Oberarzt, Medizinstudium

Der Weg zum Oberarzt

11.03.2022 - 10:10:02

Wer ein Medizinstudium beginnt durchläuft auf dem Weg zum Arzt unterschiedliche praktische Stationen. Auch nach dem erfolgreichen Abschluss bleiben dem Mediziner Wahlmöglichkeiten – wie beispielsweise der Weg zum Oberarzt. Aber welche Schritte sind hierfür notwendig? Und was macht ein Oberarzt eigentlich

Karriereschritte bis hin zum Oberarzt

Jeder Oberarzt muss diese Schritte in seiner Karriere erfolgreich gehen. Die Dauer kann hierbei jedoch je nach Lebenssituation unterschiedlich sein.

 

12 Semester Studium

Bevor ein Mediziner Oberarzt werden kann, muss er zunächst ein durchschnittlich sechs Jahre langes Studium erfolgreich abschließen. Bei den 12 Semestern sind keine Wartezeiten eingerechnet, die durch einen Numerus Clausus entstehen können. Wer aufgrund seiner Abiturnote länger auf den Studienplatz warten müsste, sollte diese Zeit sinnvoll nutzen. Denn die Wartezeit kann bis zu sieben Jahre dauern.

 

Mehrjährige Facharztausbildung

Sobald ein Mediziner als Assistenzarzt seine Approbation erhalten hat, steigt er ein in die Facharztausbildung. Die Ausbildung zum Facharzt dauert je nach Fachbereich zwischen fünf bis sechs Jahre. Ihr Ende stellt eine Facharztprüfung bei der Ärztekammer des Landes dar.

 

Berufserfahrung

Wer seinen Facharzt hat, braucht auf dem Weg zum Oberarzt Erfahrung in der Klinik. In Ausnahmen ist es möglich, dass ein Facharzt sich direkt nach Ende seiner Ausbildung auf Oberarztstellen bewirbt, doch gewöhnlich werden einige Jahre Berufserfahrung gewünscht.  Denn die Arbeitsabläufe und der berufliche Alltag in einer Klinik müssen einem Oberarzt vertraut sein. Auch Weiterbildungen im Fachbereich gehören in diese Zeit. Die Zeit als Facharzt im Krankenhaus kann einige Jahre bis zu einem Jahrzehnt dauern. Je nach Fachrichtung und möglicherweise Spezialisierungen in diesem Bereich können auch die passenden Oberarztstellen nicht sofort verfügbar sein. Schneller kann die Karriere in größeren Abteilungen gehen, weil hier mehr Stellen für Oberärzte vorhanden sind. Ebenso ist der Karriereschritt zum Oberarzt in ländlichen Gegenden oft etwas schneller. Je nach Größe der Klinik und der Abteilung liegt das jährliche Einkommen oft bei rund 120.000 Euro.

 

Was macht ein Oberarzt?

Ein Krankenhaus ist sehr hierarchisch aufgebaut. Ein Oberarzt untersteht dem Chefarzt. Er trägt die gesamte medizinische Verantwortung für seinen Fachbereich der Klinik. Zudem muss er mindestens einem Facharzt gegenüber aufsichts- und weisungsbefugt sein. Ein leitender Oberarzt ist verantwortlich für das Aufrechterhalten des Abteilungsbetriebs allgemein sowie speziell der Patientenversorgung. Zu seinen Aufgaben gehört ebenso das Führen und Weiterbilden der Assistenz- und Fachärzte. Der Arbeitsalltag eines Oberarztes hängt stark von der Größe der Klinik und dem Fachbereich ab. Der Oberarzt arbeitet nicht mehr nur medizinisch, sondern auch viel am Schreibtisch. Zu seinen Aufgaben gehören:

  • Anleitung der Fachärzte seiner Abteilung – bei einer größeren Abteilung gibt es unterschiedliche Ärzteteams rund um einen Oberarzt
  • Arbeitssicherheit und Kontrolle von Hygienevorschriften
  • Ausbildung der ihm unterstellten Assistenzärzte
  • Behandlung oder Operation von komplexen Fällen – Oberärzte behandeln nicht mehr jeden Fall, sondern gewöhnlich die anspruchsvolleren Fälle
  • Bereitschaftsdienste übernehmen
  • Budgetplanung und andere ökonomische Faktoren rund um seine Abteilung planen
  • Führung der Pflege – allerdings ist bei aller Hierarchie im Krankenhaus wichtig, dass Oberarzt und Pflegeleitung harmonieren. Hinweise einer Pflegeleitung sollten bedacht werden
  • Oberarztvisite – hierbei werden die Therapien oder die Pflegestrategien für die Patienten festgelegt
  • weitere personelle Arbeiten wie beispielsweise das Schreiben von Beurteilungen über Mitarbeiter seiner Abteilung

 

Welche Hardskills braucht ein Oberarzt?

Es gibt einige Hardskills, die ein Mediziner benötigt, um Oberarzt werden zu können:

  • Anerkennung zum Facharzt
  • Aus- und Weiterbildungen
  • herausragendes Fachwissen
  • Spezialisierung in einer Fachrichtung

In vielen Kliniken ist eine Habilitation für eine Stelle als Oberarzt nicht mehr notwendig. Lediglich Universitätskliniken fordern bei ihren Oberärzten nach wie vor oft die Habilitation.

 

Welche Softskills sind nötig?

Ein Oberarzt ist nicht mehr rein als Mediziner tätig. Er muss vieles in seiner Abteilung koordinieren und braucht hierfür neben seinem Fachwissen auch bestimmte Führungskompetenzen. Auch der Bereich der Ausbildung fordert von ihm nicht nur das Fachwissen, sondern ebenso eine hohe soziale Kompetenz. Allgemein sind die folgenden Softskills für einen Oberarzt sinnvoll:

  • Fähigkeit zum vernetzten und planvollen Denken
  • Führungskompetenz und Personalführung
  • hohe Belastbarkeit
  • ökonomisches Denken
  • Organisationstalen
  • Sozialkompetenz sowohl bei Patienten als auch im Umgang mit Kollegen
  • Verantwortungsbewusstsein was die eigene Vorbildfunktion angehtGleichberechtigt oder nicht?

Gleichberechtigt oder nicht?

Gerade die Medizin in Kliniken ist noch immer von starker Hierarchie geprägt. Gerade bei den höheren Stellen wie einer Oberarztstelle sind oft weniger Frauen als Männer zu sehen. Was interessant ist, da unter Medizinstudenten beinahe 60 Prozent weiblich sind. Zudem zeigt sich auch in der Medizin laut Statistik der Gender Pay Gap, wenn Vertragsärztinnen weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Auch wenn es zunehmend weibliche Mediziner gibt, spiegelt sich das im Krankenhaus in den hohen Positionen wenig wider. So stieg zwar der Frauenanteil beim ärztlichen Klinikpersonal zwischen 2004 und 2013 um zehn Prozent auf 46 Prozent, blieb aber bei den Führungspositionen bei rund 33 Prozent. Leicht anders sieht das bisher lediglich in Bereichen wie der Gynäkologie mit 55 Prozent oder der Dermatologie mit 54 Prozent aus.Der Weg vieler Medizinerinnen führt eher raus aus dem Krankenhaus und in eine eigene Praxis. Die Gründe hierfür scheinen vielfältig. Die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus sind in den Zeiten wenig flexibel, sondern fordern eine hohe Flexibilität vom Klinikpersonal. So gehören auch Bereitschaftsdienste am Wochenende und in der Nacht noch für einen Oberarzt zum normalen Alltag. Je nach Größe und Personalschlüssel der Abteilung ereilt jeden Oberarzt dieses Schicksal relativ häufig, was familienunfreundlich ist. Ebenso zeigen Untersuchungen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung, dass Frauen häufig mehr Zeit für den einzelnen Patienten aufbringen. In Krankenhäusern gilt an dieser Stelle jedoch häufig der Blick auf die Wirtschaftlichkeit als wichtig. Auch das mag ein Grund sein, warum sich viele Frauen nach Praktika im Studium oder nach ihrer Facharztausbildung gegen eine weitere Karriere im Krankenhaus entscheiden.

Oberarztstellen – eine spannende Herausforderung

Ein Oberarzt ist nicht nur medizinisch gefordert, sondern zugleich organisatorisch. Wer als Oberarzt tätig ist, kann sich nicht nur auf sein Fachgebiet konzentrieren, sondern muss zugleich die Abteilung im Blick haben. Die einzelnen Akteure lenken und anleiten und am Ende wirtschaftlich arbeiten. Das ist nicht nur eine medizinisch anspruchsvolle Tätigkeit, sondern zugleich eine organisatorische und menschliche Leistung mit spannenden Einblicken in tiefere Klinikstrukturen.

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    Abbildung 1: pixabay.com © Sasin Tipchai (CCO Creative Commons)

    Abbildung 2: pixabay.com © StockSnap (CCO Creative Commons)

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