Floßtour in Värmland / Mittelschweden
16.08.2015 - 11:30:00Lautlos trägt die Strömung das Floß mit sich fort. Jugendträume werden wahr. Am Ufer ziehen Wälder und hier und dort ein paar Ansiedlungen an uns vorbei. Die Zeit scheint stillzustehen.
Floßbau
Am Nachmittag treffen wir uns in Gunnerud (ca. 95 km nördlich von Karlstad). Hier erhalten wir Ausrüstungen, Informationen zur Fahrt und üben schon die ersten Knoten an einem Übungsfloß.
Quelle: Torsten Dann
Am folgenden Tag werden wir zum etwa 50 km nördlich entlegenen Bauplatz für die Flöße gebracht. Hier erwarten uns sorgsam übereinander gestapelte 3 m lange Baumstämme. Diese sortieren wir zunächst nach Größe; das Floß wird aus drei Lagen Stämmen unterschiedlicher Größe zusammengestellt. Die dicken Stämme werden schließlich ins Wasser gerollt und mit einem halben Schlag verknotet, die Stämme der mittleren Schicht werden quer zur unteren Schicht dicht gepackt, nur noch die äußeren Stämme werden verknotet. Die oberste Schicht entsteht wie die mittlere: querliegend mit zwei festgeknoteten Randstämmen.
Die oberste Schicht wird mit zusätzlichen Stämmen abgeschlossen, diese dienen uns später als Sitzgelegenheit.
Jetzt wird noch "schnell" die zweite Floßhälfte gebaut und beide Hälften miteinander verknotet. So entsteht eine Fläche von ca. 18 qm. Auf eine Floßhälfte ziehen wir über ein Gerüst eine Plane und haben so einen Wetterschutz. Wir beladen das Floß mit Proviant und Trinkwasser für die nächsten vier Tage und (fluß-)ab geht’s.
Floßfahrt
Auf einer Länge von ca. 270 km fließt der Klarälven von der norwegischen Grenze bis zum Vänern-See. Bis einschließlich 1991 wurde auf dem Klarälven gewerbsmäßig Holz geflößt, jetzt übernehmen das die Touris;-).
Der Strom fließt mit ca. 2 km/h, meist mühelos bewegt sich unser Floß. In Ufernähe mußten wir häufig zu Paddel oder Stakstange greifen, um nicht die knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Baumstämme oder Steine zu rammen. Auch Sandbänke sind eine Gefahr, wenn man ungewollt aufläuft. Da hilft dann nur eins, das Floß wieder in seine Hälften zerlegen und in die Strömung zurückschieben.
Quelle: Torsten Dann
Abenteuerlich war für uns jedes Mal die Landung. Hatten wir uns einen bestimmten Landeplatz ausgesucht, so haben wir diesen mitunter nicht erreicht. Die Strömung ist beharrlich und das Floß nicht leicht (ca. 3 t), selbst paddeln hat uns dem Ufer nicht unbedingt näher gebracht. Meist haben wir an einem vom Fluß für uns bestimmten Platz angelegt und vom "Jedermannsrecht" Gebrauch gemacht, dieses erlaubt wildes Zelten in der Natur für eine Nacht.
Quelle: Torsten Dann
Romantisch ist die Floßtour zur Sommersonnenwende. In der Dämmerung wird die Wasseroberfläche spiegelglatt, man kann viele Tiere (Biber, Entenfamilien) beobachten, unhörbar trägt die Strömung uns mit sich fort.