Kreißsaal

Studien-Ergebnis: Mutter werden fordert großen Teil des Einkommens

22.06.2020 - 08:28:00

Trotz ausgebauter Betreuungsangebote müssen sich Frauen beim bekommen eines Kindes noch immer mit finanziellen Einbußen konfrontiert sehen.

Zwar habe sich die Einkommensdifferenz zwischen Männern und kinderlosen Frauen in der Vergangenheit verkleinert, dennoch klaffe der Einkommensunterschied zwischen Müttern und kinderlosen Frauen mittlerweile immer deutlicher. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegeben wurde.

Demnach reduziere sich das so genannte Lebenserwerbseinkommen durchschnittlich um ca. 40 Prozent, wenn sich eine Frau für Nachwuchs entscheide. Sogar um durchschnittlich 70 Prozent sollen es sich gegenüber kinderlosen Frauen handeln, wenn eine Frau sich für einen Haushalt mit drei oder mehr Kindern entscheide. Bei der Studie analysiert wurden die Einkommen, die sowohl Frauen, als auch Männer durchschnittlich während eines gesamten Berufslebens hinweg erwirtschaften. Eine frühere Studie, die nach der gleichen Systematik erstellt wurde, zeigte bereits im Fühjahr, dass Männer auch heute noch fast doppfelt so viel Einkommen zugesporchen bekommen als Frauen. Die erste Studie zeigte auf, dass Männer in Westdeutschland bis zu ihrem 70. Lebensjahr ein gesamtes Einkommen über rund 1,5 Millionen Euro verdient haben dürften. Frauen in Westdeutschland dürften in der gleichen Zeitspanne lediglich 830 000 Euro erwirtschaftet haben. Erstmals wurde hierbei die Auswirkung für Frauen von der Entscheidung ein Kind oder mehrere Kinder zu bekommen berücksichtigt.

Während kinderlose Frauen entsprechend der Berechnung der Simulation hingegen einen gesamten Verdienst von ungefähr 1,3 Millionen Euro und somit zumindest annähernd das Einkommen eines Mannes erwarten könnten, mache sich bei einer Frau mit einem Kind bereits ein Verlust von 43 Prozent bemerkbar. Bei zwei Kindern vergrößere sich die Lücke auf 54 Prozent, bei einem dritten Kind sogar auf 68 Prozent. Projektbegleiter der Bertelsmann-Stiftung sehen hier die noch immer vorherrschende Vorstellung, dass Männer nun einmal als Hauptversorger eines Haushalts angesehen würden und Frauen neben der Erledigung von häuslichen Pflichten lediglich als Zuverdienerinnen agieren würden. Zwar handele es sich hierbei um ein altmodisches Aufteilungsmodell zwischen Mann und Frau, dennoch gelte es auch noch immer für die jüngeren Generationen. Weshalb sich die Lücke zwischen kinderlosen Frauen und Müttern beim Einkommen immer weiter vergrößere.

Auf der einen Seite würden kinderlose Frauen aufgrund guter Bildungsabschlüsse und einer gestiegenen Erwerbsbeteiligung allmählich an die Einkommen von Männern anschließen, auf der anderen Seite sei bei den Einkommen von Müttern weiterhin kaum eine Entwicklung zu beobachten. Heutzutage müssten sich Frauen, die sich für das bekommen von Kindern entscheiden, gar mit größeren finanziellen Einbußen als früher konfrontiert sehen. Das genaue Gegenteil sei bei Männern der Fall. Demnach verdienen Väter sogar bis zu 20 Prozent mehr als ihre kinderlosen Geschlechtsgenossen. Für Besorgnis bei der Bertelsmann-Stiftung sorge zudem die gegenwärtige Corona-Krise, die die finanziellen Nachteile der Mütter gar noch mehr ausprägen könnten. Schließen würden auch kürzere Arbeitszeiten, eine aufwendigere Kinderbetreuung und schmale Kurzarbeiter-Gehälter ihr Übriges tun. Reformvorschläge, die seit Jahren auf eine Bearbeitung warten würden, gehörten in den Fokus der Politiker gerrückt. Optimierung bedürfe es beim Angebot von Ganztagsschulen, beim Ehegattensplitting und bei den Minijob-Regelungen, damit Familie und Beruf vor allem für Mutter besser zu vereinbaren wären.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, Leo Stereo

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