Internationale Politik

Städtebund erteilt der Forderung nach einem kostenlosen Nahverkehr eine Absage

06.03.2020 - 09:24:32

Kommunalvertreter verweisen auf einen hohen Investitionsbedarf im öffentlichen Nahverkehr und schließen eine kostenlose Personenbeförderung in naher Zukunft aus.

Seit der öffentliche Nahverkehr im Nachbarland Luxemburg als kostenlose Dienstleistung angeboten wird, gibt es auch in Deutschland eine Diskussion um eine Neustrukturierung des Nahverkehrsangebots in Städten. Eine Lösung, wie sie in Luxemburg praktiziert wird, ist für deutsche Kommunen derzeit nicht umsetzbar, betont Gerd Landsberg, Geschäftsführer des deutschen Städte- und Gemeindetags, gegenüber dem „Handelsblatt“. Die Kommunen befinden sich in einer schwierigen Finanzlage und müssen derzeit viele Mittel für einen Um- und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur aufbringen. Die Verkehrswende verlangt eine Neudefinition von urbaner Mobilität und der öffentliche Nahverkehr ist dabei ein entscheidender Faktor. Die kommunalen Verkehrsbetriebe weisen derzeit Jahreseinnahmen von rund 13 Milliarden Euro durch die Ticketverkäufe aus, aber selbst dies reicht bei Weitem nicht aus, auch nur die laufenden Kosten zu decken, geschweige denn die notwendigen Investitionen zu tätigen. Der Nahverkehr ist ein hoher kommunaler Kostenfaktor. In manchen Nahverkehrsverbünden müssen die Kommunen mehr als 50 Prozent Zuschüsse leisten, beklagt der Vertreter des Städtetages. Landsberg hält derzeit die Initiativen für eine Vereinheitlichung der Tarife für vordringlicher. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Jahrestarif für die Benutzung aller kommunalen Verkehrsverbünde ein wichtiger Schritt zu einer höheren Kundefreundlichkeit wäre. Jeder Besitzer einer derartigen Jahreskarte, könnte dann bundesweit alle Angebote der kommunalen Verkehrsbetriebe nutzen. Der Geschäftsführer des Städtetages verweist auf Experimente von kleineren Kommunen mit einem kostenlosen Nahverkehrsangebot. In Bayern gibt es in Pfaffenhofen ein derartiges Modell, in Nordrhein-Westfalen in Monheim. Die beiden Gemeinden haben mit ihrer Kostenfreigabe eine deutliche Erhöhung der Fahrgastzahlen erreicht. Allerdings ist häufig nicht die Fahrgastauslastung das Problem, sondern die Kapazitäten. In den Hauptverkehrszeiten ist der Nahverkehr häufig schon am Rande seiner Leistungsfähigkeit. Im Gegensatz zum Städtetag sieht der Bundesverband der Verbraucherzentralen in der Luxemburger Aktion ein Modell. Wir brauchen eine deutliche Steigerung der Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr fordert Marion Jungbluth, Mobilitätsexpertin der Verbraucherorganisation. Doch auch die Verbraucherschützerin sieht die Dringlichkeit zunächst in der Verbesserung der Qualität des Angebots. Gegenüber dem „Handelsblatt“ verweist Jungbluth auf die Problematik der Zeittaktung und des Zustands der Verkehrsmittel. Der öffentliche Nahverkehr muss verlässlich und komfortabel werden, wenn er als eine echte Alternative zum Individualverkehr funktionieren soll. Das Angebot muss stimmen. Wenn nur zweimal am Tag ein Bus fährt und der dann auch noch laut und überfüllt ist, wird da niemanden vom Nahverkehr überzeugen.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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