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Better Call Saul: „James M. McGill – ein Anwalt, dem Sie vertrauen können“

11.02.2015 - 15:56:08

Im Rahmen der Berlinale zeigte Netflix am 10. Februar die beiden ersten Folgen ‚Uno‘ und ‚Mijo‘ der lang erwarteten Serie Better Call Saul als exklusive Deutschlandpremiere im Haus der Berliner Festspiele. Zur Überraschung aller Anwesenden war auch Hauptdarsteller Bob Odenkirk vor Ort und ließ es sich nicht nehmen, vor Beginn der Vorstellung unter begeistertem Applaus und sichtlich überwältigt mitten im Publikum Platz zu nehmen.

Eine ganz besondere Vorstellung nicht nur für die Zuschauer sondern auch für ihn, der die zweite Folge eigenen Angaben zufolge an diesem Abend zum allerersten Mal sah.

Fans von Breaking Bad erinnern sich vielleicht an das finale Aufeinandertreffen zwischen Walt und seinem Anwalt, in dem Saul orakelt, dass er es mit einer neuen Identität im besten Fall zum Manager einer Cinnabon-Filiale bringen wird. Dass ihm so viel „Glück“ offensichtlich nicht beschieden war, verdeutlicht die einminütige Schwarzweiß-Sequenz, mit der Better Call Saul beginnt. Wir erleben Saul Goodman inkognito als einfachen Mitarbeiter einer Cinnabon-Filiale, der tagsüber in der Angst lebt, enttarnt zu werden, und abends allein mit einem Drink in seinem Appartement sitzt und sich ein Videoband mit seinen alten Werbespots ansieht.

Insgesamt ist das Spin-Off mit einem der beliebtesten Charaktere von Breaking Bad als Prequel konzipiert, das zeitlich 6 Jahre vor den Geschehnissen um Walter White und Jesse Pinkman angesiedelt ist – und so springen wir aus der farblosen Gegenwart unvermittelt zurück ins Jahr 2002, als Saul Goodman noch James ‚Jimmy‘ McGill heißt und als Pflichtverteidiger für das Gericht von Albuquerque tätig ist. Trotz auf der Toilette einstudierter flammender Plädoyers ist er in der Verteidigung seiner – zugegebenermaßen grenzwertigen – Klienten nur mäßig erfolgreich, und auch finanziell reicht es an allen Ecken und Enden nicht. Am Schrankenhäuschen des Gerichtsparkplatzes führt er nach den Verhandlungen regelmäßig Diskussionen um die Parkgebühr (die Tatsache, dass es sich bei dem Parkplatzwächter um Mike Ehrmantraut handelt, verleiht diesen Begegnungen eine ganz besondere Note), und sein Büro von der Größe eines Schuhkartons liegt im Hinterzimmer eines vietnamesischen Nagelstudios. Potentielle Klienten lädt er mit verstellter Sekretärinnen-Stimme und einem Hinweis auf aktuelle Malerarbeiten zum Kundengespräch ins Restaurant ein, statt eigener Visitenkarten verteilt er Streichholzschachteln einer anderen Kanzlei mit seiner Telefonnummer. Als er auch noch unverschuldet in einen absichtlich herbeigeführten Autounfall verwickelt wird, scheint die frustrierende Ausgangslage zunächst ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Doch Jimmy wäre nicht Jimmy, wenn ihn nicht auch eine solche Situation inspirieren würde. Mit tatkräftiger Unterstützung durch seine Unfallverursacher plant er fortan minutiös seinen ersten Coup – leider ohne zu wissen, dass die Zielperson nicht diejenige ist, für die er sie hält. So nimmt die Handlung schließlich eine unverhoffte Wendung, in deren Verlauf wir nicht nur einem weiteren bekannten Breaking Bad-Charakter begegnen sondern auch die Redegewandtheit des künftigen Saul Goodman bewundern dürfen. Wie er sich mitten in der endlosen Wüste New Mexicos aus einer aussichtslosen Lage schwadroniert und mit bewaffneten Kriminellen um sein eigenes Leben und das seiner Mitstreiter verhandelt, gehört wohl zu den Schlüsselszenen der ersten beiden Folgen.

Die Handschrift von Vince Gilligan und Peter Gould ist unverkennbar – von den längeren und ruhigen Sequenzen bis hin zu den satten Farben und der Situationskomik ist alles vorhanden. Wer die Erzählweise und die Kameraeinstellungen von Breaking Bad liebte, kommt auch hier voll auf seine Kosten. Gleichzeitig überzeugt Better Call Saul als für sich allein stehendes Konzept, das Zuschauer auch ohne Vorkenntnisse der Ereignisse in späteren Jahren begeistern wird. Bereits die ersten beiden Folgen machen dank des spannenden Drehbuchs und der schauspielerischen Leistung Bob Odenkirks Lust auf mehr und lassen erahnen, dass es sich hierbei um ein ganz besonderes Format handelt.

Wer sich davon selbst überzeugen möchte, findet ‚Uno‘ und ‚Mijo‘ ab sofort exklusiv auf Netflix. Jede Woche folgen zwei neue Episoden, und sämtliche freigeschalteten Folgen können auf SmartTVs, Tablets, Smartphones und am PC zu jeder beliebigen Uhrzeit angesehen werden. Als zusätzliches Schmankerl synchronisieren sich die Apps untereinander, so dass man mit dem Gucken beispielsweise unterwegs auf dem Tablet beginnen, zwischenzeitlich pausieren und abends gemütlich vor dem Fernseher an derselben Stelle fortfahren kann. Voraussetzung ist der Abschluss eines jederzeit kündbaren monatlichen Abonnements ab 7,99 EUR, das Zugriff auf zahlreiche Filme und Serien bietet, von denen Breaking Bad, The Walking Dead und Dexter nur einige sind. Und wann wäre der Zeitpunkt für einen kostenlosen Netflix-Probemonat besser gewählt als jetzt?

Lange genug hatten wir die finalen Worte des Anwaltes Saul Goodman in Breaking Bad im Ohr: „Es ist vorbei“. Dass dem durchaus nicht so ist, beweist uns Jimmy McGill ab dem heutigen Tage nun endlich auch in Deutschland. 

Autor: AS