Warteschlange vor einem Supermarkt

Präsident des IWH fordert Aufhebung aller Corona-Beschränkungen

03.06.2020 - 07:28:59

Reint Gropp, der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), sagt, die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise seien nicht ausreichend und der Alltag solle schnell wieder normalisiert werden.

Diese Normalisierung müsse auf der Grundlage von Tests und einer Isolierung von Risikogruppen erfolgen, schreibt Gropp in einer Analyse, über die die Tageszeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" in ihren Ausgaben vom Mittwoch berichten. Auch wenn man von optimistischen Annahmen bezüglich der wirtschaftlichen Erholung ausgehe, sei es schon jetz vorherzusehen, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr um etwa zehn Prozent einbrechen und erst im übernächsten Jahr, 2022, wieder das Niveau vom Februar 2020 erreichen werde. Dies Entwicklung entspräche "der schwersten Rezession der Nachkriegszeit", so Gropp.

Bei seiner Analyse, so der Wirtschaftswissenschaftler, sei er von der günstigen Annahme ausgegangen, dass die Maßnahmen beendet werden, dass eine zweite Infektionswelle ausbleibt und dass es im Herbst zu Aufholeffekte kommt, die die Wirtschaft stark antreiben.

Weiter schreibt Gropp, die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen gegen das Corona-Virus dauere "einfach zu lange" um hiermit die Infektionszahlen auf dem heutigen, niedrigen Stand zu stabilisieren, und die wirtschaftlichen Folgen einer Fortsetzung des Shutdowns wären dramatisch. Daher rate er zur Ausweitung von Coronatests, auch wenn dies teuer werde. Auf der Basis von "flächendeckenden, regelmäßigen Tests", die die Menschen an sich selbst vornehmen, sei es möglich, dass "große Teile der Bevölkerung wieder zur Arbeit gehen" oder zum Beispiel Restaurants besuchen könnten. Es könnte, so der Ökonom, "schlichtweg wieder Normalität einkehren". In der Öffentlichkeit Masken zu tragen, wäre dann nicht mehr notwendig. Die "Geisteratmosphäre", die momentan vor allem in den Städten herrsche, würde vergehen und das Kaufverhalten der Menschen sich wieder normalisieren.

Notwendig hierfür, so der 52 Jahre alte Volkswirt, sei die Identifikation und die Isolierung von Risikogruppen. Die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung würden dann nicht mehr alle Menschen gleichermaßen betreffen, sondern nur noch "eine relativ kleine Gruppe, die einem deutlich höheren Mortalitätsrisiko ausgesetzt" wäre.

Es sei zwar verständlich und richtig, dass die Politik dem Leben eines Menschen keinen wirtschaftlichen Wert beimessen wolle und sich weigere, den ökonomischen Wohlstand der Gesellschaft gegen Corona-Tote aufzurechnen. Der von der Politik eingeschlagene Weg sei aber dennoch nicht nachhaltig. Gropp fordert von den Politikern, sie "sollten nicht einseitig auf Infektionszahlen schauen, sondern das Gesamtbild im Auge behalten." Nur auf diese Weise lasse sich die gegenwärtige Krise halbwegs unbeschadet überstehen.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

@ ad-hoc-news.de