Prozess, Sterbehilfe-Fall

Eine Frau leidet jahrelang an schweren Depressionen.

08.04.2024 - 09:26:03

Prozess um Sterbehilfe-Fall: Urteil gegen Arzt erwartet. Sie bittet einen Arzt um Sterbehilfe. Er überlässt ihr Medikamente.

Im Prozess um einen Sterbehilfe-Fall gegen einen Arzt will das Berliner Landgericht am Montag ein Urteil verkünden. Der 74-Jährige hatte laut Anklage einer an einer schweren Depression erkrankten Frau tödlich wirkende Medikamente überlassen. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mediziner vor, ihm sei bewusst gewesen, dass die 37-Jährige wegen ihrer Erkrankung zur freien Willensbildung nicht in der Lage gewesen sei. Zum Tatzeitpunkt habe sie sich in einer akuten Krankheitsphase befunden. Die Staatsanwältin plädierte auf eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten wegen Totschlags in mittelbarer Täterschaft. Der Verteidiger forderte Freispruch.

Die Studentin der Tiermedizin soll Anfang Juni 2021 Kontakt zu dem Arzt aufgenommen haben. Laut Anklage stellte ihr der Mediziner knapp zwei Wochen später tödlich wirkende Tabletten zur Verfügung, die sie jedoch erbrach. Am 12. Juli 2021 soll der Arzt dann der 37-Jährigen in einem Hotelzimmer eine Infusion mit einem tödlich wirkenden Medikament gelegt haben. Diese habe die Frau laut Ermittlungen selbst in Gang gebracht - kurz darauf sei sie gestorben.

Der Arzt hatte zu Prozessbeginn erklärt, er habe zu keinem Zeitpunkt an der «Urteils- und Entscheidungsfreiheit» der Frau gezweifelt. Er habe bei ihr «die große seelische Not und die Entschlossenheit» gesehen, notfalls einen Gewaltsuizid zu begehen. Sein Verteidiger sagte im Plädoyer, es fehle an einer gesetzlichen Regelung - «das ist ein großes Problem».

Der 74-Jährige, der einer Sterbehilfeorganisation angehört, ist in einem früheren Prozess um Sterbehilfe im Fall einer an einer chronischen Darmerkrankung leidenden Frau freigesprochen worden.

@ dpa.de