Somemrlad, Möbeleinrichtungshaus

Lückenschluss A66 und A7 – neue Chancen für den Möbelhandel?

19.09.2014 - 14:27:05

Das geplante Sommerlad Möbelhaus an der Autobahnausfahrt Fulda-Mitte entfacht politische Diskussionen.

Wer hätte gedacht, dass der Lückschluss zwischen der A66 und der A7 den Möbelmarkt sowie den Einzelhandel in der Stadtregion Fulda in Aufruhr versetzt und eine politische Diskussion entfacht?

Doch bevor es daran geht, diese Frage ausführlich zu erörtern, sollten aktuelle Entwicklungen im Möbelmarkt genauer in Augenschein genommen werden. Die grundlegende Veränderung im Möbelhandel der letzten Jahre war gewiss das Online-Shopping. Zunehmend mehr Kunden entscheiden sich dafür, Ihre Möbel online zu bestellen. Anstatt sich auf den Weg ins Möbelhaus zu machen und dort sämtliches Mobiliar anzuschauen und zu testen, sitzen potentielle Kunden heute oft bequem auf der eigenen Couch, das Tablet in den Händen haltend und schauen sich das Sortiment des jeweiligen Online-Shops in Ruhe an. Produktbeschreibungen, Bilder, Produktvideos helfen dabei, einen möglichst genauen Eindruck der Produkte zu erhalten. Und falls die bestellten Artikel nach der Zustellung doch nicht gefallen, greift das Rückgaberecht.

Da viele Online-Shops außerdem nur online verkaufen und deshalb lediglich ein Lager, aber keine Ausstellungsräume anmieten, sind deren Betriebskosten geringer als die stationärer Möbelhäuser. Die Produkte erweisen sich deshalb online häufig auch noch günstiger als im nahe gelegenen Möbelhaus. Ein Grund mehr für Möbelsuchende sich erst gar nicht auf den Weg zum Möbelgeschäft zu machen und bequem online zu bestellen.

Was muss ein Möbelhaus also tun, um Kunden zum Besuch vor Ort zu animieren?

Damit Kunden trotzdem das Möbelhaus aufsuchen, muss  dieses mehr bieten als „nur“ die Möglichkeit, das Sortiment „live“ zu erleben. Wie dies geht, zeigt unter anderem der bekannte, Möbelriese aus Schweden. Dort kommen die Leute nicht allein wegen der Möbel- und Einrichtungsgegenstände hin – nicht umsonst öffnet das Restaurant & Café meist schon bevor das eigentliche Möbelhaus zugänglich ist.

Eine Fahrt dahin kommt für die Familie einem Tagesausflug gleich. Erst folgt das leckere Frühstück im Café/Restaurant. Während sich dann die Kinder im Småland vergnügen, schlendern  die Erwachsenen durch die Möbelwelt. Diese ist nach Themen und Räumen unterteilt, lädt einen förmlich zum Probesitzen und Probeliegen ein und bietet zahlreiche Inspirationen, um den skandinavischen Einrichtungsstil erfolgreich in den eigenen Wohnräumen umzusetzen. Wer nach dem anstrengenden Shopping Hunger bekommt oder die eine oder andere schwedische Leckerei zu Hause genießen möchte, kann sich entsprechend im Shop am Ausgang versorgen.  

Natürlich ist der schwedische Möbelriese eine Sache für sich, doch auch andere Möbelhäuser in Deutschland verfolgen ein ähnliches Konzept: Der Möbelhaus-Besuch als Erlebnis für die ganze Familie. Und damit dieses aufgeht, werden solche Möbelwelten außerhalb der Stadt, möglichst in der Nähe von Autobahnen bzw. Autobahnausfahrten gebaut. Denn die Marktentwicklung zeigt, dass durch eine qualifizierte Verkehrsanbindung das Einzugsgebiet eines Unternehmens steigt. Außerdem bietet ein Standort am Rande oder außerhalb der Stadt mehr Raum für den Ausbau von Parkplätzen und logistischen Einrichtungen.

Die neue Sommerlad Möbelstadt bei Fulda

Der Lückenschluss zwischen der A66 und der A7 brachte das Möbeleinrichtungshaus Sommerlad dazu, ein ähnliches Konzept zu verfolgen.  Der Standort Petersberg/Fulda soll aufgegeben werden (der Mietvertrag wurde bereits gekündigt), um eine neue, große Möbelstadt  nahe der Autobahnausfahrt Fulda-Mitte  im Wert von ungefähr 30 Millionen Euro zu errichten. Ziel Sommerlad ist es damit seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und ca. 230 Arbeitsplätze zu sichern.

Der Plan sah folgendermaßen aus:

-          eine Verkaufsfläche von 28.000 Quadratmetern (23.400 qm für Möbel), um eine Gardinen- und Leuchten-Abteilung neu hinzuzufügen, die Teppich-Abteilung zu vergrößern und ein Restaurant-Betrieb sowie einen Kinds-Club zu integrieren

-          eine 60.000 qm großes Logistikzentrum

-          600 Parkplätze für Kunden

Das 100.000 Quadratmeter große Grundstück hat Sommerlad bereits gekauft. Doch, da die Stadtregion Fulda aus vier ehemaligen Kommunen besteht, bedarf es der Zustimmung aller vier Bürgermeister, um grünes Licht für den Bau zu erhalten. Diese konnten sich jedoch bislang nicht einig werden: drei waren dafür, einer dagegen.

Die Gefährdung des Einzelhandels in der Stadt sowie des regionalen Möbelmarkt, lautet das Hauptargument gegen den Bau eines Möbelhaues dieser Größenordnung. Ein neutrales Gutachten wurde erstellt, um zu entscheiden, welche Größe annehmbar sei. Laut diesem wäre jedoch eine Fläche für Möbel von maximal 21.000 qm, anstatt der geplanten 23.400 qm, für den regionalen Handel zumutbar.

Sogar ver.di schaltete sich, wie aus einem Bericht der Osthessen-News bekannt wurde,  in die Diskussion ein, um sich für das neue, große Möbelhaus auszusprechen. Denn die Erweiterung des Sortiments und des Angebots im Möbelhaus sorgt natürlich auch für einen Zuwachs an Arbeitsplätzen. So wären bei der ursprünglich geplanten Größe ungefähr 125 neue Arbeitsplätze möglich.      

Geschäftsführer, Frank  Sommerlad, hält weiterhin an seinem Vorhaben fest. Wie das Ganze ausgeht, bleibt folglich vorerst offen. Und die Frage, die sich am Ende jedem stellt, ist, ob ein Möbelhaus dieser Größenordnung wirklich den Einzel- und Möbelhandel in der Region gefährdet, oder ob es die Region im Gegenteil eher bereichert – und zwar aus mehreren Gründen.