Fußball, Weltmeisterschaft

Was bedeutet Christiano Ronaldos Wechsel nach Saudi-Arabien für den Fußball?

18.01.2023 - 10:00:33

 
Quelle: PAP/EPA/Rolex dela Pena

Christiano Ronaldo hat dem europäischen Fußball den Rücken gekehrt und beendet seine Fußballkarriere in Saudi-Arabien. Der Portugiese hat einen Vertrag bis 2025 beim Klub Al-Nassr unterschrieben. Dieser soll ihm mehr als 200 Millionen Euro an Gehalt über die kommenden drei Jahre zahlen. Man kann also durchaus behaupten, dass Geld bei dem Transfer eine Rolle gespielt hat.

Ronaldo war bisher bei Manchester United unter Vertrag, wurde dort aber aus sportlichen und persönlichen Gründen aussortiert. Anschließend hatte kein europäischer Top-Verein Interesse an ihm. Aber was bedeutet dieser Wechsel des Ausnahmetalents für den Fußball insgesamt? Werden wir in den kommenden Jahren mehr Spieler sehen, die ihre Karriere in Saudi-Arabien ausklingen lassen?

Ronaldo ist kein Einzelfall

Als erstes muss man feststellen, dass viele europäische Fußballer vor dem Wechsel von Ronaldo nach Saudi-Arabien, ihre Karrieren außerhalb von Europa beendet haben. Beliebte Ziele waren bisher die USA, China und einige Golfstaaten wie Oman – oder Saudi-Arabien. Ronaldo ist also kein Einzelfall. Allerdings ist das Gehalt, das der berühmte Portugiese erhält, einfach auf einem anderen Niveau als bei anderen Spielern zuvor. Genau an dieser Stelle muss man bei der Analyse des Wechsels und dem Einfluss auf die Zukunft des Fußballs ansetzen.

Christiano Ronaldo war zusammen mit Lionel Messi einer der prägendsten und besten Fußballer der letzten fünfzehn Jahre. Die Scheinkraft von Ronaldo ist weltweit immer noch riesig, obwohl er in den letzten Jahren sportlich nachgelassen hat. Und genau deshalb hat man Christiano Ronaldo für viel Geld nach Saudi-Arabien geholt.

Denn es geht nicht darum, dass Ronaldo seinen neuen Club zum Titelgewinn in der saudischen Liga führt. Ronaldo ist eine Symbolfigur, die das Image des Landes aufpolieren soll. Ein Teil dieser Kampagne soll auch die Bewerbung für die Weltmeisterschaft 2030 sein, bei der Ronaldo ebenfalls eine zentrale Rolle spielen wird und die richtige Wettstrategie fordert.

Ob Saudi-Arabien den Zuschlag bekommen wird, ist noch ungewiss. Aber eins ist klar: der Wechsel von Ronaldo ist mehr eine politische Imagekampagne als ein sportlicher Wechsel – auch wenn Ronaldo umgehend der beste Spieler der saudischen Liga sein wird.

Werden andere Profispieler Ronaldo folgen?

Dennoch sollte man nicht unbedingt davon ausgehen, dass in Zukunft Massen von europäischen Fußballen nach Saudi-Arabien auswandern werden. Es wäre jedoch nicht überraschend, wenn wir in Zukunft mehr Spieler sehen, die nach Saudi-Arabien gehen. Ganz einfach, weil das Geld zu verlockend ist. Und wer will es den Spielern verübeln? Mittlerweile sind sogar Gerüchte aufgetaucht, dass Marco Reus ebenfalls einen Wechsel nach Saudi-Arabien in Erwägung zieht. Was an diesen Gerüchten dran ist, wird die Zukunft zeigen.

Was der Wechsel von Ronaldo zeigt? Dass Geld die Fußballwelt regiert. Dies ist keine neue Feststellung oder Entwicklung. Dies kann man schon seit vielen Jahren beobachten. Die Kombination aus Ronaldo und Saudi-Arabien ist einfach nur ein Extrembeispiel für die aktuelle Lage des Profifußballs.

Geld regiert die Fußballwelt

Aktuell ist nicht absehbar, ob sich diese Entwicklung in naher Zukunft umkehren wird. Das Gegenteil scheint eher der Fall zu sein. Man kann im europäischen Fußball beobachten, wie sich einige Teams mit viel Geld und scheinbar unendlichen Möglichkeiten die besten Spieler der Welt zusammenkaufen. Für den Fußball und die Konkurrenzsituation ist dies eine schreckliche Entwicklung.

Und auch für die Fans ist dies eine Entwicklung, deren Probleme man vor allem in der englischen Premier League beobachten kann. Dort geht aktuell das meiste Geld in allen europäischen Ligen um. Die Fankultur scheint auf der Insel davon nicht zu profitieren. Denn weder die Ticketpreise noch die Vereinsbindungen der Fans sind positiv für den Fußball in England.

In Deutschland ist man von englischen Verhältnissen noch weit entfernt. Aber auch in der Bundesliga reagiert das Geld. Der FC Bayern München hat in den letzten zehn Jahren in jedem Jahr die Meisterschaft gewonnen. Auch dieses Jahr scheint es darauf hinauszulaufen, dass der FCB wieder deutsche Meister wird. Und daran wird sich voraussichtlich auch in Zukunft nicht viel ändern. Denn wer viel Geld hat, kann den Titel gewinnen, noch mehr Geld verdienen, noch bessere Spieler holen, weitere Titel gewinnen, noch mehr Geld verdienen. So setzt sich die Endlosschleife fort. Der Abstand zu den anderen Teams wird dadurch immer größer.

Aber diese Entwicklung hat nichts mit der Person Christiano Ronaldo zu tun. Der Fall des Portugiesen ist ein besonderer Aspekt der Lage im aktuellen Fußball. Aber er ist sicherlich nicht der Auslöser für die aktuelle Situation. Die Folgen für die Zukunft des Fußballs sind bei diesem Wechsel deswegen überschaubar.