Möbel, Möbelhandel

Möbelhandel im Wandel der Zeit

16.09.2014 - 11:44:45

„Geschäfte sind Mittelalter. Sie wurden nur gebaut, weil es kein Internet gab.Dieses Statement von Oliver Samwer, einem der Gründer von Rocket Internet, mag etwas übertrieben sein, aber es zeigt klar, wohin sich der Trend in den letzten Jahren entwickelt hat. Online-Handel und E-Commerce boomen und scheinen auf ihrem Siegeszug durch nichts aufzuhalten zu sein. Immer mehr Online-Shops werden gelauncht und auch klassische Handelsunternehmen finden ihren Weg ins Internet.“

Inzwischen werden auch diejenigen Produktgruppen ganz selbstverständlich im Internet gehandelt, die noch vor fünf Jahren als ungeeignet für den Online-Versandhandel eingestuft wurden.  Unternehmen des Internet-Entrepreneurs Oliver Samwer oder Investments seiner Schmiede Rocket Internet sind dabei oft Vorreiter in einem neuem Bereich. Schuhe im Internet zu bestellen ist heute genauso alltäglich wie Bücher, DVDs, Kleidung und Kosmetik aus dem Netz direkt vor die Haustür geliefert zu bekommen.

„Online-Handel mit Möbeln? Unmöglich!“

Der Online-Handel mit Möbeln und Wohnaccessoires war vor einigen Jahren noch unvorstellbar, viel zu groß und unüberwindbar schienen die logistischen und organisatorischen Herausforderungen. Das typische Totschlag-Argument, man könne keine Couch kaufen, auf der man vorher nicht probegesessen hätte, stellte diese Sparte für den E-Commerce lange Zeit als uninteressant dar.

Ikea, Home24, Westwing, Otto und Tchibo - inzwischen tummeln sich zahlreiche Anbieter für Möbel, Wohnaccessoires und alles rund ums Wohnen im Internet und die Online-Möbelbranche verspricht hohe Wachstumsraten in den kommenden Jahren. Generell kann man sagen, dass diese Branche im Vergleich zu anderen online gehandelten Produktgruppen noch relativ jung ist, aber den Kinderschuhen und Startschwierigkeiten ist sie inzwischen entwachsen.

Modelle für den Online-Handel mit Möbeln

Von Discountern bis hin zu Big-Playern für den Online-Handel mit Möbeln gibt es inzwischen zahlreiche Geschäftsmodelle. Während vor einigen Jahren Möbel und größere Wohnaccessoires sowie Heimtextilien abseits des klassischen Geschäfts hauptsächlich über Versandhandelsanbieter wie Otto oder Neckermann via Katalog bestellt werden konnten, gibt es heute die unterschiedlichsten Online-Vertriebsmodelle. Neben  den Online-Shops klassischer stationärer Möbelanbieter wie zum Beispiel Ikea, gibt es auch Unternehmen, die sich ganz auf den E-Commerce mit Möbeln spezialisiert haben.

Online-Marktplätze nach dem Vorbild von Amazon Marketplace bieten kleineren Online-Möbelhändler die Möglichkeit, ihre Produkte direkt und im eigenen Namen anbieten, um einen größeren Kundenstamm zu erreichen. Genauso gibt es Anbieter, die nicht auf Möbel und Homeaccessoires spezialisiert sind, diese aber sowohl online als auch stationär durchaus in ihrem Sortiment haben, wie unter anderem Otto oder Tchibo.

Wie in allen anderen Branchen finden sich aber auch spezialisierte Big-Player wie Home24, deren gesamtes Sortiment auf den Produktbereich „Schönes Wohnen“ ausgerichtet ist. Darunter finden sich auch besondere Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Westwing – ein Shopping-Club rund um das Thema Home and Living, ohne festes Sortiment, dafür mit täglich wechselnden Themen- und Markenkampagnen.

Mittlerweile sind also, anders als noch vor wenigen Jahren, die meisten E-Commerce-Modelle auch im Bereich Möbel vertreten. Diese reichen von zusätzlich zur stationären Ladenkette angebotenen Online-Shops bis hin zum Shopping-Club, dessen Angebot nur Mitgliedern vorbehalten ist.

Online-Möbelhandel: Besonders Spezialanbieter profitieren

Auch wenn der Online-Verkauf von Möbeln sich immer weiter durchsetzt, bauen viele Händler, Hersteller und Firmen noch immer auf die klassischen Vertriebswege und wagen den Schritt zum eigenen Online-Shop oder auf den Online-Marktplatz nur sehr langsam oder gar nicht. Die hauptsächlichen Argumente gegen den Online-Vertrieb sind dabei neben logistischen Fragen Versand- und Verpackungsaufwand und rechtlichen Fragestellungen wie die Handhabung des Widerrufsrechts.

Dass diese Vermutungen täuschen, beweisen die Umsatzzahlen und Wachstumszahlen der Onlinemöbelbranche. Laut der Studie „Möbel Online 2013“ des Instituts für Handelsforschung ist der Online-Umsatz mit Möbeln im Vergleich zum Vorjahr 2012 um 40 Prozent gestiegen und machte damit rund 5,4 Prozent des Branchenumsatzes aus. Ein Ende des Wachstums sei dabei vorerst nicht in Sicht, schätzen Experten. Einige Prognosen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 ein Online-Anteil von 20 Prozent am Umsatz der Branche möglich ist.

Spezialanbieter wie Westwing oder Home24 haben den Trend längst erkannt und profitieren von der steigenden Online-Nachfrage an Möbeln und Homeaccessoires und mit ihnen freuen sich auch die Investoren. Allen voran gehen Oliver Samwer und sein Zalando-Investor- Rocket Internet, denn diese haben die Trends früh erkannt und investiert, als noch keiner an den Online-Handel mit Produkten dieser Art glaubte.

Auch wenn stationäre Möbelgeschäfte bisher mit Sicherheit keine Relikte aus dem Mittelalter sind, so ist dennoch absehbar, dass die Zukunft auch für diese Branche zunehmend im Internet liegt. Klassische Händler sollten beginnen umzudenken, damit sie ihre Chance nicht verpassen.