Stahlproduktion

Walter-Borjans unterstützt Forderung nach flexibler Vier-Tage-Woche

19.08.2020 - 22:07:52

Norbert Walter-Borjans, gemeinsam mit Saskia Esken Vorsitzender der SPD, hat sich hinter die Forderung der IG Metall gestellt, eine Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich einzuführen, um Massenentlassungen zu verhindern.

Walter-Borjans sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", insgesamt befürworte er den Vorschlag der Gewerkschaften. Der Anfang sei "längst gemacht". Er betonte allerdings, er lehne eine direkte Einflussnahme von Seiten der Politik ab, da die Frage des - vollen oder teilweisen - Lohnausgleichs eine Sache sei, die die Tarifparteien miteinander zu klären hätten.

Gleichzeitig ergänzte der SPD-Vorsitzende aber, die Wirtschaft dürfe die Corona-Krise nicht dazu nutzen, sich der Kosten der Arbeit zu entledigen. Vielmehr müsse sie erkennen, wie wertvoll gute Gehälter für die Förderung der Konjunktur und für den wirtschaftlichen Fortschritt seien. "Arbeitszeitverkürzung ja, aber nicht zum Nulltarif", unterstrich Walter-Borjans. Wenn nach der Einführung einer Vier-Tage-Woche die Löhne für viele Tausend Arbeitnehmer nicht mehr ausreichten, die Unternehmen es sich bequem machten und Sozialämter herhalten müssten, um die Lücken bei den Gehältern aufzufüllen, dann, so der SPD-Politiker, führe das nicht weiter. "Wer jetzt schon schauen muss, wie er mit seinem Einkommen klarkommt, darf durch eine Arbeitszeitverkürzung nicht in eine prekäre Lage gedrückt werden", forderte Walter-Borjans. Argumenten von Seiten der Wirtschaft, ein Lohnausgleich für verkürzte Arbeitszeiten beschädige die Wettbewerbsfähigkeit, widersprach der Sozialdemokrat. Er sagte hierzu, viele Arbeitgeber dächten hier längst anders und verstünden die Notwendigkeit, in Deutschland qualifizierte Arbeitsplätze zu erhalten. Sicherlich gebe es nicht eine einzige Lösung "mit einer starren 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich für alle". Vielmehr seien flexible Arbeitszeitmodelle gefragt, stellte Walter-Borjans klar. Es sei aber möglich, unter dem Strich den Wohlstand auch bei kürzerer Arbeitszeit pro Person zu erhalten. Darauf hätten sich die Unternehmen einzustellen. Die Arbeitgeber könnten nicht länger ihre nicht mehr benötigten Mitarbeiter "vor die Tür setzen, die Rationalisierungsgewinne einstreichen und die Kosten der Allgemeinheit aufdrücken", sagte der SPD-Vorsitzende der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Für die Arbeitnehmer stehe hierbei nicht etwa der Gewinn von mehr Freizeit im Vordergrund, sondern "die Nutzung der zusätzlichen Zeit etwa für Weiterbildung", fügte er hinzu.

Mit dem Ziel, Arbeitsplätze in der Metall- und Elektroindustrie zu erhalten, hatte die IG Metall die Einführung einer Vier-Tage-Woche ins Gespräch gebracht. Jörg Hofmann, der Vorsitzende der Gewerkschaft, hatte dabei von "einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können", gesprochen. Arbeitgeberverbände und der CDU-Wirtschaftsrat, der keine Organisation innerhalb der CDU ist, hatten den Vorstoß zurückgewiesen und dabei auf steigende Produktionskosten verwiesen.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

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