Musik, Geigen

Großveranstaltungen und Events langfristig nicht durchführbar

03.06.2020 - 17:57:06

Der Chef der europaweit agierenden Veranstaltungsagentur Eventim geht von langfristigen Beschränkungen bei Events und Konzerten aus.

Grünes Licht für Großveranstaltungen und Events wird es für einen längeren Zeitraum nicht mehr geben, zeigt sich der Chef der Eventagentur Eventim, Klaus-Peter Schulenberg, in einem Podcast von „Capital“, „Stern“ und der n-tv-Redaktion überzeugt. Erst die Entwicklung eines Impfstoffes oder eines wirksamen Medikamentes wird die derzeitige Situation grundlegend verändern. Eine Einhaltung der geforderten Mindestabstände zwischen Besuchern ist bei Kulturevents mit einer fünfstelligen Teilnehmerzahl unrealistisch. Schulenberg stellt sich trotz der einschneidenden Konsequenzen für die Veranstaltungen seiner Agentur hinter die derzeit gültigen Kontaktbeschränkungen. Der Schutz der Gesundheit und unseres Gesundheitssystems hat höchste Priorität. Allerdings macht der Kulturveranstalter in seinem Statement deutlich, dass die staatlichen Regelungen für die Eventbranche, wie für die nahezu gesamte Kulturbranche, einem „Berufsverbot“ entspreche.
Wir reden von einer Branche in der allein in Deutschland etwa 130.000 Arbeitnehmer beschäftigt sind. Es handelt sich dabei nicht nur um die Mitarbeiter der Agenturen, sondern auch die Angestellten von Catering-Unternehmen, um Kleinstbetreibe im Bühnenmanagement oder die Bühnentechniker. Für einen jetzt absehbaren längerfristigen Ausfall der Einnahmen sind diese Selbständige oder Saisonarbeiter nicht gewappnet. Hier entsteht ein riesiges soziales Problem.
Als Ausweg aus der Krise sieht der Chef eine der größten Eventagenturen in Deutschland nur die Auflage eines staatlichen Rettungsschirms für den Kultursektor. Schulenberg versteht die Ausarbeitung eines Rettungsprogrammes nicht als Forderung an die Bundesregierung, sondern als Anregung. Wir wollen auf die spezielle Situation der Kulturschaffenden hinweisen und ein Problembewusstsein schaffen, so Schulenberg in dem Podcast von „Capital“, „Stern“ und der n-tv-Redaktion. Um einen Eindruck von der Dimension des kulturellen Lock-Downs zu geben, verweist der Eventim-Chef auf die Anzahl von 155.000 Events, die seit März nicht stattfinden konnten. Allein in Deutschland beläuft sich die Zahl von abgesagten Veranstaltungen auf 86.000. Die Kompensation der verkauften Eintrittskarten verläuft durch die Ausgabe von Gutscheinen an die Kunden. Diese Regelung der Bundesregierung war für unsere Branche bisher ein Hauptgrund für das Überleben. Eine Pflicht zur Rückzahlung der bereits gekauften Tickets hätte ein Massensterben in der Veranstalterszene nach sich gezogen.
Schulenberg bedankt sich ausdrücklich auch bei den Besuchern der Kulturevents, die der existenziellen Notlage der Veranstalter bisher mit einem außerordentlichen Verständnis begegnet seien. Bei einer Umfrage unter 20.000 Kunden waren über 60 Prozent bereit, die Gutscheinlösung zu akzeptieren. In einem normalen Jahr verkaufen wir nahezu 700.000 Tickets pro Tag. Aktuell sind es noch etwa 10.000 Tickets. Und diese sind hauptsächlich Tickets für Veranstaltungen, die im Jahr 2021 auf dem Programm stehen. Für das laufende Jahr gibt es praktisch keinen Umsatz, so der Kulturmanager.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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