Schriftzug "Black lives matter"

Christian Wulff, Ex-Bundespräsident, schaltet sich in die Rassismusdebatte ein

30.06.2020 - 08:56:11

Ehemaliger Bundespräsident sieht in Deutschland ein gravierendes Rassismusproblem.

Die durch die „Black Lives matter“-Bewegung ausgelöste Rassismusdebatte in Deutschland ist noch nicht bei den eigentlichen Problemen angekommen und befindet sich weiter an der Oberfläche, beklagt Christian Wulff, ehemaliger Bundespräsident, gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es muss ein schonungsloser und offener Diskurs in der Gesellschaft um Ausgrenzung und Diskriminierung stattfinden. Hier gibt es immer noch eklatante Defizite, befindet Wulff.
Die Bundesrepublik als Einwanderungsland sollte sich offensiv zu der Integration von Migranten bekennen. Dies ist die Aufgabe jedes einzelnen Bürgers. Die Einwanderer sind unsere Stärke, stellt der Ex-Bundespräsident fest. Die deutsche Gesellschaft ist real eine Miteinander von Menschen verschiedener Herkunft, Kultur und Religion und Lebensperspektiven. Diese Vielfalt ist ein Gewinn und kein Problem. Natürlich gibt es im Zusammenleben Reibungspunkte, aber die Konflikte und Auseinandersetzungen unterschiedlicher Ansichten ergibt neue Perspektiven. Einheitlichkeit würde einer Einfältigkeit gleichkommen, warnt Wulff. Unser Grundgesetz ist die Grundlage für ein konstruktives Miteinander und es garantiert die persönliche Freiheit zu leben, wie es den eignen Überzeugungen entspricht.
Es gibt in Deutschland Gruppierungen, welche die Angst vor allem Fremden und Anderem schüren und für sich instrumentalisieren und damit den offenen Diskurs in unserem Land verhindern. Diesen Ideen, die voll von Ressentiments und Rassismus sind, müssen wir entschieden entgegentreten und sie in die Schranken weisen, fordert Wulff in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Wir benötigen den Austausch und die Differenzen, um als Gesellschaft kreativ zu bleiben. Das gilt für die Wirtschaft, die Wissenschaft und natürlich die Kultur, die ohne den Beitrag der Menschen mit Migrationshintergrund anders aussehen würde und um Vieles ärmer wäre. Wulff hatte bereits zu seiner Zeit als Bundespräsident mit provokativen Äußerungen zu einer multikulturellen Gesellschaft polarisiert. So hatte er die Bundesrepublik als eine „bunte Republik“ bezeichnet, oder den Islam als Bestandteil der deutschen Kultur. Im Rückblick sieht Wulff in seiner Positionierung die Ursache für seinen schließlichen Rücktritt als Bundespräsident. Dazu kamen persönliche Fehler und eine Medienlandschaft, die davon lebt, Menschen an den Pranger zu stellen. Wir brauchen auch eine neue Medienethik im Umgang mit Menschen, schließt Wulf in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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