Kultur, Ulrich Matthes

Präsident der Filmakademie sorgt sich um Künstler

04.04.2020 - 06:44:32

Ulrich Matthes, Präsident der Deutschen Filmakademie und selbst Schauspieler, bedauert die Auswirkungen der Coronakrise auf die meisten freiberuflichen Künstler.

Matthes verweist am Samstag (04.04.20) gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland darauf, dass er selbst durch seine feste Gage abgesichert sei. Er ist am Berliner Deutschen Theater engagiert. In dieser Position befinden sich derzeit alle Schauspieler und Musiker der staatlich subventionierten Theater und Orchester, die keinerlei Einkommenseinbußen hinnehmen müssen – trotz des geltenden Aufführungsstopps. Die Freiberufler hingegen müssen nicht nur um ihre künstlerische, sondern vor allem um ihre materielle Existenz fürchten. Diesen ginge es zehnmal schlechter, so Matthes, der vor allem in seiner Funktion als Präsident der deutschen Filmakademie den Kontakt zu den Betroffenen sucht. Er verwies in diesem Kontext auf eine Mutmach-Mail, die er in den letzten Tagen an alle Mitglieder verschickt habe. Auch sei er in Gesprächen mit der Geschäftsführung der Akademie wegen des anstehenden Deutschen Filmpreises. Man suche derzeit eine Form der möglichen Verleihung. Die übliche Gala kann selbstredend nicht stattfinden. Es solle aber ein Zeichen der Solidarität geben. Die Branche, der es insgesamt furchtbar schlecht gehe, benötige diese Geste, so die Auffassung des Akademiepräsidenten. Nach seiner Überzeugung sei die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ebenso wie ihre Kabinettskollegen sehr bemüht, die finanziellen Verwerfungen für Millionen Menschen weitestgehend abzufedern. Matthes glaubt aber mit einem realistischen Blick auf die Entwicklung nicht, dass man allen helfen könne. Versuchen müsse man es dennoch.

Zu den derzeit vielfach eingesetzten Online-Formaten äußerte sich der 60-jährige Künstler ebenfalls. Diese seien in Wahrheit kein Ersatz für eine reale Begegnung zwischen den Künstlern und ihrem Publikum, weil das unmittelbare Feedback fehle. Er hält die online aufgeführte Kunst für eine eher unzulängliche Kompensation des Aufführungsverbots. Menschen seien nun einmal soziale Wesen, so der Schauspieler. Sie bräuchten den unmittelbaren Kontakt zueinander, bei dem man gemeinsam berührt werde, gemeinsam lachen könne oder auch gemeinsam in einem Stadion begeistert einem sportlichen Wettkampf zuschaue. Ulrich Matthes freut sich dementsprechend jetzt schon „innerlich jubelnd“ auf die Zeit, in der das alles wieder vorbei sein werde. Er freut sich auf seine nächsten Bühnenrollen und glaubt, dass dabei sicherlich einige „Tränchen fließen“ werden. Gleichzeitig erhofft er sich von der Krise den positiven Effekt, dass alle Menschen hinterher etwas sorgsamer, zugewandter und empathischer miteinander umgehen werden. Man müsse nun aus dem gegenwärtigen Extremzustand lernen, wie zerbrechlich unsere Gemeinschaft und jeder einzelne Mensch sei. Es gehe immer um Gemeinsinn und Solidarität, nicht um Hass und das Schüren von Konflikten. Diese Krise zeige überdeutlich auf, dass wir unser gesamtes Leben als „soziale Tiere“ nur gemeinsam gestalten könnten. Er hoffe übergreifend auf diese Einsicht, so der Präsident der Filmakademie. Das sei sein „zartes Pflänzchen Hoffnung“.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A-055824

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