsse auch in Bezug auf die Klimakrise angewendet werden. Ihre Bewältigung solle eine „Mission der gesamten Menschheit“ werden.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A-055824

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