ROUNDUP, Erholung

- Gute Nachricht für den lahmenden Welthandel: Chinas Exporte haben im Dezember an Schwung gewonnen.

12.01.2024 - 13:07:34

Erholung nach schwierigem Jahr - Chinas Exporte legen zu

(Neu: Einschätzung des Wirtschaftsforschungsinstitut IfW

PEKING (dpa-AFX) - Gute Nachricht für den lahmenden Welthandel: Chinas Exporte haben im Dezember an Schwung gewonnen. Wie die Zollbehörde der zweitgrößten Volkswirtschaft am Freitag mitteilte, legten die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,3 Prozent zu. Der Anstieg fiel stärker aus als von Experten im Schnitt erwartet. Nach sechs Monaten in Folge mit Rückgängen waren die Exporte bereits im November leicht gestiegen.

Die Importe legten im Dezember um 0,2 Prozent zu, wie die Zollbehörde mitteilte. Insgesamt war 2023 jedoch ein schwieriges Jahr für den chinesischen Außenhandel. Unter anderem aufgrund der schwächeren globalen Nachfrage gingen die Exporte um 4,6 Prozent zurück. Die Importe sanken um 5,5 Prozent.

Die chinesischen Ausfuhren nach Deutschland sanken im Dezember um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Importe aus Deutschland gingen um 4,4 Prozent zurück. Noch deutlicher war der Einbruch im chinesischen Handel mit den USA. Importe und Exporte lagen zusammen um 6,7 Prozent niedriger als im Dezember 2022. Dagegen konnte der Außenhandel mit Russland mit einem Plus von 23 Prozent erneut kräftig zulegen, weil sich Moskau nach dem Angriff auf die Ukraine wirtschaftlich stärker zur Volksrepublik hinwendet.

Nach einem schwierigen Jahr sieht sich die chinesische Wirtschaft auch 2024 mit Unsicherheiten konfrontiert. Zu den größten Herausforderungen zählen die schwelende Immobilienkrise, ein schwächelnder Konsum und geopolitische Spannungen.

Zuletzt gab es Anzeichen für eine Erholung. So fiel das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal mit einem Plus von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum stärker aus als von Experten erwartet. Die Regierung hatte für 2023 ein Wachstumsziel von 5 Prozent ausgegeben. Am Mittwoch werden die Wachstumszahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr erwartet.

Die deutschen Unternehmen in China bleiben skeptisch, was einen möglichen Aufschwung angeht. Man stelle sich "auf eine Fortsetzung der Hängepartie ein", kommentierte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking. Der chinesische Außenhandel habe das ganze Jahr über nicht richtig Tritt gefasst.

Die Exportschwäche hänge zum Teil mit der wirtschaftlichen Lage der wichtigsten Abnehmerländer zusammen, sagte Hildebrandt. Problematischer für Peking sei jedoch die Vertrauenskrise der Verbraucher in China, die den Binnenkonsum abwürge und noch nicht ausgestanden sei.

Als Zeichen der schwachen Konsumnachfrage und einer sich verfestigenden Deflation sanken die Verbraucherpreise im Dezember erneut. Wie das Statistikamt mitteilte, gingen sie um 0,3 Prozent zurück. Die Erzeugerpreise fielen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,7 Prozent. Im Gesamtjahr stiegen die Verbraucherpreise um 0,2 Prozent.

Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bezeichnet den Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Ein Preisverfall auf breiter Ebene entsteht, wenn sich Verbraucher in Erwartung immer weiter sinkender Preise mit Käufen zurückhalten, was wiederum Umsatz, Gewinn und Investitionen von Unternehmen drückt. Die meisten Ökonomen halten für eine Volkswirtschaft eine Deflation für gefährlicher als leicht steigende Preise.

Aus Sicht des Konjunkturexperten Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Wirtschaftsforschungsinstitut IfW zeigen die Zahlen, dass die konjunkturelle Schwäche in China anhält. "Es gibt im Moment keine starken Hinweise, dass sich da etwas grundlegend ändert in der nächsten Zeit", sagte Gern der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahlen sind aus seiner Sicht nur eingeschränkt aussagekräftig. Bei den Jahreszahlen lägen die Vergleichsmonate noch in der letzten Corona-Welle mit Lockdowns.

"Was gut aussieht, ist, dass die Zahlen etwas stärker sind als von den Experten erwartet. Das spricht dafür, dass die Entwicklung positiv ist." Beachtet werden müsse die Mengen- und Preisentwicklung, da es nominale Zahlen seien. Von einem niederländischen Institut gebe es Volumenzahlen bis Oktober, die nicht so schlecht aussähen, sagte Gern.

Der Rückgang sei fast ausschließlich auf Preisrückgänge zurückzuführen. Die Rohstoffpreise seien rückläufig, was sich auf die chinesischen Export- und Importwerte auswirke. "Von den Mengen her kann man durchaus von einer Erholung im Jahr 2023 sprechen." Sie sei vielleicht geringer und weniger dynamisch als erwartet. "Aber es ist nicht so deprimierend, wie die wertmäßige Entwicklung andeutet."

@ dpa.de